Oberstleutnant Alexandre Jeaunaux, Attaché des französischen Innenministeriums,
informierte sich bei einem Besuch der Sicherheitsakademie des Bundesministeriums für Inneres (SIAK) über
die Polizeiausbildung in Österreich.
Paris/Wien (bmi) - Frankreich bildet seit den Terroranschlägen von 2015 mehr und rascher Polizisten
aus. Auch in Österreich gibt es eine Aufnahmeoffensive der Polizei. Der französische Sicherheitsattaché,
Oberstleutnant Alexandre Jeaunaux, informierte sich am 11. Jänner bei Führungskräften der SIAK
in der Marokkaner Kaserne in Wien, wie das Innenministerium in Österreich etwa 2.100 zusätzliche Polizistinnen
und Polizisten rekrutieren und ausbilden will. Generalmajor Thomas Schlesinger, BA MA, stellvertretender Direktor
der SIAK und Leiter des Zentrums für Grundausbildung, erklärte dem Kollegen aus Frankreich, wie die Aufnahme
und Ausbildung von Polizeiwerberinnen und -werbern erfolgt. Derzeit seien bereits alle mittlerweile 11 Bildungszentren
der SIAK, die für die Grundausbildung zuständig sind, ausgelastet. Um mehr Polizistinnen und Polizisten
auszubilden, braucht es mehr Lehrsäle sowie Polizeilehrerinnen und Polizeilehrer. Deshalb gibt es entsprechende
Planungen zur Erweiterung der Ressourcen. Schwerpunkte der Polizeiausbildung sind unter anderem Handlungssicherheit
und Bürgernähe: "Die Polizistinnen und Polizisten lernen so einzuschreiten, wie es die Menschen
in unserem Land zurecht erwarten dürfen, also stets korrekt, freundlich und mit Fingerspitzengefühl",
erklärte Schlesinger.
In Österreich dauert die Polizeigrundausbildung zwei Jahre, in Frankreich wurde sie
laut Jeaunaux von 12 auf 10 Monate verkürzt. In Frankreich wurden die Aufnahmekriterien erleichtert. Es gibt
in Frankreich auch eine Art Hilfspolizisten und -gendarmen, die eine verkürzte Ausbildung von drei Monaten
absolvieren. Sie dürfen nur gemeinsam mit den regulären Polizisten und Gendarmen Dienst versehen, sind
aber auch uniformiert und bewaffnet. Bei der Ausbildung in Frankreich wird auch ein Schwerpunkt auf Einschreiten
bei Terrorlagen gesetzt. Die ersteintreffende Streife bei einem Terroranschlag muss in Frankreich nun selbst einschreiten
und nicht nur mehr die Spezialkräfte verständigen. Dem französischen Sicherheitsattaché wurde
bei seinem Besuch in der SIAK auch ein Einblick in das Einsatztraining und in das modulare Kompetenztraining von
Polizeischülerinnen und -schülern geboten.
Oberstleutnant Alexandre Jeaunaux ist seit August 2017 an der französischen Botschaft als Attaché für
innere Sicherheitsangelegenheiten stationiert. Er betreut außerdem die Slowakei, Slowenien und Tschechien
mit. Jeaunaux wird in seiner Arbeit von zwei Assistenten unterstützt. Vor seiner Entsendung nach Österreich
arbeitete er in der Generaldirektion der Gendarmerie nationale in Paris.
|