New York/Wien (onb) - Der philosophische Nachlass Ludwig Wittgensteins ist in die Liste des UNESCO-Weltdokumentenerbes
aufgenommen worden. Im Rahmen eines Festaktes wurde die Urkunde am 15. Jänner an Generaldirektorin Dr. Johanna
Rachinger überreicht. Der Wittgenstein-Nachlass ist bereits die achte erfolgreiche Nominierung der Österreichischen
Nationalbibliothek für die "Memory of the World"-Liste der UNESCO.
Nachlass Ludwig Wittgenstein
Ludwig Wittgenstein (1889–1951) zählt heute zu den bedeutendsten und einflussreichsten Philosophen des
20. Jahrhunderts. Da er außer dem berühmten "Tractatus Logico-Philosophicus" zu Lebzeiten
nichts publizierte, ist es sein rund 20.000 Seiten umfassender philosophischer Nachlass, der sein Gesamtwerk auf
beeindruckende Weise dokumentiert.
Die Österreichische Nationalbibliothek besitzt einen wichtigen Teil dieses Nachlasses, darunter die Urfassung
der "Philosophischen Untersuchungen" und zwei Originaltyposkripte des "Tractatus". Der größte
Teil an Originalmanuskripten befindet sich heute im Trinity College (Cambridge), kleinere Teile auch in der Bodleian
Library (Oxford), der McMaster University Library (Kanada) und dem Noord Hollands Archief (Niederlande). Alle genannten
Institutionen haben den Nachlass gemeinsam für die Nominierung bei der UNESCO eingereicht.
Wertvolle Originale dieses Bestandes sind ab 22. März 2018 im Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek
zu sehen. Im Rahmen der neuen Sonderausstellung "Berg, Wittgenstein, Zuckerkandl: Zentralfiguren der Wiener
Moderne" wird etwa das so genannte "Gmunden Typoskript" erstmal öffentlich ausgestellt, eines
der Originaltyposkripte des später als "Tractatus Logico-Philosophicus" berühmt gewordenen
Werks. Dieses Typoskript ist wie zahlreiche andere Werke aus dem Nachlass bereits digitalisiert und über den
Onlinekatalog der Bibliothek abrufbar.
Festakt
Gemeinsam mit dem Nachlass Ludwig Wittgensteins wurde auch der Dokumentenbestand zum Bau der Semmeringbahn
im Technischen Museum Wien ausgezeichnet. Im Rahmen eines Festaktes im dortigen Festsaal überreichte Mag.
Gabriele Eschig, Generalsekretärin der Österreichischen UNESCO-Kommission, am 15. Jänner 2018 die
Urkunden an Dr. Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, und Dr. Gabriele
Zuna-Kratky, Generaldirektorin des Technischen Museums Wien.
UNESCO-Weltdokumentenerbe
Kulturgeschichtlich einzigartige Dokumente, die exemplarisch das kollektive Gedächtnis der Menschheit
repräsentieren, werden seit 1992 von der UNESCO im "Memory of the World"-Programm mit dem Titel
"Weltdokumentenerbe" ausgezeichnet. Unter den derzeit 427 Eintragungen im Weltregister finden sich 15
österreichische Nominierungen, acht davon stammen aus den Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek.
Sie verwahrt damit den größten Bestand an Welterbe-Dokumenten des Landes. Die vollständige Liste
ist über die Website der Bibliothek
abrufbar.
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