Inflationsabstand zu Deutschland zu einem großen Teil auf Bewirtungsdienstleistungen
zurückzuführen
Wien (oenb) - Seit 2011 lag die am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Inflationsrate
in Österreich durchschnittlich um 0,7 Prozentpunkte über jener im Euroraum und um 0,6 Prozentpunkte über
der in Deutschland. Die aktuelle Inflationsanalyse der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zeigt, dass dieser
Abstand allein auf den Dienstleistungssektor zurückgeht. Insgesamt prognostiziert die OeNB eine HVPI-Jahresinflationsrate
von 2,1 % für 2018 sowie einen Rückgang auf 1,9 % in den Jahren 2019 und 2020.
Höhere Bedeutung von Bewirtungsdienstleistungen in Österreich
Bewirtungsdienstleistungen haben im österreichischen HVPI-Warenkorb ein deutlich höheres Gewicht
als etwa in Deutschland (2017: 11,8 % gegenüber 4,3 %). Die Gewichte spiegeln das unterschiedliche Konsummuster
der Haushalte in beiden Ländern wider. Die größere Bedeutung des Tourismussektors in Österreich
im Vergleich zu Deutschland spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Denn das Gewicht von Bewirtungsdienstleistungen
ist auch im nationalen VPI, in dem nur Ausgaben österreichischer Haushalte im Inland berücksichtigt werden,
mit 9,6 % immer noch mehr als doppelt so groß wie in Deutschland. Die höhere Bedeutung von Bewirtungsdienstleistungen
erklärt also, warum die Inflationsrate in Österreich immer wieder deutlich über jener Deutschlands
zu liegen kommt. Darüber hinaus spielt auch der jeweils unterschiedliche Inflationsbeitrag des öffentlichen
Sektors (über indirekte Steuern und öffentlich administrierte Preise) eine Rolle. Dieser Beitrag machte
in Österreich für den Zeitraum von Jänner bis November 2017 0,33 Prozentpunkte der HVPI-Inflation
aus, im Euroraum 0,21 und in Deutschland 0,05 Prozentpunkte.
Inflation wird 2018 auf 2,1 % und danach auf 1,9 % sinken
Gemessen am HVPI beschleunigte sich die österreichische Inflationsrate in den letzten Monaten auf deutlich
über 2 %. Sowohl gestiegene Rohstoffpreise als auch die konjunkturelle Dynamik waren dafür ausschlaggebend.
Die Aufwertung des Euro und die derzeit sinkenden Lohnstückkosten wirken zwar inflationsdämpfend, konnten
dem Inflationsauftrieb in den letzten Monaten aber nicht ausreichend entgegenwirken.
In ihrer aktuellen Inflationsanalyse prognostiziert die OeNB für das Jahr 2018 eine HVPI-Inflationsrate von
2,1 % und einen Rückgang auf 1,9 % in den Jahren 2019 und 2020. Die Abschwächung der Teuerungsrate im
Prognosezeitraum geht auf die Entwicklung der Energiepreise zurück, die parallel zu den auf Terminkontrakten
basierenden Erdölpreisen zurückgehen. Auch von der Entwicklung der Nahrungsmittelpreise geht ein dämpfender
Effekt auf die Gesamtinflation aus, da schrittweise Produktionserhöhungen der zuletzt starken Verknappung
bei einigen Nahrungsmitteln (Milchprodukte, Öle und Fette) entgegenwirken werden. Bei Dienstleistungen und
Industriegütern ohne Energie wird der Preisdruck vor allem aufgrund der prozyklischen Lohnentwicklung relativ
hoch bleiben. Die Kerninflationsrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) wird im Jahr 2018 2,1 % und in den Jahren
2019 und 2020 jeweils 2,0 % betragen.
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