LH Mikl-Leitner: Flächendeckende Karriere Clubbings, Karriere Coaches und Sonderprogramm
„NÖ Lehre PLUS“
St. Pölten (nlk) - Im Rahmen einer Pressekonferenz informierten Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner
und der für Arbeit zuständige Landesrat Karl Wilfing am 11. Jänner gemeinsam mit den Sozialpartnern
Sonja Zwazl, Präsidentin der Wirtschaftskammer Niederösterreich, Karl Fakler, Landesgeschäftsführer
des AMS Niederösterreich, Markus Wieser, Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich, und Thomas
Salzer, Präsident der Industriellenvereinigung Niederösterreich zur „Lehrlings- und Fachkräfteoffensive
2018“.
Das Thema Arbeit sei für die Menschen im Land das größte Anliegen, daher stehe es auch in der Politik
ganz oben auf der Agenda, führte Landeshauptfrau Mikl-Leitner aus, „dass die Maßnahmen, die wir 2017
gesetzt haben, greifen“. Durchschnittlich seien an die 600.000 Menschen beschäftigt, die Arbeitslosigkeit
in Niederösterreich habe 2017 im Schnitt um 3,1 Prozent weniger als 2016 betragen, das Wirtschaftswachstum
für das Jahr 2017 sei bei 2,9 Prozent gelegen und die Prognosen für 2018 zeigten, dass dieses bei 3,3
Prozent liegen werde, hielt Mikl-Leitner fest: „Niederösterreich ist auf Kurs.“
„Das Thema Bildung und Ausbildung ist das zentrale Thema, um am Arbeitsmarkt und in der Wirtschaft bestehen zu
können“, führte die Landeshauptfrau aus, „dass jeder zweite Arbeitslose keine Ausbildung hat“. „Deshalb
investieren wir in Niederösterreich jährlich 5 Millionen Euro in Weiterbildungs- und Ausbildungsmaßnahmen.“
Aus Gesprächen mit Unternehmerinnen und Unternehmern wisse man, dass die Auftragsbücher zwar voll seien,
aber es einen Mangel an Lehrlingen und Fachkräften gebe. „Das Schlimmste für ein Unternehmen ist es,
Aufträge zu haben, sie aber nicht erfüllen zu können, weil es zu wenig Fachkräfte hat, die
diese Aufträge ausführen können“, so Mikl-Leitner. Gleichzeitig wisse man aber, dass es aktuell
rund 7.000 Menschen in Niederösterreich gebe, die ihre Ausbildung abgebrochen hätten – diese müsse
man auffangen, so die Landeshauptfrau. Daher habe man sich mit allen Sozialpartnern darauf verständigt, eine
Lehrlings- und Fachkräfteoffensive zu starten. Gerade bei jungen Menschen wisse man, dass derartige Maßnahmen
nachhaltige Erfolge verzeichnen könnten.
Die Lehrlings- und Fachkräfteoffensive umfasse drei Maßnahmen, so die Landeshauptfrau: „Zum ersten wird
es im Jahr 2018 flächendeckende Karriere Clubbings geben.“ Damit wolle man aufzeigen, „welche Berufssparten
es gibt und welche Chancen damit verbunden sind“, man wolle also Schüler mit den Betrieben zusammenführen
und dabei seien die Schule ein wichtiger Partner. Gestaltet werden sollen diese Karriere Clubbings auf Grundlage
von zwei Best-practice-Beispielen, nämlich der Initiative „mein – lehrbetrieb“ aus dem Ybbstal und die Berufsinformationsmesse
und Lehrstellenbörse Hainfeld.
„Die zweite Maßnahme sind unsere Karriere Coaches“, führte Mikl-Leitner aus, dass man auch hier auf
einem guten Modell, nämlich dem der Lehrstellenberater aufbauen könne. Die Karriere Coaches sollen den
Jugendlichen unterstützend und beratend den Zugang zu Lehrstellen, Fördermöglichkeiten und Anrechnungen
erleichtern. Dazu werde bei der Wirtschaftskammer Niederösterreich eine eigene Hotline als Service-Angebot
für Jugendliche bis 25 Jahre eingerichtet.
Bei der dritten Maßnahme handle es sich um ein Sonderprogramm mit dem Titel „NÖ Lehre PLUS“ als Bildungsförderung
explizit für Lehrlinge und Auszubildende. Diese seien von der regulären Bildungsförderung ausgeschlossen,
daher werde man diese nun erweitern, um Lehrlingen und Auszubildenden dadurch bessere Startvorteile zu geben, so
die Landeshauptfrau. Als Zusatzkompetenz können etwa Sprachen, IKT-Kurse oder Lenkerberechtigungen erworben
werden. Gefördert werden 50 Prozent der Kurskosten bis maximal 2.500 Euro (innerhalb von drei Jahren), so
Mikl-Leitner.
„Mit den drei konkreten Maßnahmen wollen wir die Lücken im Angebot schließen“, informierte die
Landeshauptfrau, dass 900.000 Euro dafür investiert werden.
Landesrat Wilfing bedankte sich bei allen Sozialpartnern für die Zusammenarbeit: Die Lehrlings- und Fachkräfteoffensive
sei „ein großartiges Beispiel des Miteinanders“, „die Sozialpartnerschaft funktioniert hervorragend“. Wilfing
hob in diesem Zusammenhang auch den Territorialen Beschäftigungspakt hervor, die Lehrlings- und Fachkräfteoffensive
2018 sei „eine Ergänzung zu den bestehenden Maßnahmen“. Ein wichtiges Instrument sei auch der Arbeitsmarktgipfel,
„um nachzudenken, was es zielgerichtet an Ergänzungen braucht“. Das Sonderprogramm „NÖ Lehre PLUS“ gebe
Lehrlingen und Auszubildenden die Möglichkeit, sich während der Lehre oder Ausbildung zusätzliche
Kompetenzen anzueignen und das komme nicht nur den jungen Menschen, sondern auch den Unternehmen zugute.
„Wir sind stolz auf unser Lehrlingssystem“, betonte Wilfing, dass man mit der dualen Ausbildung international Vorbild
sei, man müsse dieses aber auch weiterentwickeln. Mit den nun geschaffenen Zusatzangeboten wolle man die Lehre
attraktiver machen.
Wirtschaftskammer-Präsidentin Zwazl bedankte sich beim Land Niederösterreich und den Sozialpartnern für
die Initiative „die wir für die Wirtschaft und die Lehrlinge setzen“. „Die Wirtschaft braucht nicht nur Master,
sondern auch Meister!“, führte Zwazl aus, dass dank Initiativen die Lehre schon besser gestellt sei, es aber
das Ziel sei, dass sie „als gleichwerte und hochqualifizierte Ausbildung von allen gesehen wird“. Man wolle eine
verpflichtende Berufsorientierung in den Schulen, es müsse bereits in der Volksschule damit begonnen werden
den Schülern zu zeigen, welche Möglichkeiten es gebe, so die Präsidentin.
„Wir verbreitern das Angebot und stärken unsere Maßnahmen“, bedankte sich auch AMS-Landesgeschäftsführer
Fakler für die Initiative. Betriebe würden verstärkt Fachkräfte suchen, hier müsse man
ansetzen, denn sonst könne man die Konjunktur nicht nutzen. Eine Lehre solle „als gleichwertige Karrierechance
wie eine HTL oder Matura“ angesehen werden. Um Betrieben einen Anreiz zu geben, Lehrlinge einzustellen die älter
als 18 Jahre seien – diese würden höher als ein 16-Jähriger Lehrling entlohnt werden müssen
– werde man diesen 900 Euro pro Monat bei voller Lehrzeit von drei Jahren bezahlen.
„Für uns als Arbeiterkammer ist es eine besondere Freude, jungen Menschen Möglichkeiten zu geben, sich
bestens zu orientieren“, so Arbeiterkammer-Präsident Wieser. Seit über 20 Jahren würde die Arbeiterkammer
Berufsmessen durchführen –
nicht nur in St. Pölten, sondern auch in Bad Vöslau. Über 9.000 junge Menschen würden dabei
angesprochen werden und es gebe auch immer zwei Elterntage, führte Wieser aus, dass man auch die Eltern miteinbeziehen
müsse, weil diese ein wesentlicher Faktor bei der Berufswahlentscheidung ihrer Kinder seien. „Die Sozialpartnerschaft
funktioniert hervorragend“, bedankte sich der Präsident.
„Als Industrie stellen wir fest, dass viele Jobs im technischen Bereich nicht mehr besetzt werden können“,
führte IV-Präsident Salzer aus, dass die Qualifikation fehle. Er bedankte sich dafür, „dass wir
gemeinsam eine Plattform auf die Füße stellen konnte“, mit der man Maßnahmen setze, „die dazu
führen, dass wir mehr Fachkräfte bekommen“. „Unsere Industrie steht in einem starken internationalen
Wettbewerb“, informierte Salzer, dass es schwierig sei, Investitionen nach Niederösterreich zu holen, wenn
es keine Fachkräfte gebe. „Die Lehrausbildung ist für uns ein Jobgarant“, so der IV-Präsident. Man
müsse sich auch damit auseinandersetzen, wie man Kinder bereits im Kindergarten spielerisch für Technik
begeistern könne.
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