Optimierung der Gesundheitsversorgung in Europa: Neues EU-Projekt wird mit rund drei Millionen
Euro gefördert
Brüssel/Wien (meduni wien) - Die rasch alternde Gesellschaft, die zunehmenden Bevölkerungszahlen
und neue Gesundheitstechnologien haben zu einem drastischen Anstieg der Gesundheitskosten in der Europäischen
Union (EU) geführt. Ziel des kürzlich gestarteten europäischen Projekts PECUNIA ist es, standardisierte
Methoden für die Ermittlung von Kosten und die Bewertung von Outcome-Daten für eine optimale Gesundheitsversorgung
in der EU bereitzustellen. Das drei Jahre laufende Programm wird von Judit Simon, Leiterin der Abteilung für
Gesundheitsökonomie des Zentrums für Public Health der Medizinischen Universität Wien, koordiniert.
Das Projekt umfasst zehn Partner aus sechs Ländern mit einander ergänzender methodologischer und akademischer
Expertise.
PECUNIA steht für: ProgrammE in Costing, resource use measurement and outcome valuation for Use in multi-sectoral
National and International health economic evaluAtions. PECUNIA startet seine Aktivitäten mit einem in Wien
stattfindenden Auftakt-Meeting vom 14. bis 16. Jänner 2018.
Für mehr Kosten-Effizienz in der Gesundheitsversorgung
Zwischen 1972 und 2010 sind die Ausgaben der öffentlichen Hand für die Gesundheitskosten in der gesamten
EU von 4,5 auf 8 Prozent des Bruttonationalprodukts gestiegen. Insbesondere chronische Erkrankungen, Multimorbiditäten
sowie psychische Erkrankungen belasten die europäischen Gesundheitssysteme finanziell erheblich. Tendenz:
steigend. Das Ziel des Forschungsprojekts PECUNIA besteht darin, diese Herausforderung durch die Entwicklung neuer
standardisierter und validierter Methoden für die Evaluierung der Kosten und Outcomes der Maßnahmen
im Gesundheitswesen auf nationaler Ebene und länderübergreifend in der EU vergleichbar zu machen.
Im Rahmen dieses ehrgeizigen Projektes sind Judit Simon und ihr Team von der MedUni Wien verantwortlich für
die Gesamtkoordination und das wissenschaftliche Management des Projekts, wie zum Beispiel die Integration verschiedener
Methoden und Ergebnisse in einen zusammenhängenden Rahmen – für mehr Kosten-Effizienz in der europäischen
Gesundheitsversorgung. „Wir leiten außerdem die Entwicklung eines umfassenden Katalogs mit Outcome-Instrumenten
und harmonisierten Kostenberechnungsmethoden, um relevante europaweite Standards zu setzen. Der nächste Schritt
besteht darin, diese Kostenberechnungsmethoden einzusetzen und in Form nationaler Kostenprogramme über mehrere
EU-Länder hinweg, in denen eine solche Evidenz noch immer fehlt – darunter Österreich -, zu implementieren“,
erklärt Simon.
Die im Rahmen von PECUNIA entwickelten Methoden und Tools werden dazu verwendet, effiziente und evidenzbasierte
Modelle für die kooperative Versorgung und für bereichsübergreifende Finanzierungsvereinbarungen
zu optimieren, um die Versorgung chronischer und psychischer Erkrankungen in allen EU-Gesundheitssystemen zu verbessern.
Multidisziplinäre Kooperation von Medizin, Public Health, Gesundheitsökonomie, Wirtschaft, Psychologie
und Soziologie
Die Forschungsbemühungen stützen sich auf einen einzigartigen multinationalen, multisektoralen und multipersonalen
Ansatz. „Mindestens ein Viertel der gesamten Direktkosten des Gesundheitswesens beeinträchtigen andere Sektoren
der Wirtschaft, wie etwa die Sozialfürsorge, die Ausbildung, das Strafwesen, die Beschäftigungszahlen
und die Produktivität“, so Projektkoordinatorin Judit Simon. „Unsere Ziele sind ehrgeizig: Wir beabsichtigen,
die Kräfte verschiedener akademischer Felder zu bündeln, um für eine umfassende Übersicht über
die Kosten und Outcome-Daten auf die Maßnahmen im Gesundheitsweisen der europäischen Gesellschaften
Methoden zu entwickeln und direkt vergleichbare Lösungen anzubieten.“
PECUNIA erhält im Laufe der nächsten drei Jahre insgesamt € 2,99 Millionen Euro, die aus dem derzeitigen
Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 der Europäischen Kommission stammen. Das Konsortium besteht aus zehn
Partnern mit multidisziplinären akademischen Hintergründen in den folgenden Bereichen: Medizin, Public
Health, Gesundheitsökonomie, Wirtschaft, Psychologie und Soziologie.
Projekt-Akronym: PECUNIA
Beginn: 1. Jänner 2018
Dauer: 36 Monate
Budget: 2,99 Mio. Euro
Koordination: Judit Simon, Abteilung Gesundheitsökonomie, Zentrum für Public Health, Medizinische Universität
Wien.
Medizinische Universität Wien – Kurzprofil
Die Medizinische Universität Wien (kurz: MedUni Wien) ist eine der traditionsreichsten medizinischen Ausbildungs-
und Forschungsstätten Europas. Mit rund 8.000 Studierenden ist sie heute die größte medizinische
Ausbildungsstätte im deutschsprachigen Raum. Mit 5.500 MitarbeiterInnen, 27 Universitätskliniken und
drei klinischen Instituten, 12 medizintheoretischen Zentren und zahlreichen hochspezialisierten Laboratorien zählt
sie auch zu den bedeutendsten Spitzenforschungsinstitutionen Europas im biomedizinischen Bereich.
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