Wiener Neustadt (fhwn) - Der FHWN-Forschungssatellit PEGASUS umkreist bereits erfolgreich die Erde. Nun bestätigt
das Land NÖ die beantragte Startfinanzierung für die erste Phase eines weiteren CubeSat-Projekts namens
CLIMB. Damit will die FH Wiener Neustadt hoch hinaus und holt ENPULSION mit an Bord. Dabei handelt es sich um ein
Wiener Neustädter Start Up für innovative Satelliten-Antriebssysteme, welches wiederum ein Spin Off der
FOTEC, dem Forschungsunternehmen der FH Wiener Neustadt, ist. CLIMB unterstreicht die enge Verzahnung von Lehre,
Forschung sowie Industrie und steht für den kontinuierlichen Ausbau wie auch die stetige Weiterentwicklung
der Weltraumforschung am Technologie- & Bildungsstandort Wiener Neustadt.
Vor gut einem halben Jahr wurde der FHWN-Forschungssatellit PEGASUS in den Orbit geschickt, um dort Messungen
in der bisher nur wenig erforschten Thermosphäre, dem erdnahen Weltraum, vorzunehmen. Mittlerweile hat er
die Erde mehr als 2.700 Mal umrundet und dabei 120 Mio. km zurückgelegt, was fast der Entfernung zwischen
Erde und Sonne entspricht. Nun starten die ersten wissenschaftlichen Experimente.
„Die erfolgreiche Inbetriebnahme von PEGASUS war erst der Anfang unserer Weltraum-Vision. Mit CLIMB haben wir bereits
das nächste CubeSat-Projekt am Start, mit dem wir in unerforschte Höhen abheben wollen. Die Startfinanzierung
des Landes Niederösterreich sowie das innovative Antriebssystem von ENPULSION ermöglichen es uns, nun
auch den erdfernen Weltraum näher zu erforschen. Auch unsere Studierenden werden wieder maßgeblich an
der Entwicklung beteiligt sein und vom ausgeprägten Praxisbezug ihres Studiums profitieren“, so Dr. Carsten
Scharlemann, FHWN-Projektleitung PEGASUS und CLIMB, Studiengangsleitung Aerospace Engineering an der FH Wiener
Neustadt.
Durch Messungen im erdfernen Weltraum, wie die Umgebung rund um den Mond oder der Einzugsbereich von Kometen und
Asteroiden, könnte z. B. ein Frühwarnsystem für Sonneneruptionen entwickelt werden. Um dieses Ziel
zu erreichen, sind jedoch mehrere weiterführende Entwicklungsschritte des aktuellen CubeSat-Konzepts á
la PEGASUS notwendig. Zwei der wichtigsten Herausforderungen in dem Zusammenhang sind die Implementierung eines
entsprechenden Antriebssystems sowie die Entwicklung bzw. Einführung von Subsystemen, die eine wesentlich
höhere Lebensdauer und eine ausgesprochen hohe Strahlungsresistenz aufweisen. Aus diesen Überlegungen
heraus entstand das neue FHWN CubeSat-Projekt CLIMB.
„Vom Master-Studiengang Aerospace Engineering über unser Forschungsunternehmen FOTEC bis hin zum daraus entstandenen
Technologie-Start Up ENPULSION – die FH Wiener Neustadt erforscht kontinuierlich die Weiten des Weltraums, verknüpft
Lehre, Forschung sowie Industrie und stärkt so den Technologie- und Wissenschaftsstandort Wiener Neustadt“,
so Mag. Josef Wiesler, Geschäftsführer der FH Wiener Neustadt.
ENPULSION wird CLIMB antreiben. Das Start Up für innovative Satelliten-Antriebssysteme verfolgt einen weltweit
einzigartigen modularen Ansatz für Triebwerke. Die eingesetzte Technologie basiert auf mehr als 15 Jahren
Forschungs- und Entwicklungsarbeit in der FOTEC, dem Forschungsunternehmen der FH Wiener Neustadt. Aufgrund der
starken Nachfrage gründete Dr. Alexander Reissner 2016 das erfolgreiche FOTEC-Spin Off ENPULSION, welches
bereits mehrere AbsolventInnen des Master-Studiengangs Aerospace Engineering, direkt nach Abschluss ihres Studiums
an der FH Wiener Neustadt, erfolgreich rekrutiert hat.
„In den letzten acht Monaten haben wir uns als weltweiter Marktführer etablieren können und dabei 14
Arbeitsplätze geschaffen. Dieser Senkrecht-Start wäre ohne die Kooperation mit der FH Wiener Neustadt
und der FOTEC nicht möglich gewesen. Die Verfügbarkeit von optimal ausgebildeten IngenieurInnen aus dem
Studiengang Aerospace Engineering sowie die gute Zusammenarbeit mit der FOTEC als Forschungspartner, stellen für
uns einen entscheidenden Standort- und Wettbewerbsvorteil dar“, so Dr. Alexander Reissner, Gründer und Geschäftsführer
von ENPULSION.
Als wichtige Projekt-Partner konnten bereits ENPULSION, die Space Tech Group (STG) sowie Seibersdorf Laboratories
gewonnen werden.
„Wer hätte jemals gedacht, dass einmal ein Stück Wiener Neustadt im Weltall kreisen würde? Die damals
revolutionäre Entscheidung einen Master-Studiengang Aerospace Engineering anzubieten, macht es möglich.
Der PEGASUS-Satellit ist ein weiterer Beweis dafür, dass der mit dem Land Niederösterreich eingeschlagene
Weg, Wiener Neustadt zum Hotspot für Bildung, Wissenschaft und Forschung zu machen, Früchte trägt.
Nicht nur, dass es uns gelungen ist, tertiäre Ausbildung vor Ort anzubieten, entstehen durch Spin Offs – wie
ENPULSION – zusätzliche hochwertige Arbeitsplätze in der Region. Mein Dank gilt dem Land Niederösterreich
für die Förderung des CLIMB-Projekts und all der anderen Aktivitäten, die wir im Rahmen der Partnerschaft,
die wiederum Chancen für Wiener Neustadt und die gesamte Region schafft, setzen“, so Mag. Klaus Schneeberger,
Bürgermeister von Wiener Neustadt und Aufsichtsratsvorsitzender der FH Wiener Neustadt.
CLIMB im All
Nach einer dreijährigen Forschungs-, Entwicklungs- & Testphase soll CLIMB 2020 in den Orbit befördert
werden. Am Anfang seiner Mission wird er zunächst auf eine niedrige Umlaufbahn um die Erde gebracht. Von dort
wird sich CLIMB mithilfe des ursprünglich von der FOTEC entwickelten und nun von ENPULSION kommerzialisierten
Antriebssystems auf eine hochelliptische Bahn bringen. Ziel ist es, das Apogäum (der erdfernste Punkt einer
elliptischen Umlaufbahn) dieses Orbits zu maximieren, sodass CLIMB so nah wie möglich zum – oder sogar innerhalb
des – Van Allen Belt(s) kommt. In weiterer Folge wird die Strahlungsbelastung stufenweise erhöht, um so das
Potential des Antriebs zu testen und die Strahlungsresistenz der Elektronik zu untersuchen. Am Ende der Mission
(nach ca. 18 Monaten) wird das Perigäum (der erdnächste Punkt einer elliptischen Umlaufbahn) schließlich
so stark verringert, dass CLIMB in der Atmosphäre verglüht. Das Besondere an dieser Mission: Bisher hat
sich noch kein CubeSat in diese Höhen gewagt, um innovative Forschungsarbeit „made in Austria“ zu betreiben.
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