Wien (öw) - Am 17. Jänner lud die Österreich Wein Marketing zum Marketingtag ins Austria Center
Vienna. Rund 400 interessierte BesucherInnen aus allen Sparten der Weinbranche konnten besonders hochkarätigen
Referenten lauschen. Höhepunkte des diesjährigen Marketingtags waren der Gastvortrag der internationalen
Weinikone Jancis Robinson MW und die abschließende Podiumsdiskussion zur Problematik von Prüfverkostungen.
Flexibilität statt Dogmen
Als Einleitung zum Marketingtag 2018 empfahl Willi Klinger (Geschäftsführer ÖWM) in der derzeitigen
Situation rasanter Entwicklungen im Weinsektor etwas mehr Flexibilität statt starrer Dogmen, ohne das Erreichte
aufs Spiel zu setzen. Dies betreffe sowohl die Entwicklung der ausständigen DACs, den Umgang mit der Umweltthematik
und auch die Frage der Weinstile und Produktionsmethoden. Einen Meilenstein beim DAC-Herkunftsmarketing erwartet
Klinger 2018 in der Steiermark. Schließlich plädierte Klinger auch für die Abschaffung der kontraproduktiven
Sektsteuer.
Leistungsschau der ÖWM
2017 war aus Sicht der ÖWM ein äußerst spannendes und erfolgreiches Jahr, in dem u. a. ein
neues Corporate Design umgesetzt wurde. Höhepunkt war der Relaunch der ÖWM-Website, die sich seit dem
Marketingtag im neuen Gewand präsentiert.
Erfolgreich ausgewiesen wurde die österreichweite „Wein als Geschenk“-Kampagne in der Vorweihnachtszeit,
mit der mehr als 100 Mio. Kontakte erreicht wurden. Laut einer Wirksamkeitsstudie zur Plakatkampagne gaben 80 Prozent
der befragten Personen, die zu Weihnachten 2017 Wein verschenkten, an, österreichischen Wein verschenkt zu
haben. Aus Veranstaltungssicht war 2017 außergewöhnlich: Neben dem Weingipfel stellte die erste Edition
von Vinexpo Explorer das Weinland Österreich ins internationale Rampenlicht. 2018 startet die ÖWM mit
„New Faces“ ein vollständig neues Format, das aufstrebenden österreichischen Weingütern die Möglichkeit
bieten wird, gemeinsam mit der ÖWM internationale Märkte neu für sich zu erschließen.
Datenschutz und Etikettierung
Am 25. Mai 2018 tritt eine neue Datenschutzgrundverordnung europaweit in Kraft. Zu diesem Thema präsentierte
Mag. Nino Tlapak (LL. M. DORDA Rechtsanwälte GmbH) Details in Bezug auf Newsletterversand, Internetauftritt
und Webshop. Grundsätzlich empfahl Tlapak eine eingehende Beschäftigung mit der neuen Verordnung sowie
Fingerspitzengefühl beim Umgang mit personenbezogenen Daten, um künftig nicht empfindlich finanziell
abgestraft zu werden.
Auf mögliche Entwicklungen bei der Etikettierungspflicht nahm Prof. Dr. Monika Christmann (Hochschule Geisenheim,
Präsidentin OIV) Bezug. Grund der Diskussion ist die Forderung der EU nach größtmöglicher
Transparenz für den Verbraucher und das Zeitlimit für den Alkoholsektor, Vorschläge dazu zu entwickeln.
Sie strich zusätzlich den Unterschied zwischen Wein- und Lebensmittelgesetz hervor. Während im Weingesetz
alle neuen Technologien und Materialien vor Verwendung zugelassen werden müssen, gelten im Lebensmittelgesetz
alle Technologien und Materialien als zulässig, solange sie nicht verboten werden.
Gastvortrag Jancis Robinson MW
Große Aufmerksamkeit erfuhr der Vortrag der Grande Dame des Weinjournalismus Jancis Robinson MW. Den
Titel ihres Vortrags: „Do we have to rethink our wine judging criteria?“ beantwortete sie mit einem: “Yes, definitely”.
Nachdem sich die Weinwelt stärker im Fluss befinde denn je und eine Vielzahl neuer Weinstile hervorbringe,
so Robinson, forderte sie mehr Flexibilität bei der Weinbeurteilung. Auch alternative Weine seien eine Bereicherung
in der weltweiten Weinlandschaft. In der heutigen Zeit ließen sich vor allem junge Leute nicht mehr von dem
Gaumen eines Weinkritikers vorschreiben, wie Wein zu schmecken habe. Was letztlich zähle, seien Sauberkeit
und Qualität der Weine.
Prüfverkostung auf dem Prüfstand
In der abschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Willi Klinger, Jancis Robinson, Monika Christmann,
Aldo Sohm (Sommelier Aldo Sohm Bar NY) und Winzer Franz R. Weninger die Frage: „Should tastings still define quality
wine status?“ Grundtenor war, dass Beurteilungskriterien zur Feststellung der Qualität von Wein weiterentwickelt
und nicht abgeschafft werden sollten. Auch ein im Saal durchgeführtes Online-Publikumsvoting bestätigte
diese Meinung: 83 Prozent befürworteten die Beibehaltung der Prüfverkostung.
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