Kompetenz aus Österreich setzt sich international durch – Living Standards Awards 2018
gehen an OeSD, AIT, GrünStattGrau, NXP Semiconductors Austria und UV-Team Austria
Wien (austrian standards) - Immer mehr österreichische Unternehmen schaffen durch Mitwirkung an der
Standardisierung und durch strategische Anwendung von Standards den Aufstieg von der Wirtschafts-Nationalliga in
die Innovations-Champions-League und Weltmeisterschaft. Am 17. Jänner 2018 holte Austrian Standards bereits
zum vierten Mal „Hidden Champions“ aus Wirtschaft, Technologie, Gesundheit und Forschung vor den Vorhang und zeichnete
sie beim Neujahrsempfang mit dem Living Standards Award 2018 aus.
Höhepunkt der Veranstaltung war die Auszeichnung der Preisträger des international ausgeschriebenen Living
Standards Awards 2018. Der Preis wurde heuer bereits zum 4. Mal für die vorbildliche Mitwirkung an der Standardisierung
und Nutzung von Standards vergeben. Die international zusammengesetzte Fachjury legte bei der Auswahl ihrer fünf
Favoriten besonderen Wert auf die erfolgreiche, strategische Anwendung sowie Neu- und Weiterentwicklung von Standards
auf nationaler und internationaler Ebene.
Gesicherte Wasserqualität nach österreichischem Standard
Prämiert wurde beim Living Standards Award 2018 die interdisziplinäre Forschungskooperation „UV-Team
Austria“ für die Entwicklung eines Standards zur Überprüfung von UV-Desinfektionsanlagen für
Trinkwasser. Die ÖNORM M 5873 „Anlagen zur Desinfektion von Wasser mittels Ultraviolett-Strahlen – Anforderungen
und Prüfung“ (Teil 1 und 2) ist die Grundlage für die Zertifizierung von Anlagen, bei denen man sich
darauf verlassen kann, dass sie eine vollständige Desinfektionsleistung bringen. „UV-Bestrahlung von Wasser
ist eines der besten und wirksamsten Desinfektionsverfahren für Trinkwasser, die wir derzeit haben, aber es
haben die entsprechenden Standards und Qualitätskriterien gefehlt“, beschreibt die Leiterin des UV-Teams Austria,
Regina Sommer von der MedUni Wien die Beweggründe für diesen Standard.
Das Prinzip ist einfach: Das Trinkwasser fließt in einer Bestrahlungskammer an UV-Strahlern vorbei, und im
Bruchteil einer Sekunde werden Mikroorganismen wie Bakterien, Viren aber auch sehr widerstandsfähige Parasiten,
inaktiviert. Sie sind dann nicht mehr in der Lage, sich zu vermehren und den Menschen zu infizieren. Im Gegensatz
zu Chlor ist die Desinfektion mit UV-Strahlen geschmacksneutral, weil sie – gemäß ÖNORM angewendet
– die Inhaltsstoffe des Wassers nicht verändert.
Das internationale Interesse an dieser ÖNORM ist groß, Sie wurde bereits mehrfach ins Englische übersetzt
und von vielen Staaten der Welt übernommen. „Darauf sind wir sehr stolz“, freut sich das UV-Team Austria.
In Frankreich wurde die ÖNORM Anfang 2013 sogar für verbindlich erklärt. Ein echter Qualitätsbeweis
für österreichisches Know-how.
Österreichisches Know-how im weltweiten Einsatz
Mit der effizienten Weiterentwicklung von Standards konnte NXP Semiconductors Austria bei der Jury punkten.
Für den Entwickler von Chips für sichere, kontaktlose Identifikations- und Zutrittssysteme ist Standardisierung
ein Kernelement, um den globalen Markt zu erreichen. „Darum investieren wir Manpower und finanzielle Mittel in
die Entwicklung und Weiterentwicklung bestehender Standards“, erklärte Paul Hubmer, Technik-Geschäftsführer
von NXP bei der feierlichen Preisüberreichung.
NXP Semiconductors Austria GmbH hat die NFC-Technologie (Near Field Communication) maßgeblich mitentwickelt.
Das Know-how ist u.a. in mehrere Standards eingeflossen.
Bereits 2001 war NXP maßgeblich an der Entwicklung der internationalen Normenreihe für kontaktlose Chipkarten,
ISO/IEC 14443, beteiligt. Mittlerweile ist dieser internationale Standard das grundlegende Protokoll, mit dem alle
Bankomaten und digitalen Identifikations- und Zutrittssysteme kontaktlos miteinander kommunizieren. Neue Technologien
und Anforderungen an Endprodukte machten es notwendig, diesen Standard kontinuierlich weiterzuentwickeln. Heute
sind fast alle Smartphones mit NFC-Technik ausgestattet.
Standards für grenzüberschreitende Technologien
Für die erfolgreiche Entwicklung und Umsetzung eines innovativen Projekts unter frühzeitiger Miteinbeziehung
von Standards wurde auch die Österreichische Staatsdruckerei GmbH (OeSD) mit dem Living Standards Award 2018
ausgezeichnet. Mit der „My Identity App“ (MIA) hat die OeSD eine innovative Lösung entwickelt, die digitale
Ausweise und elektronische Identität (eID) weltweit via Handy gesichert abrufbar macht. Im Gegensatz zu „Wallet-Lösungen“
werden die Ausweise nicht am Smartphone gespeichert. Es kann nur mit Zustimmung der betroffenen Person über
einen zentralen Hochsicherheitsserver des jeweiligen Landes und über eine verschlüsselte Internetverbindung
auf die angeforderten Daten zugegriffen werden.
Diese „Security (ensured) by Process“-Lösung haben Experten der OeSD auch in die internationale Normungsarbeit
eingebracht. „Für MIA ist es extrem wichtig, standardisiert zu sein, weil digitalisierte Dokumente, wie Führerscheine
oder Zulassungsscheine, die wir auf das Smartphone bringen, auch grenzüberschreitend lesbar sein müssen.
Deshalb sollten wir hier möglichst rasch standardisieren – zumindest einmal innerhalb der EU“, betonte Lukas
Praml, CEO der Österreichischen Staatsdruckerei.
Standards zur gesicherten Übertragung von Gesundheitsdaten
Das Austrian Institute of Technology (AIT) erhielt den Living Standards Award 2018 für eine App zur Messung
und Übertragung von Gesundheitswerten, wie z. B. Körpergewicht, Blutzucker und Blutdruck. Peter Kastner,
AIT Digital Health Information Systems: „Durch Berücksichtigung von Standards ist es möglich, verschiedene
Mess-Sensoren von verschiedenen Herstellern in ein Gerätetagebuch-Szenario einzubinden und z. B. den Blutzuckermesswert
direkt nach der Erfassung in eine Gesundheitsapp zu übernehmen. Die Daten werden dann mit einem zentralen
Server synchronisiert, auf den auch ein Arzt Zugriff hat.“
Technische Standards ermöglichen so einen einfachen, neuartigen Dialog zwischen Arzt und Patient. Die digitale
Interaktion zwischen Mensch und Technik soll bewirken, dass Menschen nachhaltig ihre Einstellung und ihr Verhalten
ändern und gesünder leben. „Der Living Standards Award bedeutet uns sehr viel, weil er uns in unserer
Strategie bestätigt, bei all unseren innovativen Entwicklungen von Anfang an Standards mit zu berücksichtigen,
um mit unseren Produkten die höchstmögliche Akzeptanz und Effektivität zu erzeugen“, ergänzte
Elke Günther, AIT Head of IT Health & Environment Department.
Grün statt grau – Standards für Dachbegrünung
Last but not least konnte sich auch die GrünStattGrau Forschungs- und Innovations GmbH über die Verleihung
des Living Standards Award freuen. GrünStattGrau ist das erste Innovationslabor und die Kompetenzstelle für
die grüne Stadt der Zukunft. Ziel ist die durchgängige Begrünung von Stadtquartieren durch gezielte
Gebäudebegrünungs-Maßnahmen, um das Mikroklima der Stadtteile zu verbessern. „Mehr Grün kann
ganze Städte kühlen helfen, zum Artenschutz beitragen und trotz verdichteter Bauweise sozialen Benefit
erhalten und schaffen“, erklärt Vera Enzi, die technische Geschäftsführerin von GrünStattGrau.
Gemeinsam mit Netzwerkpartnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung erforscht und plant GrünStattGrau
Bauwerksbegrünungsprojekte im gesamten Bundesgebiet. Damit setzt Österreich die 2014 ins Leben gerufene
Strategie der Europäischen Kommission („Green Infrastructure and Re-naturing Cities with Nature based Solutions“)
nicht nur auf nationaler Ebene besonders anwendungsorientiert um. Österreich hat durch die Anwendung des erprobten
und laufend weiterentwickelten Standards für Dachbegrünungen, die ÖNORM L1131, das Potenzial, auch
international die Technologieführung zu übernehmen. Auf Standard-Ebene kann man nicht nur viele technische
Faktoren regeln und vergleichen, sondern auch die Zukunft mitgestalten – z. B. durch das Erreichen von Klimaschutzzielen.
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