Folgen von Tschernobyl immer noch spürbar: Gastfamilien für bis zu 250 Kinder in
Niederösterreich gesucht
Minsk/St. Pölten (nlk) - Über 30 Jahre sind vergangen, seit sich die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl
(Ukraine) ereignet hat. Die Folgen sind allerdings immer noch spürbar: Mehr als 75 Prozent aller Emissionen
gingen auf das Gebiet Weißrusslands (Belarus) nieder. Sehr viele Bewohner der Republik Belarus sind nach
wie vor erhöhter Strahlung ausgesetzt. Mit Unterstützung des NÖ Jugendreferats organisiert Maria
Hetzer daher seit 1993 die Aktion „Erholung für Kinder aus Belarus“, um Kindern aus dem belasteten Gebiet
Urlaub von der Strahlung zu bieten. Drei Wochen in unbelasteter Umgebung bei gesunder Ernährung sind für
die Kinder sehr wertvoll.
Auch für kommenden Sommer 2018 werden wieder Gastfamilien gesucht, die für drei Wochen Kinder aus Belarus
bei sich zuhause aufnehmen und betreuen möchten. Insgesamt sollen bis zu 250 weißrussische Kinder im
Alter zwischen neun und 15 Jahren zur Erholung nach Niederösterreich eingeladen werden. Die Termine dafür
sind: 23. Juni bis 15. Juli, 14. Juli bis 5. August und 4. bis 26. August.
Die Kinder sind erholungsbedürftig, aber nicht krank. Sie werden kranken- und unfallversichert sein. Als Gastfamilien
besonders geeignet sind Familien, die selbst Kinder im genannten Alter haben, es können sich aber auch „Großeltern“-Gastfamilien
an der Aktion beteiligen. Pro Kind soll von den Gastfamilien ein (Fahrt-) Kostenbeitrag von 140 Euro geleistet
werden, Unterstützung von Sponsoren und Paten, die sich an den Kosten beteiligen (z.B. Kostenbeitrag für
ein Kind), wird gerne angenommen.
Drei Wochen in Österreich bedeuten Erholung für Körper und Seele der Kinder, denn nach wie vor leiden
besonders die Kinder, die in den betroffenen Zonen leben, am meisten unter den gegebenen Umständen. „Ihr Immunsystem
ist geschwächt, oft bedeutet eine – für uns harmlos scheinende – Erkältung für die Kinder eine
wochenlange Beeinträchtigung, die nicht selten im Krankenhaus endet“, weiß Maria Hetzer. Raten der Krebserkrankungen
und Missbildungen sind erhöht. Mittlerweile fährt bereits die zweite Generation zu Erholungsaufenthalten
aus den betroffenen Gebieten weg, wenn möglich ins Ausland, denn der Wert eines derartigen Erholungsaufenthaltes
im Ausland ist medizinisch messbar, d.h. nachweisbar.
„Viele belarussische Familien können es sich finanziell nicht leisten, sich anderswo in sauberer, unverstrahlter
Umgebung ein neues Leben aufzubauen“, informiert Maria Hetzer, dass es in den betroffenen Großstädten,
besonders in Gomel, aber auch in Mogilev, viele Organisationen gebe, die sich mit Erholungsverschickungen der Kinder
ins Ausland beschäftigen, je entfernter ein Dorf jedoch von den großen Städten sei, desto weniger
internationale Hilfe komme dort hin. „Daher habe ich begonnen, sehr entlegene Dörfer zu besuchen und Kinder
von dort einzuladen. Es ist für meine Partner in Belarus, ohne die ein derartiges Projekt nicht durchführbar
ist, sehr viel schwieriger und komplizierter, alle Ausreisedokumente (für ein Schengenvisum) für jedes
einzelne Kind vorzubereiten, wenn die Kinder in solchen Dörfern zu Hause sind als z.B. für Kinder aus
Minsk. In diesen Dörfern hat kaum ein Kind einen eigenen Pass, viele Eltern sind nicht in der Lage, alle Dokumente
zu beschaffen, weil das sehr zeit- und kostenaufwändig ist. Aber natürlich sind es gerade diese Kinder,
die unsere Hilfe am dringendsten brauchen“, so Maria Hetzer zur Auswahl der Kinder.
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