Klosterneuburg (stift/stadt) - Am 22. November 2012 wurden die Pioniere mit dem großen Zapfenstreich aus
der Magdeburgkaserne verabschiedet. Jetzt steht das 12 Hektar große Areal an einem Wendepunkt in seiner Geschichte
– und damit vor einer Zukunft als Stadtentwicklungsgebiet mit Potential. Nach einem für Klosterneuburg einzigartigen
Bürgerbeteiligungsprozess und der Unterzeichnung einer Absichtserklärung mit dem Grundeigentümer
Stift Klosterneuburg geht es mit Architektur- und Landschaftsarchitekturwettbewerben in die spannende nächste
Phase.
Mit der Auflassung der Magdeburgkaserne stand Klosterneuburgs letztes größeres Stadtentwicklungs-gebiet
mit einer Fläche von 12 Hektar vor der Neugestaltung. Zur gemeinsamen Entwicklung dieses Areals hat das Stift
mit der Stadt Klosterneuburg eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Das gemeinsame Ziel ist die Entwicklung
einer tragfähigen Lösung für die zukünftige Nutzung des ehemaligen Kasernenareals.
„Dem Stift ist es seit jeher ein wichtiges Anliegen, Kinder und Jugendliche zu unterstützen. Wir betrachten
es daher als eine wesentliche Investition in die Bildung und die Zukunft unserer Kinder. In diesem Sinn stellen
wir das für den Schulcampus benötigte Grundstück pachtfrei zur Verfügung“, so Andreas Gahleitner,
Wirtschaftsdirektor des Stiftes Klosterneuburg.
Die Stadtgemeinde Klosterneuburg startete im September 2014 einen breiten Planungs- und Entwicklungsprozess zur
Nachnutzung des Areals und nahm damit eine Vorreiterrolle ein. Anders als bei herkömmlichen Planungsprozessen
steht beim kooperativen Planungsprozess die gemeinsame und partizipative Entwicklung von Ideen im Vordergrund.
Nun erfolgen die nächsten Schritte, um das Pionierviertel mit Leben zu füllen.
Landtagsabgeordneter und Planungsstadtrat Christoph Kaufmann, MAS: „Dieses städteplanerische Vorreiterprojekt
wird in Klosterneuburg von einer breiten Basis getragen. Großer Dank gilt dem Stift als wichtigem Partner
an der Seite der Stadt. Aber auch die Mitglieder der Steuerungsgruppe, die sich aus verschiedenen politischen Fraktionen
zusammensetzt, tragen das Unterfangen Pionierviertel gemeinsam, konsensorientiert und zielstrebig mit.“
Zur Konkretisierung des städtebaulichen Leitbilds sollen nun drei Architektur-Ideenwettbewerbe sowie ein Landschaftsarchitekturwettbewerb
durchgeführt werden. Der Start der Wettbewerbe ist für das Frühjahr 2018 vorgesehen.
Die Erstellung der Auslobungsunterlagen (Vorgaben / Richtlinien für die Wettbewerbsbeiträge) wird durch
ein vom Grundstückseigentümer, dem Stift Klosterneuburg, beauftragtes Büro erstellt. Die Grundlage
dafür bilden
- Das städtebauliche Leitbild,
- die Absichtserklärung und
- das Mobilitätskonzept.
Entsprechend der Ergebnisse der drei Architekturwettbewerbe sollen in weiterer Folge der Flächenwidmungs-
und Bebauungsplan erarbeitet und zusammen mit einem Raumordnungsvertrag verordnet werden. Dies ist für Herbst
2018 geplant.
Ergänzend zu den rechtlich vorgesehenen Möglichkeiten zur Einsichtnahme in die Entwurfspläne und
der Abgabe einer Stellungnahme im Auflageverfahren, werden die Entstehung und die Ergebnisse des Projekts im Rahmen
einer Informationskampagne für die Bürger präsentiert und erläutert.
Das Pionierviertel, an der Donau gelegen, schlägt als neues Stadtviertel zahlreiche Brücken – zur Geschichte
der Kaserne, zum Stift und zu den (künftigen) Klosterneuburgern.
Das Pionierviertel soll ein lebendiger, autofreier Stadtteil werdenDie Pluspunkte
- Lage in einem Betriebsgebiet
- außerordentlich gute Anbindung an den öffentlichen
Verkehr
- günstige Erreichbarkeit für den Individualverkehr
- unmittelbare Nähe zur Donau
Der Weg zum Pionierviertel
1. Der kooperative Planungsprozess
Gleich zu Beginn des Planungsprozesses nutzten zahlreiche Interessierte die Gelegenheit, das bislang verschlossene
Kasernengelände im Zuge eines geführten „Kasernenspaziergangs“ näher kennenzulernen. Bei mehreren
Veranstaltungen, mittels „Ideenpostkarten“ oder per E-Mail, konnten die Planungsideen direkt an die Stadtgemeinde
herangetragen werden. Der Gemeinderat legte auf deren Grundlage Anforderungen und Ziele fest, das Planungsteam,
bestehend aus Silja Tillner (Tillner und Willinger Architekten), Philippe Cabane (Philippe Cabane – Urbane Strategien
und Entwicklung) sowie Dominik Scheuch (yewo landscapes), begann im April 2015 mit der fachlichen Bearbeitung.
In fünf Workshop-Sessions wurde das städtebauliche Leitbild für das Areal der Magdeburgkaserne ausgearbeitet.
Schließlich waren erneut die Bürger am Wort. Eine Präsentation des Rohkonzepts gab abermals die
Möglichkeit, Feedback zu geben, bevor das städtebauliche Leitbild durch das Planungsteam finalisiert
und in der Sitzung des Gemeinderats am 20. November 2015 beschlossen wurde.
Den Namen „Pionierviertel“ wählten die Klosterneuburger aus mehreren Vorschlägen zu ihrem Favoriten.
Sowohl im Rahmen einer Ausstellung auf dem Rathausplatz von Dezember 2015 bis Jänner 2016 als auch bei einer
Online-Abstimmung auf der Plattform iburg konnte der Name bestimmt werden. Dieser schafft es, einen Bogen zwischen
Vergangenheit und Zukunft zu spannen.
2. Das städtebauliche Leitbild
Geplant wurde ein Quartier, das Klosterneuburg an die Donau bringen soll. Der neue, autofreie Stadtteil ist durch
eine vielfältige Bebauungsstruktur, ein feingliedriges Netz aus Frei- und Grünräumen, das der inneren
Erschließung am Areal dient, sowie großzügige öffentliche Grünflächen entlang der
Donaustraße, die gemeinsam einen weitläufigen Donaupark bilden, gekennzeichnet.
Zur Erreichung der Äquidistanz [=gleiche Distanz] zwischen KFZ-Abstellplatz und Haltestellen des öffentlichen
Verkehrs sowie zur Verbindung des neuen Stadtteils mit der Kernstadt ist die Errichtung einer Fußgänger-
und Radfahrerbrücke vom Areal zum Weidlinger Bahnhof vorgesehen.
Vorgesehene Nutzungsarten (neben Wohnen)
- Öffentliche Nutzungen durch neuen Wirtschaftshof
der Stadtgemeinde und einen Schulcampus
- Schaffung einer dezentralen Quartiersgarage, also Hochgarage
in einem hybriden Gebäude mit dem Wirtschaftshof
- Bespielung der Erdgeschoße an fünf Schlüsselstellen
des öffentlichen Raums mit publikumsrelevanten Nutzungen, z.B. Handel, Gastronomie etc.
- Weitere Nutzung im Bereich Wohnhöfe, die nicht Wohnen
sind, z.B. Büro, Kinderbetreuung etc.
3. Die Absichtserklärung
Auf Grundlage des städtebaulichen Leitbilds wurden ab März 2016 Gespräche mit dem Grundstückseigentümer,
dem Stift Klosterneuburg, hinsichtlich der Umsetzung respektive der Entwicklung des Areals der Magdeburgkaserne,
aufgenommen. Eine Entwicklung des Areals sollte nur unter der Voraussetzung erfolgen, dass die Inhalte des gemeinsam
mit der Bevölkerung erarbeiteten Entwicklungsleitbilds in Verbindung mit qualitätssichernden Maßnahmen
realisiert werden. Die Ergebnisse der Gespräche wurden in einer gemeinsamen Absichtserklärung zusammengefasst,
die vom Gemeinderat in seiner Sitzung am 30. Juni 2017 beschlossen wurde. Die Absichtserklärung hält
die für eine qualitätsvolle Entwicklung des Areals entscheidenden Parameter fest und definiert die weitere
Vorgehensweise zur Umsetzung des städtebaulichen Leitbilds.
Auch ist die Sicherung der Fläche für den geplanten Schulcampus vereinbart. Wichtige Punkte sind auch
die Planung von anteilsmäßigem leistbarem Wohnraum, eine barrierefreie WG-Wohnung und die Gewährleistung
von Möglichkeiten zur Nutzung von Sonnenenergie.
4. Das Mobilitätskonzept
Es soll gewährleistet sein, dass das Kasernenareal mit allen Verkehrsmitteln optimal erreichbar ist, der
neue Stadtteil eine hohe Wohn- und Aufenthaltsqualität bietet und weitgehend autofrei gestaltet ist.
- „Fahrradfreundliches Bauen“ – Forcierung der unkomplizierten
Nutzung des Fahrrads
- Fuß- und Radsteg zur Anbindung des Areals im Bereich
des Bahnhofs Weidling
- Führung der Stadtbuslinie 204 durch den neuen Stadtteil
zur optimalen Erschließung
- Autofreier Stadtteil: Keine Zufahrt durch privaten Kfz-Verkehr,
Parkmöglichkeiten in einer Quartiers- und einer unterirdischen Bewohnergarage
- Mobilitätsmanagement zur Förderung einer effizienten,
umweltfreundlichen nachhaltigen Mobilität
- Angebot verschiedener Verleihsysteme (CarSharing, E-Bike-,
(Lasten)Fahrradverleih) „Mobility Point“ – Verwaltung der Verleihsysteme und Mobilitätsberatung
|