Murer – Anatomie eines Prozesses
 eröffnet die Diagonale’18

 

erstellt am
26. 01. 18
13:00 MEZ

Graz (diagonale) - Im dritten Jahr des Intendantenduos Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber zeichnet das Festivalprogramm ein vielstimmiges (Selbst-)Bild Österreichs. In Zeiten politischer Umwälzungen und gesellschaftlicher wie kultureller Umbrüche lassen sich die Schwerpunkte der Diagonale’18 möglicherweise mehr denn je als seismografische Bestandsaufnahme lesen.

Uraufführung Murer – Anatomie eines Prozesses von Christian Frosch
Ein brisanter Gerichtsfilm, ein Thriller eröffnet die Diagonale’18: Graz 1963. Der angesehene Lokalpolitiker und Großbauer Franz Murer steht wegen schwerer Kriegsverbrechen vor Gericht. Die Beweislage ist erdrückend. Doch in den Zentren der Macht und an den Stammtischen des Landes will man die dunklen Kapitel der eigenen Geschichte endgültig abschließen. Anhand originaler Dokumente zu einem der wohl größten Justizskandale der Zweiten Republik zeichnet Regisseur Christian Frosch den Fall des steirischen Politikers und Landwirten Franz Murer nach, der von 1941 bis 1943 als „Schlächter von Vilnius“ einer der Hauptverantwortlichen für die Tötung der Jüdinnen und Juden in der heutigen litauischen Hauptstadt gewesen sein soll. Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber: „ Christian Frosch inszeniert das ‚Zerrbild der Gerechtigkeit’, wie Simon Wiesenthal den Prozess beschrieb, als brisanten Thriller mit 73 Sprechrollen – und lässt die Opferfassade der österreichischen Nachkriegsjahre porös werden. Selten war der postnazistische Mief so gegenwärtig und erschreckend lebendig, die österreichische Seele derart zur Kenntlichkeit entstellt. Froschs minutiöse Rekonstruktion der damaligen realpolitischen wie gesellschaftlichen Stimmung verdeutlicht, dass der radikale Bruch mit dem Denken, das zum Holocaust führte, hierzulande ausblieb. Er macht augenscheinlich, warum der Nachhall des Nationalsozialismus in der Demokratie bis heute vibriert.“

Historisches Special
Kein schöner Land – Blicke in die Provinz, Blicke aus der Provinz
Das Kinoland Österreich erscheint oftmals vor allem als eines: als Kinobundesland – Wien. Im historischen Spezialprogramm der Diagonale’18 soll die Hauptstadt in den Hintergrund treten. Gemeinsam, aber aus unterschiedlichen Perspektiven blicken das Österreichische Filmmuseum, das Filmarchiv Austria und das ORF-Archiv aufs Land, versammeln Blicke in die so genannte Provinz und aus der Provinz.

Zum Kollektiv
Filmladen – Politisches Kino von Aktivismus bis Autorenfilm
Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des Filmladen Filmverleihs beleuchtet die Diagonale die Frühphase einer Institution, die als Zusammenschluss von vier Persönlichkeiten des österreichischen Films begann: Josef Aichholzer, Ruth Beckermann, Franz Grafl und Michael Stejskal.

Diagonale’18-Trailer von Katrina Daschner
„Das Spiel von Licht und Dunkelheit, Oberflächenglanz, das eigene Blicken und das Angeblicktwerden – unheimlich, spannend, erregend und irritierend.“ Die Filmemacherin, Performance- und bildende Künstlerin Katrina Daschner zeichnet für den Festivaltrailer der Diagonale’18 verantwortlich, der ab 13. Februar landesweit in den Kinos Lust auf die Diagonale macht. Mehr hier.

In Referenz: Was vom Kino übrig blieb – Ausstellung und Filmprogramm
Vom 10. Februar bis 22. April zeigt das Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien in Kooperation mit der Diagonale und dem Österreichischen Filmmuseum die Ausstellung „Was vom Kino übrig blieb“, in der internationale sowie zahlreiche eng mit der Diagonale verbundene Künstler/innen bildnerische Arbeiten und audiovisuelle Installationen präsentieren. Im Rahmen der Diagonale wird die Ausstellung um ein Filmprogramm in der Programmreihe In Referenz ergänzt.

Die Diagonale’18 findet vom 13. bis 18. März in Graz statt. Das gesamte Programm wird am 2. März veröffentlicht. Der Ticketverkauf startet am 7. März 2018.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.diagonale.at

 

 

 

 

 

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