MAK zeigt Gustav Peichl von 21. März bis 19. August 2018
Wien (mak) - Anlässlich seines 90. Geburtstags widmet das MAK dem österreichischen Architekten
Gustav Peichl (geboren am 18. März 1928 in Wien) die Personale "GUSTAV PEICHL. 15 Bauten zum 90sten".
In seinem 50-jährigen Schaffen konnte Peichl, der unter dem Pseudonym Ironimus höchst erfolgreich auch
als politischer Karikaturist tätig war, 70 Bauten realisieren. Für die Schau im MAK wählte er 15
Bauten aus, die exemplarisch Einblick in sein umfangreiches Lebenswerk geben. Die Gebäude werden exklusiv
für das MAK von der deutschen Künstlerin Pola Sieverding in ihrem heutigen, aktuellen Zustand fotografiert
und mit Skizzen, Entwürfen und Plänen aus der MAK-Sammlung kontextualisiert.
Peichl schenkte dem MAK 2013 einen umfassenden Bestand von über 8 000 Entwurfszeichnungen, Skizzen, Plänen
und Konzepten für seine österreichischen Bauten. Darunter befinden sich Ideenskizzen ebenso wie öffentliche
Bauaufträge, städtebauliche Planungen, nicht realisierte Projekte, soziale Wohnbauten und repräsentative
Einfamilienhäuser. Die MAK-Bibliothek und Kunstblättersammlung verwahrt zahlreiche Konvolute und (Teil-)Nachlässe
namhafter ArchitektInnen, unter anderem auch von Edmund Moiret, Josef Hoffmann, Otto Niedermoser, Otto Prutscher
und Anna-Lülja Praun. Zeitgenössische Positionen kamen mit dem Nachlass von Hans Hollein und Vorlass
von Gustav Peichl in die Sammlung.
Im digitalen Zeitalter, in dem meist am Computer geplant wird, postuliert Peichl das Skizzieren als Nachdenken
auf dem Papier. Für ihn sind "Bauen und Architektur die Summe aus Form, Funktion, Material, Farbe und
Licht. Es gilt nach einer sinnlichen Architektur zu streben, nach einer Architektur unter Bezugnahme auf Eros".
Als Vertreter der klassischen Moderne verfolgt Peichl technische Ästhetik, klassische Proportionen, Witz und
Sinnlichkeit – und damit eine unverkennbare, eigenständige Linie.
Die Ausstellung "GUSTAV PEICHL. 15 Bauten zum 90sten" folgt einer chronologischen Ordnung: vom ersten
realisierten Bau, dem gemeinsam mit Wilhelm Hubatsch und Franz Kiener entworfenen Verwaltungsgebäude der NEWAG-NIOGAS
(1958–1960), über die legendären ORF-Landesstudios (1970er und 1980er Jahre) bis zur markanten Kindertagesstätte
des Deutschen Bundestags an zentraler Stelle im Berliner Regierungsviertel (1998–2002). Die gezeigten Skizzen,
Entwürfe und Einreichpläne werden großteils erstmals öffentlich zugänglich gemacht. Die
Fotografien der Künstlerin Pola Sieverding schaffen ungewohnte Perspektiven und verdeutlichen die starke Materialität
und die prägnante Formensprache von Peichls Architektur. Den ursprünglichen, bis zu 60 Jahre alten Ideenskizzen
und Bauplänen stehen Bilder von deren Ergebnissen gegenüber, wie sie noch heute Orte, Städte und
Umgebungen prägen.
Peichls feines Gespür für Trends kommt unter anderem in seinem Entwurf für die Atriumschule in der
Krim in Wien-Döbling (1961–1964) zum Tragen. Weiße Mauern, flache Dächer und offene Glasflächen
verleihen dem Bau, der Gemeinschaft und Kommunikation entstehen lässt, einen markanten Charakter. Gesteigert
wird dieses Gemeinschaftsgefühl im Konvent der Dominikanerinnen in Wien-Hietzing (1963–1965), wo Peichl kleine
Wohngemeinschaften bildete.
Ein Schlüsselwerk in seinem Schaffen ist die eindrucksvoll in die Landschaft integrierte Erdfunkstelle Aflenz
in der Steiermark (1976–1979). Peichl gelang die perfekte Symbiose von Architektur und Technik, indem er die hochtechnisierte
Anlage unterirdisch baute und grasbewachsene Erdhügel darüberlegte. Vor allem den ORF-Landesstudios verdankt
Peichl sein Renommee als Architekt: Alle ORF-Gebäude folgen demselben Prinzip und sind in Form von Kreissegmenten
um einen Zentralraum angeordnet.
Auch in Deutschland feierte Peichl große Erfolge: Er gewann im Rahmen der Internationalen Bauausstellung
(IBA) in Berlin den Wettbewerb um die Errichtung der Phosphateliminationsanlage PEA in Berlin-Tegel (1980–1987),
plante die Bundeskunsthalle in Bonn (1986–1992) und entwarf den Zubau zum Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt
am Main (1987–1990) sowie das Werkraumtheater der Münchner Kammerspiele (1990–1993). Als Leihgaben der Akademie
der Künste in Berlin, die seit 2013 rund 3 100 Pläne, Zeichnungen, Skizzen und Modelle zu Peichls Bauprojekten
in Deutschland verwahrt, fließen diese Bauten in die MAK-Ausstellung ein. Peichl nahm zweimal an der Architekturbiennale
in Venedig und an der documenta in Kassel teil. Er wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet,
u. a. mit dem Reynolds Memorial Award. Von 1973 bis 1996 unterrichtete er als Professor an der Akademie der bildenden
Künste Wien, von 2002 bis 2003 als Gastprofessor an der Harvard School of Design in Boston.
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