„How to Occupy a Shipwreck” ab 25. Jänner in der Garage zu sehen
Wien (rk) - Das Kunst Haus Wien, ein Museum der Wien Holding, zeigt von 25. Jänner bis 2. April 2018
die Schau „How to Occupy a Shipwreck“ des Künstlers, Aktivisten und Filmemachers Oliver Ressler, der in seinen
Arbeiten gesellschaftspolitisch wichtige Themen und Ereignisse zum Ausgangspunkt nimmt. Präsentiert werden
vier Filme des Künstlers, die Schlüsselmomente der Klimabewegung dokumentieren.
Filmserie zeigt Kämpfe gegen Einsatz und Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen
Oliver Ressler bearbeitet mit Installationen, Arbeiten im Außenraum und Filmen Themen wie Ökonomie,
Demokratie, Klimawandel, Widerstandsformen und gesellschaftliche Alternativen. Seine Arbeiten basieren auf ausführlichen
Recherchen, die Realisierung seiner Arbeiten ist aufwendig. In der Garage des Kunst Haus Wien werden vier Filme
von Oliver Ressler aus der Serie „Everything's coming together while everything's falling apart“ (Alles fügt
sich zusammen während alles auseinanderbricht) gezeigt, die der Künstler seit 2015 erweitert und bearbeitet.
Darin dokumentiert Ressler Schlüsselmomente der Klimabewegung, allen voran deren Kämpfe gegen den Einsatz
und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen.
Ressler sucht Orte des Widerstandes auf, wie beispielsweise eine Gegend in der Nähe von Nantes in Frankreich:
Hier erwuchs 2012 aus dem Widerstand gegen den Bau eines neuen Flughafens ein Gebiet – die ZAD („zone à
défendre“, zu verteidigende Zone) –, das die Polizei seither nicht mehr betritt. Weitere Schauplätze
der Filme sind die Demonstrationen rund um die 21. UN-Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015, die Blockaden eines
Braunkohletagebaus in der Lausitz in Deutschland 2016 und die Besetzung von Europas zweitgrößtem Kohlehafen
in Amsterdam im Juni 2017. Oliver Ressler fokussiert auf Massenaktionen des zivilen Ungehorsams und auf die Beweggründe
und Taktiken der ProtagonistInnen.
Die Filme im Überblick
Everything's coming together while everything's falling apart: COP21, 17 min., 2016
Im ersten Film protestieren AktivistInnen gegen die UN Klimakonferenz in Paris, wo zu dem Zeitpunkt ein Ausnahmezustand
herrschte. Wie die zwanzig davor gescheiterten jährlichen Klimakonferenzen bewies COP21 einmal mehr die Unfähigkeit
von Regierungen, sich zu einem Abkommen zu verpflichten, durch das die Erderwärmung mit einer konkreten Strategie
zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen aufgehalten werden könnte. Das zu Stande gekommene Klimaabkommen vermeidet
alles, was den wirtschaftlichen Interessen von Konzernen entgegensteht. Dieselben Regierungen, die jetzt so tun,
als könnten unverbindliche Abkommen den Klimawandel aufhalten, machen lokale Umwelt- und Klima-Gesetze durch
ihre verbindlichen Freihandelsabkommen zu leeren Phrasen.
Everything's coming together while everything's falling apart: Ende Gelände, 12 min., 2016
Im Film über die Aktion Ende Gelände geht es um den massiven Einsatz von zivilem Ungehorsam beim
Braunkohletagebau in der Lausitz (bei Berlin). 4.000 AktivistInnen drangen in einen Tagebau ein, blockierten die
Verladestation und die Eisenbahnschienen zu einem Braunkohlekraftwerk. Die Blockaden stoppten die Kohlelieferungen
und zwangen den schwedischen Eigentümer Vattenfall, das Kraftwerk herunterzufahren. Die Aktion war Teil einer
gegen die fossile Brennstoffindustrie gerichteten „weltweiten Eskalation”. Diese ruft zum „Ausstieg aus Kohle,
Öl und Gas” auf und setzt das direkt in die Praxis um.
Everything's coming together while everything's falling apart: The ZAD, 36 min., 2017
Im dritten Film geht es um die ZAD, Europas größtes autonomes Gebiet, das sich in der Nähe der
französischen Stadt Nantes befindet. Die ZAD (zone à défendre, zu verteidigende Zone) erwuchs
aus dem Widerstand gegen den Bau eines neuen Flughafens. Als die französische Regierung 2012 die Zone räumen
lassen wollte, stellten sich mehr als 40.000 Menschen dagegen – die Polizei hat die ZAD seither nicht mehr betreten.
Aktuell leben 250 Personen aus 60 Kollektiven dauerhaft auf der ZAD und besetzen die Auen, Felder und Wälder.
Die ZAD ist ein erfolgreiches Beispiel dafür, dass die Schaffung von Alternativen und der Widerstand Hand
in Hand gehen sollten. Während sich die Menschen dort mit selbstorganisierten Bäckereien, Werkstätten,
einer Brauerei, einem Naturheilkräutergarten, einem Rap-Studio, einer wöchentlichen Zeitung und einer
Bibliothek die Kontrolle über ihren Alltag wiedererlangten, verhindern sie gleichzeitig einen unnötigen,
ökologisch verheerenden Flughafen. Der Film ist um eine Diskussion mit einer Gruppe von AktivistInnen aufgebaut,
die auf der ZAD leben.
Everything's coming together while everything's falling apart: Code Rood, 14 min., 2018
Der vierte Film fokussiert auf eine Aktion zivilen Ungehorsams – „Code Rood“ – die im Hafen Amsterdams im Juni
2017 stattgefunden hat. Die Blockade von Europas zweitgrößten Kohlehafen zeichnet eine rote Linie gegen
diese bedeutende Infrastruktur des auf fossilen Brennstoffen basierenden Kapitalismus. Die meiste Kohle kommt aus
Kolumbien, wo sie unter ökologisch und sozial verheerenden Bedingungen abgebaut wird.
Programm zur Ausstellung
Am Donnerstag, den 15. Februar 2018 findet um 18:00 Uhr ein Vortrag von Oliver Ressler über seine Arbeiten
zur globalen Klimaerwärmung statt. Im Anschluß folgt ein Gespräch zwischen Maja & Reuben Fowkes
(Translokal Institute, Budapest) und Oliver
Über den Künstler
Oliver Ressler (*1970 Knittelfeld) hat 1989–1995 an der Universität für angewandte Kunst Wien, studiert.
Er lebt und arbeitet in Wien.
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