LH Kaiser und LR Benger verliehen den Kärntner Landesorden in Gold an Weltliteraten aus
Griffen – „Ich verdiene diese Auszeichnung überhaupt nicht“
Griffen/Klagenfurt (lpd) - Der Kärntner Weltliterat Peter Handke erhielt am 2. Feber im Stift Griffen
die höchste Auszeichnung des Landes - den Kärntner Landesorden in Gold. Verliehen wurde ihm der Orden
im ehemaligen Refektorium des Stiftes von Landeshauptmann Peter Kaiser und Kulturreferent Christian Benger. Handke
war mit seiner Frau Sophie und Tochter Amina in seinen Heimatort gekommen.
„Peter Handke ist einer der größten Literaten der Gegenwart in Kärnten, Österreich, Europa
und ich traue mich zu behaupten, wohl auch auf der ganzen Welt“, sagte Kaiser. Er sehe es als symbolhafte Entwicklung,
dass auf die Verleihung so lange gewartet werden musste. „Denn dass Peter Handke erst jetzt die höchste Würdigung
des Landes erfährt, ist dem Umstand geschuldet, dass wir das veraltete Regelwerk zur Verleihung von Landesauszeichnungen
erst aktualisieren mussten“, so der Landeshauptmann. Dass diese Änderung aber durch Peter Handke passiert
sei, ehre das Land Kärnten. „Wenn also die öffentliche Diskussion darüber auch etwas Gutes gehabt
hat, dann, dass das Wirken und die Bedeutung der Werke Peter Handke noch deutlicher ins Bewusstsein der Bevölkerung
gedrungen sind“, betonte der Landeshauptmann. Kaiser sagte, er sei nun auch ein wenig froh, dass die Auszeichnung
nicht unmittelbar zum Geburtstag von Handke überreicht worden sei, sondern mit ein wenig zeitlicher Distanz.
„Damit weist die Auszeichnung schon ins neue Jahr.“
Peter Handkes Lebensweg habe seinen Anfang in Griffen genommen. „Er ist von Griffen geprägt und in seinen
Erinnerungen schlummert sehr Vieles, was an Authentizität und Verbundenheit schwer zu übertreffen ist“,
meinte Kaiser. Dass Handke immer wieder nach Griffen, an den Ort in dem er geboren und aufgewachsen sei, zurückkehre,
zeige die enge Verbundenheit mit Kärnten und seinen Menschen. Rastlos ziehe es Handke immer wieder in die
Welt, um dann doch wieder in seine Heimat zurückzukehren. „Dies ist eine Form von einer ganz selten vorkommenden
Verbindung zu seinem Heimatort und diese Verortung von Gefühlen wage ich Heimat zu nennen“, sagte Kaiser.
„Ich freue mich seitens des offiziellen Kärnten dieses Ehrenzeichen Peter Handke, Literat und Weltbürger,
aber immer Kärntner, verleihen zu dürfen“, sagte der Landeshauptmann und verlieh Handke den Kärntner
Landesorden in Gold gemeinsam mit Kulturreferent Benger.
„Es ist für mich als Griffner ein sehr bewegender Moment, hier stehen und den Griffner Peter Handke ehren
zu dürfen. Sie haben mich/uns/die Welt mit Literatur beschenkt, die bereichert, die beflügelt und aufmerksam
macht auf Dinge und Erscheinungen, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind“, sagte Benger. Handkes Literatur
gehöre zum Schönsten, was die Weltliteratur herausgebracht habe. Benger dankte allen, die am Zustandekommen
dieser Ausstellung beteiligt gewesen seien. „Möge Ihnen die Ausstellung zur Freude gereichen“, sagte Benger
zu Handke. Als Geschenk überreichte er Handke ein Sortiment an Stickgarn und ein Buch mit Stickmotiven, worüber
sich Handke, der gerne stickt – er und seine Frau trugen von ihm selbst bestickte Mäntel - merklich freute.
Peter Handke war sichtlich erfreut über den höchsten Kärntner Landesorden, aber meinte augenzwinkernd:
"Ich verdiene diese Auszeichnung ja überhaupt nicht, aber was bleibt mir anderes übrig." In
seiner Ansprache ging er auf die Worte von Landeshauptmann Kaiser ein. Dass er sich im Lauf seines Lebens selbst
nie als Schriftsteller gespürt habe, aber bei der Passage des Landeshauptmannes mit der Verortung könne
er sagen: „Wenn man mich als Ortschriftsteller bezeichnet, dann trifft das zu.“
„Wir sind stolz in Griffen einen Weltliteraten zu haben und mit dem Kärntner Landesorden in Gold erhält
unser Ehrenbürger Peter Handke auch jene Wertschätzung, die ihm gebührt“, sagte Bürgermeister
Josef Müller. Er dankte Landeshauptmann Kaiser und Kulturreferent Benger für die große Unterstützung
bei der Ausstellung, die neues Leben in die ehemaligen Klosterräumlichkeiten bringe und einen Einblick in
die Welt des Peter Hanke geben würde.
„Es gibt dich, weil Augen dich wollen, dich ansehen und sagen, dass es dich gibt“ zitierte Pfarrer Johann Dersula
die deutsche Lyrikerin Hilde Domin. Er betonte, wie froh man sei, dass im Stift Griffen die schöpferische
Kraft Peter Handkes aufleuchte und sich präsentieren könne. „Gott schenke Dir noch viele Jahre in Gesundheit,
Wohlergehen und Schöpferkraft“, so der Hausherr.
Kuratorin Katharina Pektor betonte, dass dies keine Ausstellung mit Ton- und Bildinstallationen sei. „Aber es gibt
Sitzecken, von wo aus man die Bilder und Texte in Ruhe betrachten und auf sich wirken lassen könnte.“ Ausstellung
und Katalog seien ein Geschenk der Gemeinde Griffen und des Landes Kärnten für Peter Handke, sagte Pektor.
Anschließend führte sie durch die Handke-Dauerausstellung, die im ersten Stock des Stiftes untergebracht
ist. Die Ausstellung gibt es seit 21 Jahren, sie wurde nun neu gestaltet und um die letzten 20 Jahre ergänzt.
Heute, Samstag, findet die offizielle Eröffnung statt.
Unter den zahlreichen Gästen waren Autor Josef Winkler, Bachmann-Preisträgerin Maja Haderlapp, Literaturwissenschaftler
Klaus Amann und Germanist Hans Höller, Verleger Jochen Jung sowie Diplomat Valentin Inzko mit Gattin Mezzo-Sopranistin
Bernarda Fink. Außerdem von der Kleinen Zeitung Chefredakteur Hubert Patterer und der stellvertretende Chefredakteur
Adolf Winkler sowie der Direktor des Landesmuseums Igor Pucker.
Peter Handke wurde am 6. Dezember 1942 in Altenmarkt/Stara vas bei Griffen geboren. Nach Besuch der örtlichen
Volksschule und zwei Jahren Hauptschule, wechselt der zwölfjährige Peter Handke auf eigene Initiative
in das Gymnasium in Tanzenberg. Erste literarische Texte erscheinen in der Internatszeitschrift Fackel. Nach Wechsel
auf das humanistische Gymnasium in Klagenfurt, maturiert er dort 1961 mit Auszeichnung. Die Kärntner Volkszeitung
veröffentlicht zu dieser Zeit erste literarische Texte. 1961 beginnt er ein Jus-Studium in Graz. Er schließt
sich der Grazer Gruppe um dem Forum Stadtpark an, verfasst Radio-Feuilletons für den Grazer Rundfunk. Alfred
Kolleritsch veröffentlicht Texte des jungen Autors in der Literaturzeitschrift. Nach Veröffentlichung
des Romans „Die Hornissen" 1966 bricht er sein Studium ab, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Seine Werke
erscheinen ab der ersten Veröffentlichung, dem Sprechstück „Publikumsbeschimpfung" (1966), im renommierten
Suhrkamp-Verlag, seine Stücke wurden und werden von bedeutenden Regisseuren des Gegenwartstheaters, darunter
Claus Peymann oder Luc Bondy, an renommierten Theatern (Burgtheater, Berliner Ensemble u.a.) bzw. im Rahmen renommierter
Festivals (Salzburger Festspiele, Wiener Festwochen u.a.) uraufgeführt.
Ebenso arbeitet er bei seinen filmischen Projekten mit Künstlerinnen und Künstlern von internationalem
Format zusammen. Die Liste der publizierten Werke aus den Sparten Lyrik, Prosa, Drama, Hörspiel und Drehbuch
umfasst mittlerweile rund 70 Titel. Darüber hinaus hat er durch sein eigenes und auch übersetzerisches
Werk zum Bekanntwerden von slowenisch-sprachiger Literatur im deutschen Sprachraum, insbesondere der Kärntner
Autoren Florjan Lipus und Gustav Janus, maßgeblich beigetragen.
Bisher erhaltene Auszeichnungen: Kulturpreis des Landes Kärnten (1983), Georg-Büchner-Preis (1973), Großer
Österreichischen Staatspreis (1987), Franz-Grillparzer-Preis (1991), Franz-Kafka-Literaturpreis der Stadt
Prag (2009), Vinzenz-Rizzi-Preis des Zentralverbands Slowenischer Organisationen und des Slowenischen Kulturverbands
(2010), Nestroy-Preis (2011), Mühlheimer Dramatikerpreis (2012), Einspieler-Preis des Rats der Kärntner
Slowenen (2013), Internationaler Ibsen-Preis (2014) u.v.a. Handke ist Ehrendoktor der Katholischen Universität
Eichstätt, der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und der Paris-Lodron-Universität Salzburg.
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