Umfrage zeigt Stimmungslage und Einstellungen der TirolerInnen zu Migration, Asyl und Integration
Innsbruck (lk) - Die Themen Migration, Asyl und Integration sind auch in Tirol bis in die Gemeinden hinein
von starken Emotionen geprägt. In einer vom SORA Institut durchgeführten Umfrage mit 701 TirolerInnen
wurde ihre Einstellung zu Zuwanderung, Flüchtlingen und MigrantInnen sowie dem Zusammenleben erhoben.
„Der Integrationsmonitor kann die Spaltung der Gesellschaft in sogenannte ‚Flüchtlingsgegnerinnen bzw. -gegner‘
und ‚Flüchtlingsbefürworterinnen bzw. -befürworter‘ – wie es in öffentlichen Diskussionen oft
den Anschein haben mag – nicht empirisch nachweisen“, betont Sozial- und Integrationslandesrätin Christine
Baur. „42 Prozent der Tirolerinnen und Tiroler sind positiv gegenüber Flüchtlingen eingestellt. Rund
die Hälfte der Befragten ist zwiegespalten: 48 Prozent vertreten sowohl ablehnende als auch unterstützende
Positionen gegenüber Flüchtlingen. Bei ihnen spricht man von sogenannten Value Shifters. Zehn Prozent
geben an, eine negative Einstellung zu Flüchtlingen zu haben“, berichtet Christoph Hofinger vom SORA Institut.
Demnach können sich die Menschen nicht in rein Fremdenfeindliche auf der einen und unter allen Umständen
Hilfsbereite auf der anderen Seite einteilen lassen. „Zahlreiche Befragte haben in ein- und derselben Befragung
sowohl für Abschottung und Abgrenzung als auch für Hilfe und Offenheit plädiert“, so Hofinger. Tatsächlich
sei es so, dass Befragte sowohl eine Schließung der Grenze befürworten können, aber dennoch auch
der Meinung sind, dass die Aufnahme und menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen unsere Pflicht
ist.
Die deutliche Mehrheit der Befragten (64 Prozent) empfindet nach eigenen Angaben sowohl positive als auch negative
Gefühle gegenüber Flüchtlingen. Insbesondere die Einschätzung der zukünftigen Entwicklung
der Lebensqualität in Tirol sowie die Frage, ob man den meisten Menschen vertrauen oder nicht vertrauen kann,
hängt mit der Einstellung gegenüber Zuwanderung und Flüchtlingen zusammen. Hinzu kommen soziodemografische
Merkmale wie Alter, Geschlecht oder Wohnort, die teilweise auch mit der Einstellung gegenüber Zuwanderung
oder Flüchtlingen zusammenhängen.
Gutes Zeugnis für Flüchtlingsaufnahme in Tirol
Ein weiteres Ergebnis des Integrationsmonitors ist, dass der Flüchtlingsaufnahme und den in diesem Bereich
handelnden Institutionen und AkteurInnen ein überwiegend gutes Zeugnis ausgestellt wird: „Vor allem die Arbeit
der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sowie die Hilfsorganisationen werden positiv bewertet – dies zeigt, dass
die Arbeit all jener, die direkt mit Flüchtlingen zu tun haben und nah am Leben der Befragten agieren, besonders
wertgeschätzt wird“, betont Hofinger. Auch bei den lokalen und regionalen Institutionen – der eigenen Wohngemeinde
(66 Prozent), der Tiroler Landesregierung (64 Prozent) oder der Tiroler Sozialen Dienste GmbH (55 Prozent) – teilt
mehr als die Hälfte der Befragten diese Ansicht und bewertet diese Institutionen gut.
Pragmatisch-offener Zugang
Bemerkenswert ist, dass Befragte in jenen Gemeinden, die Flüchtlinge aufgenommen haben, die Flüchtlingsaufnahme
in Tirol eher besser werten als Befragte in jenen Gemeinden, die keine Flüchtlinge aufgenommen haben: In Gemeinden
mit Flüchtlingen beurteilen 66 Prozent der Befragten die Flüchtlingsaufnahme in Tirol mit „gut“, in Gemeinden
ohne Flüchtlinge stimmen dieser Aussage 59 Prozent zu. Noch besser fällt die Beurteilung aus, wenn nach
der Flüchtlingsaufnahme in der eigenen Gemeinde gefragt wird.
Ein großer Teil an Befragten (74 Prozent) ist zudem der Ansicht, dass sich durch die Aufnahme von Flüchtlingen
das Zusammenleben in der Gemeinde seit dem Jahr 2015 nicht verändert hat.
Grundsätzlich zeigt sich, dass jene 72 Prozent der Befragten, in deren Gemeinde Flüchtlinge aufgenommen
wurden, einen pragmatisch-offenen Zugang zur Thematik haben.
Zusammenleben zwischen Einheimischen und Zugewanderten überwiegend mit „gut“ bewertet
„Oft ist es die Alltagserfahrung mit Migrantinnen und Migranten in der eigenen Umgebung, die das Zusammenleben
zwischen Einheimischen und Zugewanderten als positiv bewerten lässt“, sagt Hofinger. Rund ein Drittel der
Befragten (30 Prozent) hat zumindest mehrmals in der Woche beruflich mit Zugewanderten zu tun. Bei gut einem Fünftel
der Befragten ist das auch im privaten Umfeld (21 Prozent) oder in der eigenen Nachbarschaft (19 Prozent) der Fall.
Sowohl für das Bundesland Tirol (52 Prozent) als auch in etwas höherem Ausmaß für die eigene
Wohngemeinde (59 Prozent) wird das Zusammenleben zwischen Einheimischen und Zugewanderten überwiegend mit
„gut“ bewertet.
Auswirkungen von Zuwanderung unterschiedlich beurteilt
„Die Auswirkungen der Zuwanderung auf Tirol werden je nach konkretem Bereich unterschiedlich beurteilt“, betont
Hofinger. Während Zuwanderung für die Vielfalt und Offenheit (42 Prozent) in Tirol und das Wirtschaftswachstum
(37 Prozent) mehrheitlich als positiv betrachtet wird, zeigt sich bezüglich der Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt
oder das Sozialsystem überwiegend Skepsis.
„Die Ergebnisse des Integrationsmonitors beweisen einmal mehr, dass entgegen der öffentlichen Wahrnehmung
die Themen Flucht und Migration nicht großteils Ängste und Ablehnung hervorrufen. Die Tirolerinnen und
Tiroler sind sehr wohl in der Lage, sich aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen ein eigenes Bild zu machen.
Denn gerade diese persönliche Erfahrung und der direkte Kontakt sind wichtig, um voreilige Schlüsse zu
verhindern“, so LRin Baur abschließend.
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