WKÖ fordert: Fachkräfteoffensivie nach deutschem Vorbild rasch starten
Wien (pwk) - Mit einem Plus von 82.000 zusätzlichen Beschäftigten (Ende Jänner im Vorjahresvergleich)
entwickelt sich die Wirtschaft nach einer langen Phase schwächelnder Konjunktur überaus positiv. „Der
Jobmarkt boomt. Diese erfreuliche Entwicklung bedeutet gleichzeitig, dass jetzt alle Kräfte zu bündeln
sind, damit die vielen offenen Stellen auch besetzt werden können,“ so Martin Gleitsmann, Arbeitsmarktexperte
der WKÖ, am 1. Feber. „Denn der akute Fachkräftemangel ist die Sorge Nummer 1 unter Österreichs
Unternehmen.“
Österreich im EU-Ranking nach wie vor abgeschlagen
Bei aller Freude über die gute Entwicklung darf nicht übersehen werden, dass Österreich im EU-weiten
Ranking nach wie vor weit abgeschlagen auf Platz 9 liegt. Damit Österreich auch im internationalen Ranking
wieder zu den besten aufschließen kann, braucht es jetzt die richtigen Maßnahmen. „Österreich
gehört zu jenen Ländern mit der stärksten Belastung des Faktors Arbeit. Priorität muss daher
eine rasch spürbare Lohnnebenkostensenkung auf das deutsche Niveau haben,“ so Gleitsmann.
Zahl der offenen Stellen erreicht Rekordhöhe – Bündel an Maßnahmen gefordert
Der Zuwachs an offenen Stellen verzeichnet Rekordhöhen, wobei es regional sehr unterschiedliche Entwicklungen
gibt. Besonders stechen Kärnten (+93,7% im Vorjahresvergleich) und Niederösterreich (+58,2%) hervor.
Gleitsmann: „Die Besetzung dieser Rekordzahl an offenen Stellen wird eine große Herausforderung. Neben Ausbildungen,
die direkt in den Betrieben stattfinden, braucht es Maßnahmen wie den Ausbau der Eingliederungsbeihilfe.
Genauso wichtig wird es sein, die überregionale Vermittlung weiter zu forcieren. Mit dem kürzlich erfolgten
Ausbau der Entfernungsbeihilfe und des Kombilohns für Personen, die bereit sind, eine weiter entfernte Arbeitsstelle
anzutreten, wurde ein erster wichtiger Schritt gesetzt. Jetzt braucht es ein breiteres Umdenken. Die Jobchancen
sind vorhanden, aber nicht immer in der Straße um die Ecke.“
Sehr positiv ist, dass sowohl die Ausbildung in den Betrieben als auch die überregionale Vermittlung Schwerpunkte
im Regierungsprogramm sind und das Ziel gesteckt wurde, eine Fachkräfteoffensive nach deutschem Vorbild zu
entwickeln.
Boom am Lehrstellenmarkt
Rekordwerte erreicht mittlerweile auch der Lehrstellenmarkt. Die Zahl der sofort verfügbaren offenen Lehrstellen
steigt enorm. Neben den 4.405 sofort zum Lehrantritt bereiten offenen Lehrstellen gibt es eine noch viel größere
Zahl (14.588) offene nicht sofort verfügbare Lehrstellen, alles zusammen somit fast 20.000 offene Lehrstellen.
Diesen stehen rund 10.000 (sofort und nicht sofort verfügbare) Lehrstellensuchende gegenüber.
Die Chancen am Lehrstellenmarkt sind daher so gut wie schon lange nicht. „Jetzt geht es auch hier um möglichst
rasche Besetzungen dieser offenen Lehrstellen, sonst besteht die Gefahr, dass sich Betriebe von der Lehrlingsausbildung
zurückziehen. Die Ankündigung der neuen Bundesregierung, die betriebliche Lehre zu forcieren, ist daher
der einzige richtige Schritt. Immerhin sind die Chancen, nach einer betrieblichen Lehre am Arbeitsmarkt Fuß
zu fassen wesentlich besser als nach dem Besuch einer überbetrieblichen Lehrausbildung“, betont Gleitsmann.
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