Winterprognose 2018: EU-Wirtschaft wächst
 so schnell wie seit zehn Jahren nicht mehr

 

erstellt am
08. 02. 17
13:00 MEZ

Brüssel/Berlin (ec) - Die Wachstumsraten für den Euroraum und die EU haben die Erwartungen im vergangenen Jahr übertroffen. Aus der wirtschaftlichen Erholung ist mehr und mehr ein Aufschwung geworden. Mit schätzungsweise 2,4 Prozent ist sowohl der Euroraum als auch die EU im Jahr 2017 so schnell gewachsen wie seit zehn Jahren nicht mehr. Das robuste Wachstum dürfte sich 2018 und 2019 sowohl im Euroraum als auch in der EU mit 2,3 bzw. 2,0 Prozent fortsetzen. Das ist das Ergebnis der am 7. Feber vorgelegten Zwischenprognose der Europäischen Kommission.

Valdis Dombrovskis, Vizepräsident für den Euro und den sozialen Dialog, der auch für Finanzstabilität, Finanzdienstleistungen und Kapitalmarktunion zuständig ist, erklärte: „Die europäische Wirtschaft übertrifft alle Erwartungen und dürfte bis ins nächste Jahr hinein robust wachsen. Wir müssen weiterhin dafür sorgen, dass dieses Wachstum bei allen Europäern ankommt. Es gilt, dieses Zeitfenster zu nutzen, um unsere Volkswirtschaften krisenfester zu machen und die Wirtschafts- und Währungsunion zu vertiefen.“

Pierre Moscovici, EU-Kommissar für Wirtschafts- und Finanzangelegenheiten, Steuern und Zoll, fügte hinzu: „Die europäische Wirtschaft ist robust ins Jahr 2018 gestartet. Der Euroraum kann sich über Wachstumsraten freuen, wie wir sie zuletzt vor der Finanzkrise gesehen haben. Arbeitslosigkeit und Haushaltsdefizite sind weiter rückläufig, und endlich nehmen auch die Investitionen wieder nennenswert zu. Außerdem ist das Wirtschaftswachstum ausgewogener als noch vor zehn Jahren und mithilfe intelligenter Strukturreformen und einer verantwortungsvollen Fiskalpolitik kann das Wachstum beständiger werden. Dieses Reformfenster wird aber nicht ewig offenbleiben: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, eine ambitionierte Stärkung der Wirtschafts- und Währungsunion zu beschließen.“

Wohl weiterhin solides Wachstum
Die aktuelle BIP-Wachstumsschätzung der Kommission von 2,4 Prozent für 2017 liegt über der Herbstprognose vom November, die für den Euroraum noch von 2,2 Prozent und für die EU noch von 2,3 Prozent ausgegangen war. Auch für 2018 und 2019 wurden die Wachstumsprognosen seit November sowohl für den Euroraum als auch die EU angehoben: Für 2018 von 2,1 auf 2,3 Prozent und für 2019 von 1,9 auf 2,0 Prozent. Zu verdanken ist dies sowohl der dynamischeren Konjunktur in Europa, wo sich die Arbeitsmarktlage weiter verbessert und das Vertrauen Rekordhöhen erreicht, als auch einer unerwartet kräftigen Belebung von Weltwirtschaft und Welthandel.

Die starke Nachfrage, die hohe Kapazitätsauslastung und günstige Finanzierungsbedingungen dürften auch den Investitionen im Prognosezeitraum Auftrieb geben.

Inflationsausblick nach wie vor gedämpft
Die Kerninflation, bei der die stärker schwankenden Preise für Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel ausgeklammert werden, dürfte gering bleiben, da sich die Schwäche der Arbeitsmärkte nur langsam bessert und den Lohndruck in Grenzen hält. Die Gesamtinflation wird unter dem weiterhin erheblichen Einfluss der Energiepreise voraussichtlich maßvoll anziehen. Die Inflation im Euroraum lag 2017 bei 1,5 Prozent. Auf diesem Stand dürfte sie 2018 verharren, bevor sie sich 2019 auf 1,6 Prozent erhöht.

Risiken halten sich die Waage, sind kurzfristig aber aufwärtsgerichtet
Die Risiken für diese Wachstumsprognose halten sich im Großen und Ganzen die Waage. Die hohen Vertrauensindikatoren weisen darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum die Erwartungen auf kurze Sicht noch übertreffen könnte. Auf mittlere Sicht könnten sich die hohen globalen Vermögenspreise anfällig zeigen, wenn Risiken und Fundamentaldaten neu bewertet werden. Die Abwärtsrisiken betreffen den nach wie vor ungewissen Ausgang der Brexit-Verhandlungen sowie die geopolitischen Spannungen und Tendenzen zu einer stärker nach innen gewandten und protektionistischen Politik.

Rein technische Annahmen für 2019 beim Vereinigten Königreich
Da die Verhandlungen über die genauen Bedingungen des Brexit noch nicht abgeschlossen sind, beruhen unsere Prognosen für 2019 auf der rein technischen Annahme, dass die Handelsbeziehungen zwischen der EU-27 und dem Vereinigtes Königreich unverändert bleiben. Dies dient einzig und allein Prognosezwecken und lässt die laufenden Gespräche im Rahmen des Verfahrens nach Artikel 50 unberührt.

Hintergrund
Die Prognose basiert auf einer Reihe technischer Annahmen für Wechselkurse, Zinssätze und Rohstoffpreise mit Stichtag 26. Januar 2018. Bei allen anderen Eingangsdaten wurden Informationen bis einschließlich 30. Januar 2018 berücksichtigt.

Ab diesem Jahr legt die Europäische Kommission anstelle der drei umfassenden jährlichen Prognosen, die sie seit 2012 im Frühjahr, Herbst und Winter veröffentlicht hat, jedes Jahr wieder zwei umfassende Prognosen (im Frühjahr und Herbst) und zwei Zwischenprognosen (im Winter und Sommer) vor.

Die Zwischenprognosen enthalten jährliche und vierteljährliche BIP- und Inflationszahlen für das laufende Jahr und die Folgejahre für alle Mitgliedstaaten und den Euroraum sowie die aggregierten Zahlen für die EU insgesamt.

Durch die Rückkehr zum alten Prognose-Rhythmus werden die Prognosen der Kommission zeitlich wieder mit denen anderer Organisationen (wie der Europäischen Zentralbank, des Internationalen Währungsfonds oder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD)) zusammenfallen.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
https://ec.europa.eu/germany

 

 

 

 

 

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