Die Neuen im Linzer Atelierhaus Salzamt

 

erstellt am
31. 01. 18
13:00 MEZ

Zehn Künstlerinnen und Künstler beleben die Media-Arts-Stadt Linz
Linz (stadt) - 2018 bedeutet für das Atelierhaus Salzamt nach Umstrukturierung und Partnersuche einen Neustart im Sinne der UNESCO City of Media Arts. Mit dem Ars Electronica Festival und der Kunstuniversität Linz konnten dafür die geeigneten Partner gefunden werden. Beide Institutionen werden neben dem Land OÖ in den nächsten drei Jahren Atelierräume für Künstlerinnen und Künstler im Salzamt nutzen. Darüber hinaus sind nun mit Anfang des Jahres auch die vier regionalen, stadteigenen Atelierräume nach einer Ausschreibung und Jurierung neu belegt worden.

„Das Salzamt soll ein kulturelles Biotop für die Entwicklung von jungen Künstlerinnen und Künstlern sein und ihnen durch den internationalen Austausch neue Chancen eröffnen. Mit der Schwerpunktsetzung im Bereich Medienkunst wird sowohl eine spannende Auseinandersetzung mit allen Kunstformen, als auch eine stärkere Profilierung als UNESCO City of Media Arts gefördert. Durch die enge Vernetzung und die stärkeren Kooperationen soll das Salzamt für die gesamte junge Linzer Kunst- und Kulturszene ein Ort mit Schubkraft sein“, betont Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer.

63 Bewerbungen für Atelierplätze
Im Herbst vergangenen Jahres schrieb der Geschäftsbereich Kultur und Bildung vier Ateliers ohne Wohnmöglichkeit zur unentgeltlichen Nutzung für zwei Jahre aus. Bis Jänner 2020 werden nun zehn neue lokale KünstlerInnen in den Ateliers arbeiten, die die Jury, bestehend aus Hemma Schmutz / LENTOS Kunstmuseum und Genoveva Rückert / OÖ. Kulturquartier, aus 63 Bewerbungen ausgewählt hat. Gesucht wurden durch die Ausschreibung Bildende Künstlerinnen und Künstler, die in Linz beziehungsweise im Einzugsgebiet leben und die in Ateliergemeinschaften ein anregendes und kommunikatives Klima von individuellen Künstlerpersönlichkeiten suchen, aus dem sich neue Projekte entwickeln können. Erwartet wird das Interesse an den internationalen Artists in Residence des Salzamtes, die Bereitschaft zur Mitarbeit am Ausstellungs- und Diskursprogramm, die intensive Nutzung des Ateliers und Kooperation bei der Kunstvermittlung. Zwei italienische Künstler, eine Künstlerin aus Kanada und ein Ateliernutzer aus Deutschland unter den zehn Neuen zeigen die Attraktivität des Kunststandortes Linz mit seinen international wahrgenommenen Museen und Universitäten sowie Experimentierräumen und Arbeitsmöglichkeiten.

Die künstlerischen Schwerpunkte jedes/r einzelnen AteliernutzerIn bilden in Summe eine große Bandbreite. Die Beschäftigung mit realem, digitalem oder öffentlichem Raum, der Umgang mit Medien und ihrer Geschichte, interdisziplinäre Ansätze, künstlerische Forschung und kollektive Arbeitsformen sind in den Portfolios und Webseiten der zehn Neuen gut ablesbar.

Gemeinsame Ausstellung
Als erste Präsentation wird eine gemeinsame Gruppenausstellung ab Mitte April stattfinden. Beinahe alle Neuen waren schon bisher im Programm des Salzamtes und bei den Best-off-Ausstellungen der Kunstuniversität Linz vertreten. Viele von ihnen arbeiten oft in Kollaborationen, in der Rolle als Kurator im Ausstellungsbereich, in angewandten Überschneidungen zu Bühnenbild, Grafik, Sounddesign, Film und Grafik. Diese „Übersetzungspraxis“ in andere Berufsfelder und gestalterische Kontexte zeugt auch vom Interesse, andere KünstlerInnen und die Artists in Residence des Salzamts kennenzulernen und sich mit deren künstlerischen Positionen auseinanderzusetzen.

Die Erfahrungen der LinzerInnen als Artists in Residence aber auch ihre internationale Ausstellungserfahrung wird das Zusammenleben und -arbeiten im Salzamt weiter verbessern und zur Dynamik des Atelierhauses beitragen. Neue Ideen werden in den kuratorischen Prozess des Ausstellungsraums eingebracht, was sich dann konkret am gemeinsam noch zu entwickelnden Ausstellungs- und Vortragsprogramm 2019 zeigen wird. Fast alle Neuen sind AbsolventInnen der Kunstuniversität.

Das Salzamt ist ein verlässlicher und wichtiger Partner der Kunstuniversität Linz und umgekehrt, wie die aktuelle Ausstellung mit Elisabeth Altenburg, Nahid Behboodian und Laura Põld und die Neubelegung der Ateliers zeigen.

Die Internationalität und der Austausch mit lokalen Kunstschaffenden und -interessierten wird verstärkt durch die Studienmöglichkeiten an der Kunstuniversität, die Werkstätten im Haus, die Experimentierräume der freien Szene und generell dem sozialen Austausch, wodurch es nicht verwundert, dass bei den zehn neuen LinzerInnen im Salzamt auch Menschen sind, die deswegen nach Linz gezogen sind.

Das Atelierhaus Salzamt bietet Platz für Import-Export Bewegungen von Innovation, Reflexion, künstlerischer Forschung und Präsentation. Die Stadt Linz wird als lebendiger Kunstort international positioniert und als UNESCO City of Media Arts für zeitgenössische Kunstformen erlebbar. Viele der bisherigen Gäste sind weiterhin mit dem Salzamt und den lokalen KünstlerInnen im Austausch und am wachsenden, nachhaltigen Netzwerk beteiligt. Durch die Einbindung der künftigen Gäste von Ars Electronica Festival und Kunstuniversität Linz werden eine stärkere Öffentlichkeit und ein noch besserer Austausch mit der Linzer Kulturcommunity gesichert.

Salzamt Programm 2018
Der Schwerpunkt Media Arts ist auch bei den Neuen erkennbar und zeigt sich verstärkt im aktuellen Ausstellungs- und Diskursprogramm des Salzamts. So steht heuer auch die Reflexion aktueller Medienkunst und theoretischer und geschichtliche Reflexion von Medien und Bildender Kunst im Mittelpunkt, um einen aktiven und lebendigen Beitrag zur UNESCO City of Media Arts zu leisten. Das „kristallin“ genannte Programm im Atelierhaus Salzamt ist nach knapp drei Jahren mit Ende 2017 beendet worden. 52 Ausgaben unter Beteiligung von mehreren Hundert Linzer, nationalen und internationalen KünstlerInnen in Ausstellungen, Künstlergesprächen, Filmscreenings, Schulprojekten und Diskussionen haben stattgefunden.

Hier einige Eckpunkte und eine Auswahl des Salzamt-Programms 2018, das aus drei Teilen besteht:

„Insel“ ist eine nichtöffentliche Interviewserie mit Dutzenden Menschen aus dem Kunst- und Kulturbereich, deren Ergebnisse als Mapping öffentlich präsentiert werden und als Themenpool für die Quartalsschwerpunkte 2019 dienen. Dies passiert ganzjährig, wird laufend erweitert und im November kompakt präsentiert.

„Ausflüge“ sind Veranstaltungen, vor allem Vorträge und Diskussionen zu Medienkunst, öffentlicher Raum und künstlerischer Praxis. Sie sind Fernrohr und Mikroskop zugleich. Ausstellungen werden weiterhin eine starke Kooperation mit lokalen Institutionen, Initiativen und GastkünstlerInnen garantieren. Die aktuelle Ausstellung Elisabeth Altenburg, Nahid Behboodian, Laura Põld kann als Fallbeispiel gelten, wie lokale KünstlerInnen (in diesem Fall sogar eine neue Ateliernutzerin) und internationale Gäste gemeinsame Projekte realisieren. Seit einigen Jahren besteht ein KünstlerInnenaustausch zwischen Teheran und Linz. Elisabeth Altenburg lernte bereits während ihres Aufenthalts in der iranischen Kooshk Residency die aktuelle Gastkünstlerin Nahid Behboodian kennen. Das Ausstellungsprojekt zeigt weiters die im Iran entstandenen Arbeiten von Laura Põld aus Estland, die auch derzeit als Artist In Residence im Salzamt lebt, wie auch schon im Rahmen eines EU-Projekts vor einigen Jahren.

„Ausflüge“ werden unter anderem von Holger Jagersberger, Maren Richter, Gerhard Dirmoser und erstmals am 21. März von Ilaria Hoppe unternommen:

Post-Urbanität
Univ.-Prof.in Dr.in Ilaria Hoppe
Urban Art, Bildwissenschaft sowie Architektur und Raumtheorie sind nur einige der Forschungsschwerpunkte von Ilaria Hoppe, Professorin für Kunst in gegenwärtigen Kontexten und Medien an der Katholischen Privat-Universität Linz. Sie stellt im Salzamt ihre Ansätze zur Erforschung und Vermittlung der vielfältigen Beziehungen von Kunst, Medien und Technik in ihrer alltäglichen und wissenschaftlichen Anwendung vor.
Ab 16. März Ausstellung NEXTCOMIC Tiziana Jill Beck

Im Rahmen des NEXTCOMIC Festivals zeigt das Salzamt die Arbeiten der deutschen Artist in Residence Tiziana Jill Beck.

1986 thematisierte der Künstler Martin Kippenberger die Frage nach dem Verhältnis von Bild und Titel, als er „241 Bildtitel zum Ausleihen für Künstler“ veröffentlichte. In dem Büchlein finden sich aus gesammelten T-Shirt-Slogans kreierte Bildtitel, denen er verdrehte Redewendungen und rätselhafte Aphorismen hinzufügte. Tiziana Jill Beck wird sämtliche 241 Titel zeichnerisch interpretieren und ein originelles Ausstellungssystem für die 241 Bilder und Titel entwickeln.

Die Außenstelle des Salzamtes, der Frisiersalon in der Pfarrgasse, wird zu NEXTCOMIC von der Düsseldorferin Nadine Redlich gestaltet. Die Comiczeichnerin und Illustratorin wohnt im März auch im Salzamt.

Ab 18. April: Ausstellung DIE NEUEN
Diese Ausstellung bietet einen ersten Blick in die künstlerische Praxis der Neuen im Salzamt.
Ab 16. Mai Is it far?

Ein Kunstprojekt zum nahen Nachbarn Tschechien, das der Frage nachgeht, welche Grenzen uns neben der offensichtlichen Sprachbarriere sonst noch trennen. Bestandteil des Projektes sind eine Ausstellung und Kurzresidencies mit sieben Künstlerinnen aus Tschechien und eine Erweiterung in den öffentlichen Raum. Für einige Tage ermöglicht die mobile „Gallery 1 hour“ an verschiedenen Orten in der Stadt einen 360 Grad Blick für jeweils eine Person, ein einstündiges Panorama lässt den öffentlichen Raum anders wahrnehmen.

In Kooperation mit afo Linz und Offcity Kollektiv (Tschechien)
Im Herbst wird ein Projekt versuchen, analog-digitale Vermischungen im öffentlichen Raum unter dem Motto „100 Meter Stadt – 10 KünstlerInnen – 10 Tage“ zu positionieren. Als Kooperation von qujOchÖ, Atelierhaus Salzamt, Sturm und Drang Galerie, servus.at und Kunstuniversität werden künstlerische Positionen, die Internet Art, also Arbeiten, deren inhaltliche, ästhetische oder methodische Basis das Internet ist, in den öffentlichen realen Raum übersetzt. Dazu gibt es auch Vorträge, Screenings und Diskussionsrunden.

 

 

 

Weitere Informationen:
https://www.linz.at/kultur/salzamt.asp

 

 

 

 

 

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