Aktuelle Studie: Unternehmerinnen sind bestens ausgebildet, leiten oft Kleinbetriebe und wirtschaften
umsichtig – Herausforderungen: Vereinbarkeit, alte Rollenbilder, Bürokratie
Wien (pwk) - Mehr als jedes dritte Unternehmen in Österreich wird von einer Frau geleitet, bei den
Unternehmensgründungen konnte mit 45% im Jahr 2017 der höchste Frauenanteil aller Zeiten erreicht werden
und auch im EU-Vergleich liegt Österreich beim Frauenanteil unter den Selbständigen an sechster Stelle
unter den EU-28 und damit über dem EU-Schnitt. „Die rund 120.000 Unternehmerinnen sind also ein unverzichtbarer
Bestandteil von Österreichs Wirtschaft, schaffen Arbeitsplätze und Wohlstand in Österreich. Deshalb
haben sie auch die bestmöglichen Rahmenbedingungen verdient“, kommentierte Martha Schultz, WKÖ-Vizepräsidentin
und Bundesvorsitzende von Frau in der Wirtschaft, der Unternehmerinnenvertretung in der Wirtschaftskammer Österreich,
am 31. Jänner eine aktuelle Studie der KMU Forschung Austria „Unternehmerinnen in Österreich 2017“.
Demnach gehören Unternehmerinnen zu den gebildetsten Bevölkerungsgruppen. Ein Drittel der selbstständigen
Frauen im Jahr 2016 verfügte über eine Universitäts- bzw. Fachhochschulabschluss, was einen deutlichen
Anstieg seit 2006 (24%) bedeutet. Zudem berichtet Studienautorin Eva Heckl von der KMU Forschung Austria, dass
fast die Hälfte (45%) der befragten Unternehmerinnen zwischen 2013 und 2016 auf ein Umsatzplus verweisen konnte
– deutlich mehr als bei der befragten männlichen Vergleichsgruppe (37%). Allerdings, so Heckl, fielen die
Umsatzzuwächse in diesem Zeitraum bei den Frauen niedriger aus als bei Männern.
Studie: Hauptlast bei Vereinbarkeit von Job und Familie liegt immer noch bei Frauen
Gründe dafür liegen, so die Studienautorin, unter anderem im privaten Bereich – vor allem in der
Vereinbarkeit von Job und Familie. Hier tragen, gemäß der Studie, Mütter nach wie vor die Hauptlast:
73% der unternehmerisch aktiven Mütter mit betreuungspflichtigen Kindern übernehmen die Betreuung dieser
selbst – dem gegenüber stehen nur 35% der unternehmerisch tätigen Väter. Rund 42% der Unternehmerinnen
fühlen sich durch die Mehrfachbelastung beeinträchtigt. „Eigentlich ein untragbarer Zustand“, konstatierte
Schultz. „Hier braucht es nicht nur dringend ein gesellschaftliches Umdenken, um verkrustete Rollenbilder aufzubrechen,
sondern auch rasche politische Weichenstellungen“, forderte die oberste Unternehmerinnen-Sprecherin vehement den
Ausbau eines flexiblen und qualitativ hochwertigen Kinderbetreuungsangebots in ganz Österreich – vor allem
auch im ländlichen Bereich.
Wie für alle heimischen Unternehmen stellt auch für Unternehmerinnen überbordende Bürokratie
eines der größten Probleme dar, zeigen die Studienergebnisse. „Deshalb ist nachhaltiger Abbau der Bürokratie
das Gebot der Stunde“, betonte Schultz und begrüßte in diesem Zusammenhang auch die Pläne der neuen
Bundesregierung.
Da rund zwei Drittel (67 %) aller weiblichen Selbstständigen Ein-Personen-Unternehmen (EPU) sind - zum Vergleich:
der EPU-Anteil bei Männern liegt knapp unter der Hälfte -, liegt Schultz die Unterstützung dieser
Gruppe besonders am Herzen. Auch wenn hier schon viele Verbesserungen durch den intensiven Einsatz der WKÖ
auf Schiene gebracht werden konnten, müssten EPU weiterhin konsequent entlastet werden, fordert Schultz etwa
Büros im Wohnungsverband steuerlich zu begünstigen bzw. eine Verbesserung beim Krankengeld. Konkret solle
der Anspruch auf Krankengeld bereits ab dem 30. Tag – und nicht wie aktuell erst ab dem 43. – bestehen.
Frau in der Wirtschaft (FiW) in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) vertritt die Interessen der rund
120.000 österreichischen Unternehmerinnen. Diese leisten einen maßgeblichen Beitrag zu Beschäftigung
und Wohlstand in Österreich: Mehr als jedes dritte Unternehmen in Österreich (rund 37 Prozent) wird von
einer Frau geleitet und bereits 45 Prozent der Unternehmensneugründungen erfolgen durch Frauen.
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