Innsbruck (universität) - Im Hörsaal des Medizin Zentrums Anichstraße findet heute Nachmittag
die Eröffnung des neuen „Christian Doppler Labors für Eisenmetabolismus und Anämieforschung“ unter
der Leitung des Internisten und Infektiologen Univ.-Prof. Dr. Günter Weiss statt – das sechste seiner Art
an der Medizinischen Universität Innsbruck.
Am 31. Jänner wird an der Medizinischen Universität Innsbruck ein neues Christian Doppler Labor feierlich
eröffnet. Seit 2015 konnte die Medizinische Universität Innsbruck damit sechs dieser Stätten anwendungsorientierter
Grundlagenforschung einrichten.
Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort fördert innovative Grundlagenforschung
Christian Doppler Labors (CD-Labors) werden von der öffentlichen Hand und den beteiligten Unternehmen
gemeinsam finanziert, wichtigster öffentlicher Fördergeber ist das Bundesministerium für Digitalisierung
und Wirtschaftsstandort (BMDW).
„Grundlagenwissen zum Patienten zu bringen ist ein wichtiges Thema in der medizinischen Forschung“, sagt Wirtschaftsministerin
Dr. Margarete Schramböck. „CD-Labors leisten dazu einen wertvollen Beitrag. Auf Basis der großen wissenschaftlichen
Expertise der Medizinischen Universität Innsbruck und in Kooperation mit einem innovativen österreichischen
Unternehmen wird ein wichtiges medizinisches Problem systematisch erforscht. Davon profitieren unsere Universitäten,
der Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Österreich und vor allem die Patientinnen und Patienten.“ Ein großer
Erfolg für die Medizinische Universität Innsbruck
CD-Labors sind Stätten herausragender Forschung, deren Einrichtung grundsätzlich an zwei Voraussetzungen
geknüpft ist: Einerseits muss der konkrete Bedarf eines Unternehmens an Wissen und Know-how aus der anwendungsorientierten
Grundlagenforschung bestehen, andererseits braucht es die Bereitschaft einer Wissenschafterin oder eines Wissenschafters,
sich diesem unternehmerischen Bedarf langfristig zu öffnen. Diese Bedingungen sind im Fall des neuen „CD-Labors
für Eisenmetabolismus und Anämieforschung“, das in den kommenden sieben Forschungsjahren mit rund 900.000
Euro (davon rund 450.000 von der öffentlichen Hand) gefördert wird, gegeben.
Univ.Prof. Dr. Reinhart Kögerler, Präsident der Christian Doppler Forschungsgesellschaft, gratuliert
der Medizinischen Universität Innsbruck zum Wachstumskurs bei CD-Labors: „Der erfreuliche Anstieg der CD-Labors
an der Medizinischen Universität Innsbruck auf mittlerweile sechs CD-Labors ist ein weiteres Zeichen dafür,
dass dieses Fördermodell gut für Universitäten und gut für Unternehmen ist. Das passt auch
zur aktuellen Evaluierung des Modells, der zufolge über 95% der LaborleiterInnen das Ausmaß des wissenschaftlichen
Freiraums als gut bis sehr gut bezeichnen, und gleichzeitig fast 100% der Unternehmen die Forschungsarbeit als
praxisnah beurteilen“.
„Das bestehende Forschungsumfeld hier am Standort und die Tatsache, dass das neue Labor mit Günter Weiss eine
herausragende Expertise auf dem Gebiet der Anämieforschung mitbringt, sind ideale Voraussetzungen. Eingebettet
in unseren immunologischen Forschungsschwerpunkt und ausgerichtet nach unserem translationalen Forschungsansatz
sind innovative Ergebnisse zu erwarten, von denen die PatientInnen direkt profitieren“, freut sich der Rektor der
Medizinischen Universität Innsbruck, Univ.-Prof. Dr. W. Wolfgang Fleischhacker.
Optimierung von Anämie- und Eisenmangeltherapien
Mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit sind von einer Störung des Eisenstoffwechsels betroffen, die häufig
zur Blutarmut (Anämie) führt, was negative Auswirkungen auf zahlreiche Stoffwechselprozesse, auf die
kardiovaskuläre Leistungsfähigkeit, auf Wachstum und geistige Entwicklung bei Kindern und auf die Lebensqualität
hat. Der Erforschung verbesserter Optionen zur Diagnostik und Behandlung von Eisenstoffwechselstörungen und
häufigen Anämien kommt deshalb besondere Bedeutung zu.
Eine Eisenmangelanämie entsteht durch ungenügende Eisenaufnahme im Rahmen einer Diät oder durch
Eisenverlust bei Blutungen. Ein funktioneller Eisenmangel hingegen ist durch eine entzündungsgetriebene Speicherung
des Metalls in Fresszellen, vor allem im Rahmen von Autoimmunerkrankungen, Infektionen und Krebserkrankungen,
und eine verminderte Eisenresorption aus der Nahrung bedingt, was zur Entwicklung der Anämie chronischer Erkrankungen
(ACD) führt. Die bei der Eisenmangelanämie wirksame Substitutionstherapie greift im Zusammenhang mit
der ACD nicht, da oral verfügbare Eisenpräparate aufgrund der Entzündung schlecht resorbiert werden
und intravenöse Eisenpräparate primär von Fresszellen aufgenommen und gespeichert werden, womit
Eisen nicht ausreichend für die Blutbildung verfügbar ist.
„Systemische Untersuchungen der therapeutischen Effektivität etablierter und neuer oraler und intravenöser
Eisenpräparate bei Entzündungsprozessen sind essentiell, um die ACD-Therapie zu optimieren und sekundäre
Effekte dieser Medikamente zu identifizieren. Unsere Arbeit im neuen CD-Labor soll mit Unterstützung unseres
Industriepartners AOP Orphan zur verbesserten Diagnose und Therapie von Eisenstoffwechselstörungen und ACD
sowie zu einer Evaluierung des Effektes einer derartigen Therapie auf zugrunde liegende Erkrankungen beitragen“,
erklärt Laborleiter Günter Weiss, der mit seinem Team auf eine über 25jährige Expertise in
der Erforschung des Eisenstoffwechsels und der ACD aufbauen kann. Im Detail sollen die Pharmakologie und Effektivität
von oralen und intravenösen Eisentherapien vergleichend analysiert sowie auch Auswirkungen der verschiedenen
Eisenpräparate auf die Modulierung der Zellatmung inklusive nachgeschalteter Stoffwechselwege sowie die Immunantwort
untersucht werden. Anhand zweier spezifischer Erkrankungsmodelle soll außerdem geklärt werden, ob die
Interaktion von Eisen mit verschiedenen Immuneffektorwegen Auswirkungen auf den Verlauf von auto-immunologischen
Systemerkrankungen hat. Daneben stehen Veränderungen des Eisenstoffwechsels bei Infektionen mit spezifischen
Pathogenen im Fokus. „Für die Handhabung einer Eisensupplementierung in Regionen mit Eisenmangel und hoher
Exposition gegenüber Infektionen aber auch bei kritisch kranken Patienten im Krankenhaus ist es wichtig, zu
erforschen, wie sich oral bzw. intravenös appliziertes Eisen klinisch auf den Infektionsverlauf auswirkt,
da Eisen ein zentraler Wachstumsfaktor für viele Mikroben ist“, so Weiss, der im Labor auch spezifische Biomarker
identifizieren will, um die optimale Therapie zur Anämiebehandlung zu identifizieren.
Hintergrund CD-Labors
In Christian Doppler Labors wird anwendungsorientierte Grundlagenforschung auf hohem Niveau betrieben, hervorragende
WissenschafterInnen kooperieren dazu mit innovativen Unternehmen. Für die Förderung dieser Zusammenarbeit
gilt die Christian Doppler Forschungsgesellschaft international als Best-Practice-Beispiel. Christian Doppler Labors
werden von der öffentlichen Hand und den beteiligten Unternehmen gemeinsam finanziert. Wichtigster öffentlicher
Fördergeber ist das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW).
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