AIT-Studie zeigt, dass der Anteil der rückverlagernden Unternehmen derzeit aber noch gering
ist.
Wien (ait) - Die Verlagerung von Produktion ins Ausland war während der letzten 20 Jahre eine wichtige
Strategie vieler Industrieunternehmen. Automatisierung und Industrie 4.0 könnten diesem Trend jedoch ein Ende
setzen. Unternehmen, welche die Produktion ins Ausland verlagert haben, verloren durch längere Transportwege
und höheren Koordinationsbedarf oft an Flexibilität und Lieferfähigkeit. Rückverlagerungen
können den Firmen helfen, diese Flexibilität zurückzugewinnen und ihre Wettbewerbsfähigkeit
zu steigern.
Industrie 4.0 ermöglicht Rückverlagerungen
In einer Studie für das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) untersuchte
das AIT Rückverlagerungen in Österreich, Deutschland und der Schweiz mit quantitativen Daten aus einer
Unternehmensumfrage. Dabei zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Industrie 4.0-Technologien
wie Industrierobotern, Produktionsplanungssystemen oder Cyber-Physical Systems und beobachteten Rückverlagerungen.
Bernhard Dachs, Senior Scientist am AIT Center for Innovation Systems & Policy: „Wir erklären diesen Zusammenhang
mit zwei potentiellen Effekten von Industrie 4.0: einerseits kann Industrie 4.0 die Produktivität von Unternehmen
wesentlich erhöhen. Andererseits erlaubt Industrie 4.0 einen hohen Grad an Flexibilität, idealerweise
die Herstellung individueller Produkte mit den Kostenvorteilen einer Großserienproduktion.“
Ein Lichtblick, aber noch keine Trendwende
Trotz dieser erfreulichen Ergebnisse ist es noch zu früh, um sich von Rückverlagerungen wesentliche
Impulse für den Wirtschaftsstandort zu erwarten. Derzeit ist der Anteil von rückverlagernden Firmen mit
5-6% noch gering. Aufgrund der zunehmenden Verbreitung von Industrie 4.0 und steigernden Anforderungen an die Flexibilität
und Lieferfähigkeit der Firmen wird für die Zukunft allerdings eine deutliche Zunahme von Rückverlagerungen
erwartet. Außerdem ist nicht jede Auslagerung notwendigerweise ein Nachteil für den Standort; wenn Unternehmen
im Ausland expandieren, können durch stärkere interne Nachfrage auch Produktionsschritte in Österreich
profitieren.
Kommen mit Rückverlagerungen auch Arbeitsplätze zurück?
Ob mit Rückverlagerungen auch Arbeitsplätze, die in den letzten Jahren durch Auslagerungen verloren
gingen, wieder zurückkommen werden, ist unsicher. Die Beschäftigungseffekte von Rückverlagerungen
werden aufgrund des hohen Automatisierungsgrads vielfach nur gering sein, meint Studienautor Bernhard Dachs: „Durch
Rückverlagerungen werden vor allem hochqualifizierte Beschäftigte profitieren; Arbeitsplätze für
Geringqualifizierte, die durch Auslagerungen verloren gingen, werden nicht wieder zurückkommen.“
Der positive Effekt von Rückverlagerungen liegt deshalb weniger in etwaigen Beschäftigungsgewinnen, sondern
vielmehr in der Steigerung der Flexibilität und damit der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, die Industrie
4.0 ermöglicht. Diese Steigerungen können allerdings indirekt zu mehr Beschäftigung führen.
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