Linz (oölfv) - Im Rahmen einer Pressekonferenz in Linz informierten Feuerwehr-Landesrat KommR Elmar Podgorschek
gemeinsam mit Landes-Feuerwehrkommandant Dr. Wolfgang Kronsteiner und dessen Stellvertreter Robert Mayer, MSc Bilanz
am 5. Feber über das Einsatzjahr 2017 der oberösterreichischen Feuerwehren.
Nachrichten über Wetterextreme wie Eisregen, Unwetter, Sturm mit Orkanstärken, Hitze mit Dürreperioden
gehören mittlerweile beinahe zum Alltag. Eine Herausforderung auch für die 916 oberösterreichischen
Feuerwehren mit ihren über 91.500 vorwiegend freiwilligen Feuerwehrleuten.
63.205 Einsätze fordern 640.086 Einsatzstunden
Eine erneute Steigerung (ein Plus von über 25.000 Stunden), die durchaus nachdenklich macht, wie man hinkünftig
mit neuen Anforderungen an die Feuerwehren bzw. der einen oder anderen öffentlichen Annehmlichkeit künftig
umgeht.
Die neuerlichen Steigerungen gründen vor allem auf den gestiegenen Einsätzen auf Oberösterreichs
Straßen, ob nach Verkehrsunfällen oder beim Freimachen von Verkehrswegen im Rahmen von Extremwetterlagen.
Einen weiteren entscheidenden Grund bilden die durch die besondere Hitzeentwicklung im Sommer 2017 vermehrt notwendigen
Brand-, Wasserversorgungs- und Insekteneinsätze.
Tor zur Sicherheit: Landeswarnzentrale alarmierte mehr als 12.400 Mal
12.477 Alarmierungen führte im Vorjahr die Landeswarnzentrale durch. Ebenfalls wurden im abgelaufenen
Jahr 2.440 Unwetteralarme ausgelöst. Herausfordernde Einsatztage waren der 20. Juli (273 Alarmierungen), der
18. und 19. August (561 Alarmierungen), sowie der 29. Oktober 2017 (750 Alarmierungen) mit dem Sturm
"Herwart".
Besonders beachtenswert ist auch der Anstieg der Brandeinsätze
2017 löste alleine die Landeswarnzentrale 4.257 Brandalarmierungen, das sind um fast 5,4 % mehr als im
Vorjahr, aus. Darunter waren 95 Groß- und 265 Mittelbrände mit zum Teil sehr spektakulärem Erscheinungsbild,
mit ungewöhnlich hohem Gefahrenpotenzial für die Einsatzkräfte und vor allem einem hohen Erfolgsgrad
mit zahlreichen geretteten Menschen, Tieren und der Verhinderung weiteren Schadens. Die Brandeinsätze liegen
damit bei rund 27 % aller Einsätze.
Ihr stetiges Ansteigen ist durchaus nicht überraschend und ein Rückgang wird sich kaum ergeben, da die
Zahl der "potenziellen Brandobjekte" jährlich rasant ansteigt. Ob Einfamilienhäuser oder Wohnblöcke,
es wird rasant gebaut, der Wohnungsbedarf ist groß.
Trotz ständiger Verbesserung im Rahmen des vorbeugenden Brandschutzes nehmen eben die Möglichkeiten der
Brandentstehung zu, von neuen technischen Gefahren (Akkus, Powerpacks usw.) noch gar nicht gesprochen. Gleichzeitig
aber entwickeln sich tragende Finanzierungsmodelle des Feuerwehrwesens nicht im Gleichklang mit.
Die Feuerschutzsteuer bleibt seit Jahren fast unverändert
Sie hängt ab vom Prämienaufkommen bei den Feuerversicherungen und das steigt trotz gewaltig zunehmender
Versicherungsobjekte offenbar nicht. Konkurrenzkampf, aber vor allem das sinkende Risiko im Schadensfall, drücken
die Prämien.
Schlussfolgerung: "Je mehr und effizienter die Feuerwehren arbeiten, umso geringer wird die Gegenleistung,
nämlich die Finanzierungsbeteiligung für das Feuerwehrwesen. Das darf so nicht weitergehen. Hier bedarf
es einer ständigen und zwar aufwandsgerechten Anpassung - und das nicht auf Kosten zweckgebundener Katastrophenfondsmittel",
sagt dazu der Landes-Feuerwehrkommandant.
Insgesamt fielen 2017 knapp 6,47 Millionen ehrenamtliche Arbeitsstunden
an. Eine Vorstellung von der Dimension dieses Wertes bietet eine Umrechnung in Personenarbeitsjahre - also die
Nettoarbeitszeit im beruflichen Umfeld. 5.573 hauptberuflich Beschäftigte wären zu 100 Prozent ausgelastet.
"Insbesondere der Aufwand für die Eigenmittelbeschaffung ist mit 14 Prozent am Gesamtarbeitsvolumen sehr
hoch und verdient spezielle Anerkennung und besonderen Umgang, wird er doch allzu oft als selbstverständlich
angesehen", sagt Landesfeuerwehrkommandant Kronsteiner.
Mitglieder sind das starke Rückgrat der Feuerwehr
91.559 Menschen arbeiten für Menschen. Eine jahrelang stabile Mitgliederentwicklung wird garantiert durch
intensive Jugendarbeit und viel innere Bindung. Mehr als 91.000 Freiwillige stellen sich in Oberösterreich
hochengagiert und ehrenamtlich in den Dienst der Allgemeinheit.
Jugendarbeit sichert Entwicklung
Den Feuerwehren gelingt es seit Jahren, junge Menschen mit sogar leicht steigender Tendenz zu gewinnen - und
das trotz schwächerer Geburtenjahrgänge (1.977 neue Junge, ein Anteil von 14,9 Prozent am Geburtenjahrgang,
erneut eine Steigerung).
Frauen spielen im Rahmen der Feuerwehr eine große Rolle. In der formalen Mitgliederfunktion werden sie allerdings
erst in den letzten Jahren, dafür aber mit außergewöhnlichen Steigerungsraten sicht- und spürbar.
6.114 Frauen stehen aktiv im Feuerwehrdienst. Das sind 6,7 Prozent, im Bereich der Jugend geht der Prozentsatz
bereits bis auf knapp 32 Prozent hinauf. Regional ist das durchaus unterschiedlich.
Insgesamt 640 Feuerwehrfrauen haben mit Ende 2017 auch Funktionen in der Feuerwehrorganisation übernommen,
darunter befinden sich zwei Kommandantinnen, zwei stellvertretende Kommandantinnen und weitere 119 weibliche Kommandomitglieder
- Tendenz steigend.
Daraus ergeben sich neue Möglichkeiten und Chancen, sowohl im Bereich der Einsatzverfügbarkeit, wie auch
im Rahmen der inneren Organisation. Es beschäftigt uns allerdings die Frage nach der im Vergleich zu den Männern
wesentlich höheren Ausfallsrate nach der Feuerwehrjugend. Hier sind wir dabei, genauer hinzuschauen und die
Gründe dafür zu erheben und zu beseitigen.
Rahmenbedingungen für die Aufgaben der Zukunft
Das System Feuerwehr funktioniert. Die augenscheinlichen Rahmenbedingungen, wie Feuerwehrhäuser und Ausrüstung,
werden kontinuierlich optimiert. Leider gelingt es nur schwer, das Bewusstsein der Menschen, wie Feuerwehr funktioniert,
zu implementieren. Schwer gelingt es, klar zu machen, dass das alles nicht selbstverständlich und kein Selbstläufer
ist. Kaum gelingt es, zu überzeugen, dass der Bogen des Verlangens nach Eigenmittelbeschaffung nicht überspannt
werden darf. Es gibt Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen.
Feuerwehren sind die einzige Einrichtung des Landes, die staatliche Grundaufgaben in einem ehrenamtlichen und
freiwilligen System abarbeitet und sowohl zum Investitionsaufwand, oft aber auch zum laufenden betrieblichen Aufwand
durch Veranstaltungseinnahmen, Sammlungen usw. fast 20 Prozent beiträgt (so wurden beispielsweise 2017 insgesamt
25 Feuerwehrhausprojekte abgerechnet - der von Feuerwehren aufgebrachte Beitrag belief sich auf fast 2 Millionen
Euro (rund 10 Prozent der Investitionssumme)).
Wohl verständlich, dass eben diese Themen und Anliegen einen auch bundesweit getragenen Forderungskatalog
zur Förderung des Feuerwehrsystems entstehen haben lassen:
- Entlastung der Feuerwehren bei der Mittelbeistellung zur
Finanzierung der notwendigen Fahrzeuge und Feuerwehrhäuser z.B. auf Bundesebene durch Entfall oder entscheidende
Reduktion bzw. Rückvergütung der aktuell in voller Höhe anfallenden Mehrwertsteuer und Sicherstellung,
dass dies den Feuerwehren tatsächlich zugutekommt und die Eigenmittelbeschaffungsrate reduziert. Auf Landesebene
ist darüber hinaus unbedingt darauf zu achten, notwendige Investitionen nicht an einen Pflichtbeitrag zu knüpfen,
sondern damit zusätzliche Qualitäten, Entwicklungen bzw. zeitliche Entspannungen von Finanzierungsvorhaben
zu ermöglichen.
- Sicherstellung von Katastrophenfondsmitteln zur ausreichenden
Beschaffung von entsprechenden Einsatzgeräten durch nachhaltige Sicherung einer den Aufwandsänderungen
angepassten Dotierung des Katastrophenfonds. Begrüßenswerte Steuerreduktionen beim Einzelnen dürfen
keinesfalls zur Reduktion von Ausstattungsmitteln für den Katastrophenfall führen.
- Gleichzeitig sollte der Bundesgesetzgeber im Katastrophenfall
bzw. dem Starkeinsatzfall nach Naturphänomenen die Ersatzbeschaffung im Einsatzfall zerstörter bzw. verlorener
Gerätschaften (bezogen auf Großgeräte) generell anerkennen und die Abwicklung massiv erleichtern.
- Unterstützung der Beschäftigung von Feuerwehrleuten
und deren Verfügbarkeit durch Steuervorteile für Unternehmen, die ehrenamtliche Mitglieder der Feuerwehren
beschäftigen. Erste parlamentarische Initiativen dazu scheint es erfreulicherweise bereits zu geben. Alle
Bereiche des öffentlichen Dienstes müssen in diesem Punkt mit guten Beispiel vorangehen, wie etwa das
Land Oberösterreich mit dem Ehrenamtsbonus bzw. den Regeln zur Freistellung für Einsatz & Ausbildung-
- Sicherung der rechtlichen Rahmenbedingungen für den
Einsatz und die Vorbereitung darauf durch Anpassung der Regeln zum Unfallversicherungsschutz. Die Lösung von
wichtigen Abgrenzungsfragen stehen dabei ebenso zur Verbesserung an wie die Sicherung des Schutzes bei Arbeiten
im Rahmen der Infrastrukturerhaltung, der Jugendarbeit in all ihren Ausprägungen und der Kameradschaftspflege,
insbesondere aller Instrumente der Mitgliederbindung (wie etwa Ehrungen usw.).
- Im Bereich der Gesundheitsvorsorge wurde gerade ein bedeutender
Schritt erreicht; die kostenlose Hepatitis Impfung. Eine bundesweit einheitliche Erweiterung der kostenlosen Gesundenuntersuchung
- etwa durch Anerkennung der Atemschutzuntersuchungen als gesundheitsfördernde Maßnahmen - sollte künftig
die Anerkennung und Wertschätzung des Ehrenamts zusätzlich unterstützen.
- Schließlich braucht es verstärkt die Bewusstseinsbildung
bei den Menschen, wie man selbst Gefahren vermeiden, ihnen begegnen, sich auf sie vorbereiten kann und insbesondere
wie die Feuerwehr funktioniert, was Ehrenamt bedeutet und welchen gesellschaftlichen Effekt solidarisches Handeln
hat. Wie die Österreicherinnen und Österreicher darüber denken, bzw. sich auf Krisen und Katastrophen
vorbereiten, darüber berichten zahlreiche Schlagzeilen. "Augen zu und durch" - wird wohl nicht reichen,
wir müssen uns alle vorbereiten. Diese Themen müssen von Kind auf Inhalt der gesellschaftlichen und politischen
Bildung sein.
- Unsere Bildungsoffensive Gemeinsam.Sicher.Feuerwehr ist
nicht nur im Land von allen Verantwortlichen zu unterstützen.
- Auch an den Bund richtet sich die Forderung, die Inhalte
des von Oberösterreich ausgegangenen Projekts Gemeinsam.Sicher.Feuerwehr verpflichtend in die Lehr- und Ausbildungsplangestaltung
der Kindergärten und Schulen aufzunehmen und es nachhaltig verwaltungstechnisch und infrastrukturell zu unterstützen
und damit zu sichern.
- Feuerwehr formt und bildet Menschen. Daran knüpft sich
letztlich die Forderung nach einer verstärkten Anerkennung der Feuerwehrausbildung auch für den zivilen
Bereich Qualifikation.
Feuerwehrwahlen 2018 - eine neue Herausforderung für viele neue Funktionäre
"2018 ist das Jahr der Wahlen für Oberösterreichs Freiwillige Feuerwehren. Bei vielen Feuerwehren
werden auch die wählbaren Funktionen neu besetzt, vom Kommandanten bis hin zum Schriftführer und Kassier.
In der heutigen Zeit ist auch das nicht selbstverständlich, dass sich Mitglieder finden, die eine neue Funktion
und somit auch Verantwortung übernehmen", so Feuerwehr-Landesrat Elmar Podgorschek.
|