Creditreform Firmeninsolvenzstatistik 2017: 21 Insolvenzen pro Werktag
Wien (creditreform) - Die endgültigen Zahlen der Creditreform Firmeninsolvenzstatistik für das
Gesamtjahr 2017 zeigen einen fortgesetzten Rückgang bei den Unternehmenspleiten auf einen historischen Tiefststand
seit 15 Jahren. Die Zahl der Verfahren um ist um rund 4% auf 5.318 gesunken. Die Zahl der eröffneten Verfahren
ist dabei um knappe 6% auf 3.162 Fälle, die Zahl der mangels kostendeckenden Vermögens abgewiesenen Fälle
um 0,8% auf 2.156 zurückgegangen. Die Hauptursachen der Insolvenzen liegen überwiegend in kaufmännischen
Fehlern der Geschäftsführer, im Preisdruck und in sinkenden Margen aufgrund des Wettbewerbs und in Forderungsverlusten.
Betroffen sind vor allem Klein- und Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern. 15% aller Insolvenzen wurden
als Sanierungsverfahren eröffnet. Knapp 3 von 10 Konkursen mündete in einen Sanierungs-/Zahlungsplan.
Somit zeigt sich das österreichische Insolvenzrecht sehr sanierungsfreudig und gibt den Unternehmen in rund
40% aller Insolvenzen oft eine zweite Chance, das aber unter Berücksichtigung der Interessen der Gläubiger.
Bundesländervergleich
Der Blick auf die Bundesländer zeigt den stärksten Rückgang im Burgenland (-14%), in Salzburg
(-12,4%) und in der Steiermark (-12,2%). Lediglich in Niederösterreich gab es einen Zuwachs an Insolvenzen
um 11,5%. Die höchste Insolvenzbetroffenheit herrschte in Wien mit knapp 18 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen.
Österreichweit wurden im Durchschnitt etwas mehr als 11 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen gezählt.
Branchenvergleich
Die drei seit Jahren am stärksten betroffenen Branchen sind das „Bauwesen“, das „Beherbergungs- und Gaststättenwesen“
und die „Verkehr- und Nachrichten-übermittlung“ (Transportwesen) mit den meisten Insolvenzen je 1.000 Branchen-unternehmen.
Den stärksten Rückgang verzeichnete die Sachgütererzeugung (Industrie) mit Minus 11,7%. Den stärksten
Zuwachs meldete der Tourismus mit einem Plus von 5,7%. Volkswirtschaftlich erfreulich ist, dass es Dank der guten
Konjunktur und des Privatkonsums beim Bau und im Handel einen Rückgang um 11,2% bzw. um 8,4% gab.
Conclusio 2017
Die österreichische Wirtschaft hat im vergangenen Jahr an Fahrt aufgenommen und verzeichnete ein reales
BIP-Wachstum von ca. 3%. Das volkswirtschaftliche Umfeld ist gekennzeichnet durch eine starke Exportindustrie,
eine gute Binnennachfrage und eine wiederbelebte Gründerszene, eingebettet in ein Niedrigzinsumfeld der EZB.
Daher verwundert es kaum, dass die Firmeninsolvenzen auf einen Tiefststand seit 15 Jahren gesunken sind. Kann man
sich also zurücklehnen? Vorsicht ist geboten, das unternehmerische Risiko ist keinesfalls in die Geschichte
eingegangen. Die Zeiten bleiben volatil, die digitale Transformation schreitet unaufhaltsam voran, Neues kommt
schneller, Altes vergeht schneller. Der Wettbewerb schläft nicht. Unternehmen haben sich daher mehr denn je
um ihr Risikomanagement zu kümmern. Dazu zählt insbesondere in guten Zeiten mit viel Neugeschäft
die Bonitätsprüfung der neuen Kunden, die schnelle Rechnungslegung, ein effizientes Mahnservice und damit
das Hintanhalten von Forderungsausfällen. Ein Geschäft ist erst dann gemacht, wenn das Geld am eigenen
Konto ist. Diese Binsenwahrheit des Kaufmannes gilt auch 2018. Ein erstes Warnzeichen, dass sich die Zeiten auch
ändern können, gibt es bereits: Im Jänner 2018 stiegen die Firmeninsolvenzen um 15,6%.
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