Zukunftsperspektiven geprägt durch Unsicherheit
St. Pölten (ig windkraft) - 2017 wurde in der EU mit knapp 16.000 MW Windkraftleistung so viel zugebaut
wie in keinem Jahr zuvor. Alle erneuerbaren Kraftwerke konnten des Weiteren 85% des Kraftwerkzubaus in der EU für
sich verbuchen. Die Zukunft der Windenergie in Europa ist aber alles andere als sicher. „Der Umstieg auf Ausschreibungen
verläuft viel chaotischer als wir hofften. Darüber hinaus fehlt den meisten Regierungen die Klarheit,
wie es nach 2020 mit dem Windenergieausbau weitergehen soll“, bemerkt Giles Dickson, Geschäftsführer
des europäischen Windenergieverbandes WindEurope. „Österreich muss sich so wie das EU-Parlament für
ein höheres EU-Ziel von mindestens 35% erneuerbare Energien im Jahr 2030 aussprechen“, ergänzt Stefan
Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft und hofft auf starken Rückenwind der österreichischen
Regierung für die erneuerbaren Energien auch in Europa.
2017 konnten in der EU mit einer Windkraftleistung von 15.680 MW so viel zugebaut werden wie nie zuvor. In Summe
stehen in der EU Windräder mit einer Gesamtleistung von knapp 170.000 MW, die bereits 12% des europäischen
Stromverbrauchs liefern können.
Wachsender Anteil erneuerbarer Kraftwerke in Europa
60% der seit 2000 errichteten Kraftwerksleistung wurde von den erneuerbaren Energien bereitgestellt. Im Jahr
2017 waren bereits 85% der neuen Kraftwerksleistung erneuerbar. Mehr als 55% des Zubaus kamen in diesem Jahr von
der Windenergie. Die Gesamtleistung aller Kraftwerke der EU beträgt derzeit 933.000 MW. 18% davon steuern
die Windräder bei. „Mittlerweile hat die Windkraftleistung in Europa nicht nur die Atomkraft sondern auch
die Kohlekraftwerke überholt“, freut sich Moidl. Die Atomkraft hat nur mehr einen Anteil an der Kraftwerksleistung
von gut 13% und die Kohle von knapp 16%.
Wesentlicher Windkraft-Ausbau nur mehr in drei EU-Ländern
2016 wurden in 21 Ländern der EU Windräder errichtet, 2017 nur mehr in 17. Somit wurden in 40% der
EU-Länder überhaupt keine Windräder mehr gebaut. Darüber hinaus konzentriert sich der Windkraftausbau
hauptsächlich auf drei Staaten. 80% des Windkraftausbaus 2017 erfolgte allein in Deutschland, Großbritannien
und Frankreich. In allen drei Ländern wurde das Fördersystem umgestellt und die Betreiber mussten rasch
ihre Projekte noch im alten System errichten. „Der Umstieg auf Ausschreibungen verläuft viel chaotischer als
wir hofften“, stellt Dickson enttäuscht fest.
Zukunft der Windbranche geprägt durch Unsicherheiten
„Von den meisten Regierungen fehlt es darüber hinaus an Klarheit, wie es nach 2020 mit dem Windenergieausbau
weitergehen soll“ bemerkt Dickson und Moidl ergänzt: „Eine verunsicherte europäische Windbranche ist
auch für den Ausbau der Windenergie in Österreich nachteilig.“ Gerade werden die wesentlichen Rahmenbedingungen
für den Ausbau von erneuerbaren Energien in der EU neu festgelegt. „Hier bedarf es Österreich als starken
Fürsprecher für die erneuerbaren Energien. Österreich muss sich so wie das EU-Parlament für
ein höheres EU-Ziel von mindestens 35% erneuerbare Energien im Jahr 2030 aussprechen. Leider ist das unverständlicher
Weise bisher nicht erfolgt“, bemerkt Moidl und ergänzt abschließend: „Sonst wird das Ziel bis 2030 ausschließlich
erneuerbaren Strom in Österreich zu haben in unserer Heimat kaum erreichbar sein.“
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