Mehr Frauen in Aufsichtsräten

 

erstellt am
14. 02. 18
13:00 MEZ

Projekt in Tirol soll Frauen fit für Aufsichtsräte und Beiräte machen
Innsbruck (lk) - Mit Anfang dieses Jahres ist das Gleichstellungsgesetz von Frauen und Männern in Aufsichtsräten in Kraft getreten. Darin wird geregelt, dass in börsennotierten Gesellschaften und Großunternehmen mit mehr als 1.000 MitarbeiterInnen mindestens 30 Prozent der AufsichtsrätInnen Frauen bzw. Männer sein müssen. Diese Quote gilt allerdings erst dann, wenn in den Aufsichtsräten mindestens sechs KapitalvertreterInnen sitzen, wenn der Frauen- bzw. Männeranteil in der Belegschaft über 20 Prozent beträgt und wenn mindestens drei ArbeitnehmervertreterInnen in den Aufsichtsrat zu entsenden sind. Diese Bestimmungen gelten gleichermaßen auf Arbeitgeber- als auch auf ArbeitnehmerInnenseite. Wird ein vakanter Sitz nicht nachbesetzt, bleibt der Aufsichtsrat trotz Nichterfüllung der Quote gesetzeskonform. Als Sanktion für die Nichterfüllung der Quote bleibt das Aufsichtsratsmandat unbesetzt – analog des sogenannten „freien Stuhls“ in Deutschland.

„Dieses Gesetz legt keine ‚Frauenquote‘ fest, sondert verankert im Sinne des verfassungsrechtlichen Gleichheitsgebots die Geschlechterdiversität“, betont Frauenlandesrätin Christine Baur und weist darauf hin, dass in Österreich immer noch Aufholbedarf an Aufsichtsrätinnen besteht: „Zwar hat sich der Anteil der Frauen, die ein Unternehmen gründen, bereits stark erhöht. Nichtsdestotrotz ist nicht einmal jede sechste Person im Aufsichtsrat weiblich.“

Das Land Tirol übernimmt hier eine Vorreiterrolle: „Bei den vom Land Tirol nominierten Aufsichtsrätinnen und -räten ist der Anteil an Frauen seit dem Jahr 2008 von zwölf bei insgesamt 82 Personen auf nunmehr 37 von insgesamt 108 Personen gestiegen. Das bedeutet rechnerisch mehr als eine Verdopplung“, freut sich Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf.

Projekt „Womenomics“
Das Gleichstellungsgesetz von Frauen und Männern in Aufsichtsräten betrifft in Tirol einen sehr geringen Anteil an Gesellschaften und Unternehmen. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, dass kompetente Frauen auch in jenen Unternehmen, die nicht unter dieses Gesetz fallen, in den Aufsichtsräten und Beiräten gut vertreten sind.

Aus diesem Grund wird in Tirol das Projekt „Womenomics“ gestartet. Dieses Projekt des Landes Tirol/Abteilung Gesellschaft und Arbeit und der Wirtschaftskammer Tirol/Frau in der Wirtschaft sowie der Industriellenvereinigung Tirol als Kooperationspartner soll Frauen das nötige Handwerkszeug für einen Posten im Aufsichtsrat oder Beirat mitgeben.
In Workshops erlernen Frauen Knowhow und Netzwerken, um den Grundstein für ihre zukünftige Funktion in einem Gremium zu legen. „Die Frauen sind top ausgebildet. 57Prozent der Studienabschlüsse sind weiblich und die Anzahl der Studentinnen stieg in den letzten 3 Jahrzehnten um 114 Prozent. Auch jedes zweite Unternehmen wird mittlerweile von einer Frau gegründet. Mit diesem Programm wollen wir Unternehmerinnen und weibliche Führungskräfte pushen, damit sie in Zukunft auch in Aufsichtsräten und Beiräten stärker vertreten sind“, betont Martina Entner, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Tirol und Vorsitzende von Frau in der Wirtschaft. Gleichzeitig sollen Frauen motiviert werden, höhere Positionen anzustreben und sich dafür zu bewerben. „Prinzipiell sind wir gegen Quoten, weil Leistungsorientierung keine Geschlechter kennt, sondern in erster Linie Ergebnisse zählen. Doch das Projekt ‚Womenomics‘ unterstützen wir gerne, weil interessierte, tüchtige und qualifizierte Frauen zu fördern sind. Dort wo Leistungswille, Können und Einsatz gelebt wird, muss für Frauen genauso wie für Männer Platz sein – ganz egal, ob in der Mitte oder ganz oben auf der Karriereleiter“, stellt Eugen Stark, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Tirol, klar.

Das Projekt „Womenomics“ beinhaltet neben der Kick-Off-Veranstaltung am 17. April insgesamt vier Workshops, zwei Betriebsbesuche und ein Kamingespräch mit Aufsichtsrätinnen bzw. Mutmacherinnen. Abschluss ist Anfang Oktober 2018. Voraussetzungen für die Teilnahme sind fünf Jahre Führungserfahrung in leitender Funktion oder Selbständigkeit, ein Letter of intent sowie ein Lebenslauf. Die Kosten betragen pro Teilnehmerin 85 Euro netto (102 Euro brutto).

Wenig Aufsichtsrätinnen, viele Gründerinnen
Waren österreichweit 2012 mit 2.530 Aufsichtsrätinnen nur 14,2 Prozent Frauen in diesen Gremien vertreten, so hat sich dieser Anteil 2017 mit 16,5 Prozent nur marginal vergrößert. In Tirol zeigt sich ein ähnliches Bild: 2012 hatten mit 167 nur 13,2 Prozent Frauen ein Mandat im Aufsichtsrat inne, 2017 stieg der Anteil auf 15,8 Prozent.
Demgegenüber ist die Zahl der Firmengründerinnen gleichbleibend hoch und nimmt stetig zu: 56,7 Prozent (Österreich) bzw. 51,1 Prozent (Tirol) im Jahr 2012 und 59,9 Prozent (Österreich) und 56,2 Prozent (Tirol) im Jahr 2017.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://wko.at/tirol/fiw

 

 

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at