Brüssel/Berlin (ec) - Das robuste Wirtschaftswachstum ließ die Beschäftigungsquote in der EU
im dritten Quartal 2017 stärker als erwartet ansteigen, die Arbeitslosenzahlen gingen erneut zurück.
Dies ist das Ergebnis des jüngsten Quartalsberichts zur Beschäftigung und sozialen Lage in Europa, den
Marianne Thyssen, Kommissarin für Beschäftigung, Soziales, Qualifikationen und Arbeitskräftemobilität,
am 12. Feber vorgestellt hat. „Das Wachstum ist nach Europa zurückgekehrt. Mit mehr als 236 Millionen Menschen
in Arbeit hat die Beschäftigung in der EU einen Rekordstand erreicht. Und die Arbeitslosigkeit nimmt kontinuierlich
ab“, sagte die Sozialkommissarin. „Wir sollten diese positive Dynamik nutzen und die neuen, konkreten Rechte für
Bürgerinnen und Bürger verwirklichen, die wir in der europäischen Säule sozialer Rechte definiert
haben: faire Arbeitsbedingungen, ein gleichberechtigter Zugang zum Arbeitsmarkt und ein angemessener Sozialschutz.“
Jetzt sei der richtige Zeitpunkt, um dafür zu sorgen, dass alle Bürgerinnen und Bürger, Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer von dieser positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt profitieren, so Thyssen weiter.
Gegenüber dem Vorjahr stieg die Beschäftigung in der EU um 1,7 Prozent. Dies entspricht 4 Millionen zusätzlichen
Beschäftigten, 2,7 Millionen davon im Euro-Währungsgebiet. Unbefristete und Vollzeitarbeitsplätze
haben wesentlich zu dieser Entwicklung beigetragen. Zwischen dem dritten Quartal 2016 und dem dritten Quartal 2017
nahm die Zahl der unbefristeten Arbeitsverträge um 2,8 Millionen zu. Das ist dreimal mehr als der Anstieg
bei den befristeten Beschäftigungsverhältnissen (900.000). Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten stieg
um rund 3 Millionen auf 181 Millionen, während die Zahl der Teilzeitbeschäftigten um etwa 300 000 auf
42,7 Millionen stieg.
Die Beschäftigungsquote der 20- bis 64-Jährigen in der EU ist in den letzten drei Jahren kontinuierlich
gestiegen und erreichte im dritten Quartal 2017 den Rekordwert von 72,3 Prozent.
Große Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten
Dennoch bestehen nach wie vor große Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten. Die nationalen Beschäftigungsquoten
reichten von 58 Prozent in Griechenland bis 82 Prozent in Schweden. Der Bericht zeigt auch, dass sich die Arbeitslosenquote
allmählich wieder ihrem Vorkrisenstand nähert. Mit insgesamt weniger als 18 Millionen Arbeitslosen wurde
der niedrigste Stand seit November 2008 erreicht.
Auch andere Arbeitsmarktzahlen des Quartalsberichts zeigen, dass sich die EU-Wirtschaft auf dem Weg der Besserung
befindet:
- Die Arbeitsproduktivität in der EU hat sich gegenüber
dem dritten Quartal 2016 um 0,8 Prozent verbessert. Die stärksten Anstiege waren in Lettland, Litauen, Polen
und Rumänien zu verzeichnen (3 Prozent oder mehr im Jahresvergleich).
- Die finanzielle Situation der Haushalte in der EU verbesserte
sich um rund 1,5 Prozent im Jahresvergleich, was in erster Linie auf einen Anstieg der Arbeitseinkommen zurückzuführen
war. Dieser Einkommenszuwachs war zwischen dem ersten Halbjahr 2016 und dem ersten Halbjahr 2017 in fast allen
Mitgliedstaaten zu beobachten. In den südlichen Ländern, d. h. Kroatien, Griechenland, Italien, Portugal
und Spanien, aber auch in den Niederlanden lag das verfügbare Bruttoeinkommen der Haushalte dagegen nach wie
vor unter dem Niveau von 2008.
- Die Nachfrage nach Arbeitskräften und der Arbeitskräftemangel
nehmen weiter zu. Die Quote der offenen Stellen betrug im dritten Quartal 2017 EU-weit 2 Prozent. Der Arbeitskräftemangel
hat zugenommen, und auch die Zahl der Einstellungen ist gestiegen (um 3,7 Prozent in einem Jahr bis zum zweiten
Quartal 2017).
Hintergrund
Der Quartalsbericht zur Beschäftigung und sozialen Lage in Europa gibt einen Überblick über jüngste
Entwicklungen im Sozialbereich und auf den Arbeitsmärkten in der EU. Untersucht werden kurzfristige Veränderungen
des BIP und Beschäftigungstrends.
Am 17. November 2017 proklamierten das Europäische Parlament, der Rat und die Kommission die europäische
Säule sozialer Rechte, die zwanzig zentrale Grundsätze und Rechte zur Förderung fairer und gut funktionierender
Arbeitsmärkte und Sozialsysteme enthält. Die Kommission leistet bereits ihren Beitrag zur Umsetzung der
Säule in konkrete Maßnahmen, z. B. mit ihrer Initiative zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben‚
dem Vorschlag für eine Richtlinie über transparente und verlässliche Arbeitsbedingungen in der Europäischen
Union oder dem anstehenden Paket zur sozialen Gerechtigkeit.
Ein wichtiges Instrument zur Steuerung des Prozesses der sozialen Konvergenz ist das jährliche Europäische
Semester. Mit dem Zyklus 2017/18 wurden alle Hauptdokumente des Europäischen Semesters mit den Grundsätzen
der Säule in Einklang gebracht. So enthält der Entwurf des Gemeinsamen Beschäftigungsberichts das
neue sozialpolitische Scoreboard zur Beobachtung der Bereiche, die Gegenstand der europäischen Säule
sind, z. B. der Anteil der frühen Schulabgänge, die Jugendarbeitslosenquote oder die Auswirkungen sozialer
Transferleistungen auf die Armutsbekämpfung.
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