Tirol hat gewählt!

 

erstellt am
26. 02. 18
13:00 MEZ

Am 25. Februar hat in Tirol die turnusmäßige Landtagswahl stattgefunden. Landeshauptmann Günther Platter ist es gelungen, das schlechte Ergebnis der letzten Wahl vom 28. April 2013 von 39,4 % auf aktuell 44,26 % zu verbessern. Der Abstand zu Platz zwei hat sich vergrößert: die SPÖ kann mit ihrer Spitzenkandidatin Elisabeth Blanik mit einem Zugewinn von 3,53 % auf 17,25 % aufholen und verweist damit die FPÖ auf Platz drei. Trotz einem Plus von 6,19 % kommt sie mit ihrem Spitzenkandidaten Markus Abzwerger auf nur 15,53 %. Die Grünen hatten nach dem Debakel bei der Nationalratswahl 2017 – sie verloren ihre Sitze im Nationalrat – wohl einen höheren Verlust befürchtet. Mit ihrer Spitzenkandidatin Ingrid Felipe erhalten sie 10,67 % der Wählerstimmen (-1,92 %). Die Liste Fritz verliert 0,15 % und kommt mit ihrer Spitzenkandidatin Andrea Haselwanter-Schneider auf 5,46 % – und bleibt im Landtag vertreten. Erstmals sind die NEOS mit ihrem Spitzenkandidaten Dominik Oberhofer in Tirol angetreten und ziehen mit 5,21 % auch in den Landtag ein. "Impuls Tirol" schließlich konnte mit ihrem Spitzenkandidaten Josef Schett nur 0,48 % erreichen, "Family - Die Tiroler Familienpartei" mit ihrer Spitzenkandidatin Andrea Krumschnabel nur 1,14 %.


 

Um 17:30 Uhr nahmen die vier SpitzenkandidatInnen der (vl.l) Grünen, Ingrid Felipe, der ÖVP, Günther Platter, der SPÖ, Elisabeth Blanik, und der FPÖ, Markus Abzwerger, in der ersten ORF-Sondersendung Stellung zur Hochrechnung. In der Bildmitte: ORF Tirol-Redakteur Robert Unterweger.
Foto: ORF/Aktueller Dienst

Wahlbeteiligung beträgt 60 Prozent
322.379 der insgesamt 537.273 wahlberechtigten TirolerInnen haben ihre Stimme abgegeben. Daraus ergibt sich eine Wahlbeteiligung von genau 60 Prozent. Darin enthalten sind auch bereits jene Stimmen, die per Wahlkarte bzw. Briefwahl abgegeben wurden. Die Wahlkarten- bzw. Briefwahlstimmen wurden bei dieser Wahl nämlich erstmals auch schon am Wahlabend und nicht wie bisher bei Landtagswahlen erst am nächsten oder übernächsten Tag ausgezählt.

Die drei Gemeinden mit der höchsten Wahlbeteiligung waren Hinterhornbach mit 82,61 Prozent, St. Sigmund im Sellrain mit 80,88 Prozent und Zöblen mit 80,47 Prozent. Insgesamt wurden in Tirol 32.980 Wahlkarten für die Tiroler Landtagswahl ausgestellt.


Quelle: http://www.tirol.gv.at/

 

 

Tiroler Landtagswahl hat auch Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Länderkammer
Wien (pk) – Das Ergebnis der Landtagswahlen in Tirol wirkt sich auch auf die Zusammensetzung des Bundesrats aus. Die Grünen haben ihr Mandat verloren und werden damit künftig nur noch mit drei BundesrätInnen in der Länderkammer des Parlaments vertreten sein. Dadurch wackelt auch ihr Fraktionsstatus im Bundesrat und in weiterer Folge die Klubförderung.

Grundsätzlich braucht es für die Bildung einer Fraktion mindestens fünf BundesrätInnen. Stimmt der Bundesrat zu, können sich aber auch weniger MandatarInnen zu einer Fraktion zusammenschließen. Zuletzt hat die Länderkammer im Dezember 2015 – nach den Wiener Landtagswahlen – den vier Grünen MandatarInnen aus Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Wien die Bildung einer Fraktion ausdrücklich zugestanden. Da die Grünen nicht mehr im Nationalrat vertreten sind, hängt auch ihre Klubförderung an der Bundesratsfraktion: derzeit steht ihnen pro Quartal ein Grundbetrag von 44.585 € sowie zusätzlich 47.343 € für vier BundesrätInnen und drei Europaabgeordnete zu.

Gewonnen hat das Mandat der Grünen die FPÖ. Die ÖVP konnte ihre drei Mandate halten, auch die SPÖ wird weiterhin mit einem Tiroler Sitz in der Länderkammer vertreten sein. Insgesamt entsendet Tirol fünf MandatarInnen in den Bundesrat. Gemeinsam mit der Mandatsverschiebung durch die Landtagswahl in Niederösterreich ergibt sich damit künftig folgende Zusammensetzung: ÖVP 22, SPÖ 20, FPÖ 14, Grüne 3, ohne Fraktion 2.

Wirksam werden die Mandatsverschiebungen mit der Wahl der neuen BundesrätInnen durch die jeweiligen Landtage. Der neue niederösterreichische Landtag wird am 22. März zu seiner ersten Sitzung zusammentreten, die Frist für die konstituierende Sitzung des Tiroler Landtags läuft bis zum 1. April.

 

 

 

Wer hat wen warum gewählt? Analysen und Motive
Die ORF/SORA/ISA Wahltagsbefragung beruht auf telefonischen Interviews mit 1.210 Wahlberechtigten, die zwischen 22. und 25. Februar durchgeführt wurden:

Stimmung zwischen Zufriedenheit ...
Wie die Wahltagsbefragung zeigt, herrschte bei dieser Wahl keine starke Wechselstimmung:

  • Rund die Hälfte der Befragten schätzen die Entwicklung des Landes in den vergangenen fünf Jahren als gleichbleibend ein („es hat sich nichts verändert“).
  • Ein Drittel (32%) sehen eine positive Entwicklung.
  • Im Vergleich dazu beklagen nur 17% eine negative Entwicklung. Einen großen Teil dieses Protests kann die FPÖ für sich gewinnen (46% in dieser Gruppe).


... und Zukunftssorgen
Auf der anderen Seite blicken rund vier von zehn Befragten mit Sorge in die Zukunft und meinen, dass das Leben für die heute junge Generation einmal schlechter sein wird.

  • Zwei Drittel machen sich „große Sorgen, dass sich unsere Gesellschaft immer weiter auseinander entwickelt“.
  • 73% sagen, dass man sich das „Leben in Tirol immer schwerer leisten“ könne.
  • Personen mit solchen Sorgen haben seltener ÖVP und häufiger SPÖ, FPÖ und Grüne gewählt.

Mehrheit mit bisheriger Arbeit der Landesregierung zufrieden
Mit 59% ist die Mehrheit der Tiroler Wahlberechtigten mit der Arbeit der bisherigen Landesregierung zufrieden. Von dieser Zufriedenheit profitiert vor allem die ÖVP, die Grünen erhalten von UnterstützerInnen wie von KritikerInnen der Landesregierung gleichermaßen Stimmen. GegnerInnen der Landesregierung wählten FPÖ und – etwas weniger stark – SPÖ.

Wer hat wen gewählt
Die Wahltagsbefragung zeigt bei dieser Wahl deutliche Unterschiede im Wahlverhalten unterschiedlicher soziodemographischer Gruppen.

Unterschiede nach Alter und Geschlecht

  • Wie bei der Landtagswahl 2013 erzielte die ÖVP deutlich bessere Resultate unter Älteren und erreichte in der Gruppe der Ab-60-Jährigen 68% der Stimmen.
  • Frauen wählten überdurchschnittlich SPÖ und Grüne, Männer hingegen die FPÖ
  • Unter jüngeren Männern (bis 44) erhielt die FPÖ 29% (hinter der ÖVP mit 34%)
  • Die Grünen schnitten mit 25% unter jüngeren Frauen (bis 44) besonders gut ab (in dieser Gruppe praktisch gleichauf mit ÖVP und SPÖ)

Unterschiede nach Erwerbsstatus und Bildung

  • Unter ArbeiterInnen liegt bei dieser Wahl die FPÖ mit 48% der Stimmen an erster Stelle.
  • Unter Angestellten liegt die ÖVP mit 32% vor SPÖ (23%) und Grünen (16%)

In der Unterscheidung nach formaler Bildung zeigt sich, dass die ÖVP in allen Gruppen an erster Stelle liegt, mit Ausnahme der Personen mit Universitätsabschluss: In dieser Gruppe erreichten die Grünen 29% (ÖVP: 27%).

  • Insbesondere Frauen mit höherer formaler Bildung (zumindest Matura) haben die Grünen gewählt.
  • Unter Männern mit Matura schnitten die NEOS mit 15% besonders stark ab. Die ÖVP erreichte 37% in dieser Gruppe.


Wahlmotive und Themen im Wahlkampf

ÖVP überzeugt mit Spitzenkandidat und bisheriger Arbeit
Die ÖVP hat im Wahlkampf auf Kontinuität und Stabilität gesetzt. Für die große Mehrheit der ÖVP-WählerInnen stand ihre Entscheidung schon lange vor dem Wahltag fest. Sie sind mit der Arbeit der ÖVP zufrieden und wünschen sich eine Fortführung der Regierungsarbeit. Wichtigste Wahlmotive waren Spitzenkandidat Günther Platter, die bisherige Arbeit der ÖVP sowie die Inhalte der Partei.

Von den abgefragten politischen Themen haben sich die ÖVP-WählerInnen im Wahlkampf am ehesten mit der Transitfrage auseinandergesetzt (36% „sehr häufig diskutiert“), alle anderen Themen waren weniger wichtig.

SPÖ mit sozialen Themen und Rückenwind von Oppositionsrolle im Bund
Für die SPÖ-WählerInnen standen diesmal die Inhalte der Partei als wichtigstes Wahlmotiv im Vordergrund. Wie die abgefragten Wahlkampfthemen zeigen, ging es dabei vor allem um Sozialleistungen, Wohnen, Gesundheit und Pflege.

Am häufigsten haben die SPÖ-WählerInnen im Wahlkampf über die „Maßnahmen der Bundesregierung“ diskutiert (42% „sehr häufig“). Die Opposition gegen Schwarz-Blau in Wien war demnach ein weiterer mobilisierender Faktor für die SPÖ.

FPÖ mit Themen Zuwanderung, Sicherheit und Arbeitsplätzen
Für die FPÖ-WählerInnen war „Zuwanderung“ mit Abstand das wichtigste Thema im Wahlkampf, gefolgt von „Sicherheit“ und „Arbeitsplätzen“.
14% der Befragten FPÖ-WählerInnen gaben an, dass sie die FPÖ vor allem gewählt haben, weil sie in der künftigen Landesregierung vertreten sein soll. 11% nannten hingegen als Hauptmotiv, dass die Partei eine Kontrollfunktion ausübt und sich um Missstände kümmert.

Grüne profitieren von Last-Minute-Swing
Ebenso wie die FPÖ konnten die Grünen überdurchschnittlich viele WählerInnen erst in den letzten Tagen vor der Wahl überzeugen. Beide Parteien profitierten daher von der Diskussion über eine Richtungsentscheidung zwischen „Schwarz-Grün“ versus „Schwarz-Blau“ in Tirol.

Hinsichtlich der wichtigsten Wahlmotive stehen bei den Grün-WählerInnen klar die Inhalte im Vordergrund (für 41% wichtigstes Wahlmotiv), d.h. insbesondere die Themen Umweltschutz und Bildung.

Ebenso wie bei der SPÖ profitierte auch die Mobilisierung der Grünen von der Opposition gegen Schwarz-Blau im Bund: 49% der Grün-WählerInnen haben im Wahlkampf sehr häufig über die Maßnahmen der Bundesregierung diskutiert.

Separate Auswertungen für die anderen Parteien sind aufgrund der Stichprobengröße nicht möglich.


Welche Parteien in die nächste Regierung?
Welche Parteien sollen nach Meinung der Befragten in der nächsten Landesregierung vertreten sein? Die ÖVP-WählerInnen sind in dieser Frage gespalten: Jeweils rund drei von zehn sprechen sich für die Zusammenarbeit der ÖVP mit SPÖ, FPÖ und den Grünen aus.

 

 

 

 

 

 

Wählerströme
Die SORA Wählerstromanalyse, durchgeführt im Auftrag des ORF, beleuchtet die Wählerwanderungen ausgehend von der Landtagswahl 2013.

Zentrale Trends

  • Eine Besonderheit bei dieser Wahl: Sechs Listen, die 2013 zusammen 19,4% der gültigen Stimmen erhalten hatten, sind diesmal nicht mehr angetreten, darunter Vorwärts Tirol mit 9,5% und 4 Mandaten.
  • Mit 10.000 Stimmen kann die ÖVP den größten Zugewinn von „Vorwärts Tirol“ erzielen. 32.000 Stimmen erhält sie von Personen, die 2013 nicht gewählt haben.
  • Die SPÖ-Zugewinne gegenüber 2013 kommen v.a. von den Grünen (9.000 Stimmen), NichtwählerInnen und Sonstigen der Landtagswahl 2013 (je 5.000).
  • Die FPÖ-Zugewinne kommen von NichtwählerInnen und Sonstigen der Landtagswahl 2013 (darunter das Team Stronach), von der ÖVP (5.000) sowie Fritz und Vorwärts (je 4.000).


Wählerströme im Detail
Die ÖVP kann 72% ihrer WählerInnen von 2013 wieder überzeugen.
Zugewinne erzielt sie insbesondere mit 32.000 Stimmen von NichtwählerInnen der Wahl 2013 sowie mit 10.000 Stimmen von der Liste „Vorwärts Tirol“, die diesmal nicht mehr zur Wahl angetreten ist. 24.000 ÖVP-WählerInnen von 2013 sind diesmal nicht zur Wahl gegangen. 5.000 Stimmen gingen an die FPÖ verloren.

Die SPÖ kann 71% der WählerInnen von 2013 mobilisieren. Sie gewinnt insbesondere Stimmen von den Grünen (9.000), den NichtwählerInnen und Sonstigen (je 5.000) der Landtagswahl 2013 (KPÖ, Team Stronach, BürgerKlub-Tirol, Piraten Partei Tirol, Für Tirol, Die Christen). Verluste erleidet die SPÖ vor allem an die Nichtwahl (7.000 Stimmen).

Die FPÖ überzeigt rund zwei Drittel ihrer WählerInnen von 2013 erneut.
Stimmenzugewinne verbucht sie von den NichtwählerInnen und den Sonstigen der Landtagswahl 2013 (je 8.000), der ÖVP (5.000) sowie Fritz und Vorwärts (je 4.000).
Nennenswerte Verluste erleidet die FPÖ nur an die Nichtwahl (6.000 Stimmen).

Die Grünen können rund die Hälfte ihrer WählerInnen von 2013 mobilisieren.
Sie gewinnen je 4.000 Stimmen von Vorwärts und den Sonstigen der Landtagswahl 2013.
Verluste erleiden die Grünen vor allem an die SPÖ (9.000) und die NEOS (4.000).

Die Liste Fritz überzeugt nur ein gutes Drittel (38%) ihrer WählerInnen von 2013 erneut.
Stimmenverluste gehen vor allem an FPÖ (4.000), SPÖ (3.000) und ÖVP (2.000).
Zugewinne erzielt die Liste Fritz mit 5.000 Stimmen vor allem von der Sonstigen der Landtagswahl 2013.

Die Neos ziehen erstmals in den Tiroler Landtag ein. Ihre Stimmen setzen sich wie folgt zusammen: 4.000 kommen von den Grünen, je 3.000 von ÖVP, Vorwärts und NichtwählerInnen von 2013 und je 1.000 von den anderen Parteien.


Die Landtagswahl im Vergleich zum Bundestrend
Das Wahlverhalten bei Landtagswahlen unterscheidet sich traditionell deutlich von Bundeswahlen. Eine Analyse von SORA im Auftrag des ORF beleuchtet, wie die Landesparteien im Vergleich zum Bundestrend abschneiden:

Landes-ÖVP mit starker Mobilisierung
Trotz deutlich niedriger Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl kann die Landes-ÖVP rund drei Viertel aller ÖVP-WählerInnen der Nationalratswahl vom 15.10.2017 mobilisieren. Größere Zugewinne (9.000 Stimmen) kommen von FPÖ-WählerInnen der Nationalratswahl hinzu.

SPÖ und FPÖ hinter Bundesergebnis: AnhängerInnen blieben zuhause: Über ein Drittel der WählerInnen von SPÖ und FPÖ bei der jüngsten Bundeswahl sind bei dieser Landtagswahl zuhause geblieben.

FPÖ mit Verlusten auch an ÖVP, Fritz und SPÖ: Nur 41% der FPÖ-WählerInnen der Nationalratswahl haben auch am 25.2. bei der FPÖ ihr Kreuz gemacht. 9.000 haben sich bei der Landtagswahl für die ÖVP entschieden, 6.000 für die Liste Fritz und 5.000 für die SPÖ.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www^.tirol.gv.at
Details zum Wahlergebnis finden Sie hier:
https://wahlen.tirol.gv.at/landtagswahl_2018/index.html

 

 

 

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