Die erste „Hotellerie Trend Analyse Kärnten“ zeigt verhaltenen Optimismus und Probleme
mit Personal, Bürokratie und Lohnnebenkosten.
Klagenfurt (wkk) - Die Stimmungslage von knapp 2000 Beherbergungsbetrieben in Kärnten haben Sigismund
Moerisch, Fachgruppenobmann der Hotellerie, und FH-Professor Stefan Nungesser ausgelotet. Die online befragten
Unternehmerinnen und Unternehmer sind mit der aktuellen Geschäftslage in der laufenden Wintersaison halbwegs
zufrieden, der gewichtete Mittelwert liegt bei 2,6 (im Schulnotensystem). Deutlich zuversichtlicher ist man hingegen
für die kommende Sommersaison, was sich auch an den Investitionen zeigt: 65 Prozent der Befragten planen,
im heurigen Jahr mehr oder gleich viel zu investieren wie im Vorjahr, knapp drei Viertel nehmen dafür bis
zu 100.000 Euro in die Hand. Diese Mittel kommen vorwiegend der Renovierung von Gästezimmern (62 %), Außenanlagen
(42 %) und Sanitärbereichen (36 %) zugute.
Deutlich geringer ist die Bereitschaft, in die „Software“ - also z.B. in Mitarbeiterschulungen - zu investieren.
Moerisch: „Man erkennt daran einen gewissen Nachholbedarf: Investiert wird in neue Zimmer und Badezimmer, nicht
in Innovationen oder Betriebserweiterungen.“ Die gute Stimmung nach den Rekordinvestitionen der vergangenen Jahre
und die erfolgreiche Trendwende bei den Ankünften und Nächtigungen (erstmals wieder mehr als drei Mio.
Ankünfte und über 13 Mio. Nächtigungen) beurteilt Moerisch vorsichtig: „Ein Morgenlüfterl,
nicht mehr. Hier brauchen wir investitionsfördernde Maßnahme, um die Aufwärtsentwicklung zu stabilisieren.“
Schwierigkeiten bereiten den Hoteliers die Einstellung qualifizierten Fachpersonals (63 %), die überbordende
Bürokratie in Form von behördlichen Auflagen und Regelungen (57 %) und die hohen Personalkosten. „Die
Lohnnebenkosten laufen uns davon, da helfen auch höhere Umsätze nicht“, analysiert Moerisch. Wichtig
ist ihm auch die seit längerem diskutierte Flexibilisierung der Arbeitszeit: „Es geht nicht darum, länger
zu arbeiten, nur beweglicher. Der Gast will alles und das sofort – und wir verharren bei der Arbeitszeitregelung
in der Vergangenheit.“ Ihm bereitet die Vielfalt der Anforderungen Sorgen:
In Summe ist die Überforderung des Unternehmers gewaltig
Nicht zuletzt wegen der Digitalisierung, die in der Hotellerie längst angekommen ist und überraschend
positiv gesehen wird: Laut Nungesser beurteilen 55 Prozent der Hoteliers den Digitalisierungstrend eindeutig oder
eher als Chance, nur sieben Prozent als Bedrohung. Demgemäß halten 90 Prozent eine leistungsstarke Internetverbindung
für wichtig, allerdings ist ein Drittel der Befragten mit der derzeitigen Anbindungsqualität unzufrieden.
Nungesser: „Wir sehen in der Untersuchung deutlich, dass beim Thema Internet Wunsch und Realität auseinanderfällt.
Hier besteht eindeutig Handlungsbedarf.“
Auch Tourismusspartengeschäftsführer Wolfgang Kuttnig ortet für seine Branche „riesengroße
Herausforderungen“. 2020 würden bereits 50 Prozent aller Buchungen online ablaufen, der Internetkonzern Google
dränge massiv in die Tourismusbranche und werde bisherige Portale wie booking.com oder Trivago unter Druck
setzen. Er plant deshalb den Ausbau des Beratungsangebots der Wirtschaftskammer: „Als Partner der Wirtschaft werden
wir hier maßgeschneiderte Unterstützung bieten.“
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