Gegenüberstellung von Egon Schiele, Günter Brus und Thomas Palme im Grafischen Kabinett
Wien (leopold museum) - Anlässlich Egon Schieles 100. Todestages widmet das Leopold Museum, das die
weltweit umfangreichste und bedeutendste Sammlung des Ausnahmekünstlers beherbergt, dem herausragendsten Vertreter
des „Österreichischen Expressionismus“ eine besondere Ausstellung: Mit insgesamt rund 200 Objekten, darunter
Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Skizzen, Briefe und Fotografien, setzt die Jubiläumsschau neun thematische
Schwerpunkte rund um Egon Schieles Śuvre und schafft durch zahlreiche dokumentarische Archivalien Zugang zu seiner
Persönlichkeit. Während beinahe neun Monaten ist der umfassende Sammlungsbestand zu sehen, wobei Papierarbeiten
aus restauratorischen Gründen in drei Durchläufen gezeigt werden und einzelne herausragende Werke internationaler
Sammlungen als „noble Gäste“ die Schau bereichern.
„An keinem anderen Ort hat man die einzigartige Gelegenheit, die Entwicklung dieses bahnbrechenden Künstlers
des beginnenden 20. Jahrhunderts in einer derart repräsentativen Auswahl – von seinen ersten Arbeiten, über
die seinen Weltruhm begründende expressionistische Periode, bis hin zum Spätwerk des früh verstorbenen
Künstlers – verfolgen zu können,“ so Hans-Peter Wipplinger, Direktor und Kurator der Ausstellung.
Der Auftakt der Präsentation widmet sich dem „Selbst“ sowie dem „Ich“ – dem Selbstporträt und Schieles
sensitivem Erleben der Welt. Auch im Themenspektrum „Mutter und Kind“ kommt es zu radikalen Bildkompositionen,
die von Schieles fortwährender, ambivalenter Auseinandersetzung mit dem Sujet der Mutter und seinem obsessiven
Bezug zu Buben und Mädchen zeugt. Einen weiteren Fokus setzt die Jubiläumsschau auf „Spiritualität“
und zeigt den Künstler als Suchenden, der nach Identitätserneuerung und Offenbarung strebt.
„Im österreichischen Expressionismus ist die Persönlichkeit der Künstler (Gerstl, Kokoschka, Schiele)
in ihr Werk und ihr spezifisches Schaffen integriert. Egon Schiele ging es daher in Einem um das Werk wie um die
eigene Entwicklung. Dabei verschränkte sich ein bewusstes und willentliches Etwas-aus-sich-machen-Wollen mit
einer rezeptiven Hingabe an organisch und geistig auf ihn eintreffende Prozesse. Dem Sammler Rudolf Leopold ist
zu danken, dass er über die Kunstwerke hinaus auch historische Fotos, Briefe und Gedichte Schieles gesammelt
hat, sodass in der Jubiläumsausstellung nicht nur das künstlerische Werk, sondern auch die Persönlichkeit
des Künstlers spürbar wird, die als Basis hinter dem kreativen Prozess steht,“ erläutert Diethard
Leopold, Kurator der Ausstellung.
Auch Schieles Beziehungen zu und sich im Laufe der Zeit wandelnde Darstellungen von „Frauen“, ob Partnerinnen oder
Modelle, werden in zwei Räumen veranschaulicht. Selbst in seinen „Landschaften“, einem weiteren Schwerpunkt,
zielte der Künstler darauf ab, die „Seele“ der Dinge zu vermitteln. „Städtebilder“ sind ein zentrales
Thema, vor allem vom mittelalterlichen Städtchen Krumau in Südböhmen, dem Geburtsort von Egon Schieles
Mutter. Schließlich zeigt die Ausstellung stilistisch facettenreiche, mit viel Sensibilität geschaffene
und keineswegs klassische „Porträts“.
Gegenüberstellung von Egon Schiele, Günter Brus und Thomas Palme
Im Grafischen Kabinett des Leopold Museum begegnen einander drei Künstler, die eine Obsession für
das Zeichnen eint: „Die Ausstellung ‚Absturzträume‘ führt drei große Zeichner aus drei unterschiedlichen
Generationen zusammen, die den menschlichen Körper und die gesellschaftlichen Kräfte, die auf ihn wirken,
ins Zentrum ihrer künstlerischen Auseinandersetzung gestellt haben,“ erklärt Roman Grabner, Kurator der
Ausstellung.
Egon Schiele und Günter Brus, der heuer seinen 80. Geburtstag feiert, haben in nur wenigen Jahren ein radikales
und revolutionäres Hauptwerk geschaffen, das den Grundstock ihrer internationalen Bedeutung und Ankerkennung
bildet, in ihrer jeweiligen Zeit jedoch zu Ablehnung, Verurteilung und Verhaftung geführt hat. Thomas Palme
teilt mit ihnen die Erfahrung von Zurückweisung, Ausgrenzung und zermürbenden Gerichtsprozessen und setzt
die Linie fort, die beide begonnen haben.
Feierliche Eröffnung der Ausstellungen
Der Einladung zur Eröffnung, die am 3. März in Anwesenheit von Günter Brus und Thomas Palme
feierlich von Bundesminister Gernot Blümel, DirektorInnen Hans-Peter Wipplinger und Gabriele Langer sowie
den Kuratoren Diethard Leopold und Roman Grabner begangen wurde, folgten rund 1000 BesucherInnen, darunter Vorstandsmitglied
Elisabeth Leopold, Vorstandsvorsitzender Helmut Moser, Anna Brus, Christine Gironcoli, Gerda Leopold, die KünstlerInnen
Irene Andessner, Waltraut Cooper, Lorenz Estermann, Heidi Harsieber, Martha Jungwirth, Constantin Luser, Lukas
Pusch, Walter Vopava, Jun Yang, die Botschafterinnen Jolanta Róza Kozlowska, Polen, Ksenija Škrilec, Slowenien
mit Kulturattachée Barbara Koželj Podlogar, Direktoren Wolfgang Muchitsch/Joanneum, Christoph Thun-Hohenstein/MAK
Museum für angewandte Kunst, Peter Weinhäupl/Klimt Foundation, Tobias G. Natter, Marianne Hussl-Hörmann,
Patrick Werkner, Herwig Kempinger, Präsident der Secession, GaleristInnen Heike Curtze, Ursula Krinzinger,
Philipp Konzett, ORF-Reporterlegende Friedrich Ortner, Klimt-Nachfahre Gustav Huber, Filmemacher Georg Riha, Architekt
Markus Spiegelfeld, Sylvie Aigner, Martin und Deborah Bene, Gernot Dolezal, Christa Mayrhofer-Dukor, Heinz Neumann,
Ernst Ploil, Regina Ploner, Anton Schmölzer, Lothar Tirala u.v.m.
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