CD-Labor für Argininmetabolismus an der MedUni Wien eröffnet
Wien (meduni wien) - Arginin ist eine Aminosäure, die für den menschlichen Organismus semi-essenziell
ist, d.h. sie wird im Körper selbst gebildet und auch über die Nahrung – es ist z.B. in Erbsen, Kürbiskernen,
Walnüssen und Hühnerfleisch vermehrt enthalten – zugeführt. Arginin funktioniert wie ein Zell-Treibstoff
und hat grundsätzlich viele positive Effekte – in einer pathologischen Situation jedoch kann Arginin zu überschießenden
Reaktionen der T-Zellen oder zu unerwünschtem Zellwachstum führen. Reguliert werden können diese
Reaktionen durch das Enzym Arginase. Warum Arginin so wichtig ist, wie man rekombinante Arginase als Medikament
einsetzen könnte und welche neuen Behandlungsoptionen das für Rheumatoide Arthritis und Multiple Sklerose
eröffnet, wird ab sofort im neu eröffneten Christian Doppler Labor für Argininmetabolismus an der
MedUni Wien erforscht.
Wirtschaftsministerium fördert Grundlagenforschung
„Zwischen Autoimmunerkrankungen, der Ernährung und dem Immunsystem gibt es einen Zusammenhang, den dieses
CD-Labor genauer untersuchen und besser verstehen will“, sagt Dr. Margarete Schramböck, Bundesministerin für
Digitalisierung und Wirtschaftsstandort. „Weil im CD-Labor Grundlagenforschung und Unternehmen eng zusammenarbeiten,
wird dieses neue Wissen unmittelbar zur Grundlage für die Entwicklung neuer Medikamente und kommt rasch dort
an, wo es gebraucht wird - bei den Patientinnen und Patienten.“
„Arginase ist Teil des Harnstoffzyklus in der Leber und auch in Immunzellen und funktioniert damit wie ein Regulator
für Arginin“, erklärt der Leiter des am 5. März eröffneten CD-Labors, Gernot Schabbauer vom
Institut für Gefäßbiologie und Thromboseforschung der MedUni Wien. Studien mit rekombinanter Arginase
in einem Tiermodell für Autoimmunität haben gezeigt, dass eine Injektion pro Woche und eine damit einhergehende
„Arginin-Diät“ eine deutliche Verbesserung der Symptome bringt. Der Vorteil: Die künstliche Arginase
hat eine lange Halbwertszeit und wird nicht vom Körper abgebaut oder ausgeschieden.
Auch beim Wachstum und der Entwicklung von Immunzellen, die in der Rheumatoiden Arthritis und Multiplen Sklerose
eine Rolle spielen, ist zu viel Arginin im Spiel. Schabbauer: „Wir wollen herausfinden, warum Arginin generell
so wichtig ist und darüber hinaus, ob wir Metabolite identifizieren können, die als weitere Targets für
die Behandlung dieser Erkrankungen dienen könnten.“ Metaboliten sind Substanzen, die als Zwischenstufen oder
als Abbauprodukte von Stoffwechselvorgängen des Organismus entstehen. Das könnte völlig neue Optionen
bei der Therapie von Rheumatoider Arthritis und Multipler Sklerose oder auch anderen Auto-Immunerkrankungen eröffnen.
Interdisziplinäre Kooperation
Das Team vom Institut für Gefäßbiologie und Thromboseforschung der MedUni Wien unter der Leitung
von Gernot Schabbauer arbeitet dabei eng mit der Gruppe von Jörg Menche am CeMM (Forschungszentrum für
Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften), die für die Analyse von Omics-Daten
(Proteomics, Genomics, etc.) zuständig ist, mit den Universitätskliniken für Neurologie (Fritz Leutmezer)
und Innere Medizin III/Rheumatologie der MedUni Wien (Stephan Blüml) sowie mit dem Unternehmenspartner „Bio
Cancer Treatment International“ aus Hongkong zusammen.
Über Christian Doppler-Labors
In Christian Doppler Labors wird anwendungsorientierte Grundlagenforschung auf hohem Niveau betrieben, hervorragende
WissenschafterInnen kooperieren dazu mit innovativen Unternehmen. Für die Förderung dieser Zusammenarbeit
gilt die Christian Doppler Forschungsgesellschaft international als Best-Practice-Beispiel. Christian Doppler Labors
werden von der öffentlichen Hand und den beteiligten Unternehmen gemeinsam finanziert. Wichtigster öffentlicher
Fördergeber ist das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW).
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