Pilotpfarren richten neue Blicke auf Pastoral

 

erstellt am
02. 03. 18
13:00 MEZ

Seit 2015 experimentieren 14 steirische Pfarren mit neuen Ansätzen in der Pastoral.
Graz-Seckau (diözese) - Es ist die Herausforderung aller Neuerungen: die einen bejubeln sie begeistert, andere wünschen sich ebenso begeistert vergangene Zeiten zurück. Kirchliche Neuerungen bilden hier keine Ausnahme. Vergleichsweise ruhig und abseits der öffentlichen Diskussion haben in den vergangenen zwei Jahren 14 „Pilotpfarren“ in der Katholischen Kirche Steiermark begonnen, ihr tägliches Wirken und Arbeiten zu erneuern.

Was sind Pilotpfarren?
Es gibt keine fixen Modelle, die in allen Pfarren gleich umgesetzt werden. Es werden vielmehr Prinzipien der Erneuerung aus dem jeweiligen lokalen Blickwinkel erlernt. Aufgrund dieser „erneuerten“ Blickwinkel werden vor Ort Ziele und Maßnahmen entwickelt: mit den konkreten Menschen und aufgrund der konkreten Gegebenheiten. Das Scheitern einzelner Maßnahmen zieht kein Aufschreien nach sich, sondern gilt den Pilotpfarren als Lerneffekt, genauso wie ein durchbrechender Erfolg nicht den jubelnden Anspruch auf Allgemeingültigkeit nach sich zieht, sondern den nächsten Schritt. Begleitet wird dieser Weg von einem diözesanen Team, das auf diesen neuen Blickwinkel in den Pilotpfarren achtet, ihn mit Seminaren schärft, und vor Ort Rückmeldungen zu den je spezifischen Maßnahmen gibt.

Wieso gibt es Pilotpfarren?
Walter Schreiber, Projektkoordinator für das Projekt Pilotpfarren, das im Büro „Weg2018“ angesiedelt ist, erklärt: „Katholische Kirche erneuert sich ständig. Öffentlich werden vornehmlich Fragen der Weltkirche, etwa der Zölibat oder die Zulassung zu Sakramenten diskutiert. Nicht minder wichtig sind jedoch die Fragen des alltäglichen Lebens: der Umgang mit Lebenswenden, persönliche Sinnfragen, die Relevanz christlicher Inhalte in der Gesellschaft und die Qualität in allem Auftreten. Diese Fragen können nur teilweise durch päpstliche Enzykliken oder Bischofsbriefe geklärt werden, viel mehr durch das Leben vor Ort. Diese Erneuerung vor Ort ist Wesenskern des Pilotpfarrenprojekts.“

Zukunftsbild
Seit Dezember 2017 stellt das Zukunftsbildder Katholischen Kirche Steiermark alle Initiativen und Wege der Pilotpfarren unter eine größere Perspektive. Kirchliches Leben orientiert sich am Leben(sraum) der Menschen, neue Erfahrungsräume von Kirche – auch außerhalb der Kirchengebäude – werden gefördert, Leitungsstrukturen hinterfragt und die Gesellschaft vor Ort aktiv mitgestaltet.

Die Pilotpfarren ordnen sich in diese größere Perspektive ein, vor allem in der Erweiterung ihres Blicks auf neue Erfahrungsräume von Kirche. Einige Arbeitsweisen des Zukunftsbilds – etwa der Blick auf Qualität, Orientierung am Menschen und ihren Erfahrungen – stimmen überein mit den Arbeitsweisen, die in den vergangenen beiden Jahren im Pilotpfarrprojekt erlernt und ausprobiert wurden. Dort, wo daher die Pilotpfarren schon jetzt praktische Erfahrungen zum Zukunftsbild liefern können, tun sie das etwa als „Praxisspeicher“ der neuen Entwicklungen innerhalb der ganzen Diözese.

Thomas Bäckenberger, Generalsekretär des Weg2018, sagt über das Zukunftsbild und die Bedeutung der Pilotpfarren: „Wir lernen in den Pilotpfarren, wie in einem Laboratorium mit guter Begleitung und wie Qualitätskriterien die im Zukunftsbild benannt sind, gut gelebt und umgesetzt werden können. Wir merken dabei ein kontinuierliches Wachstum, aber auch die Notwendigkeit andauernden Übens, damit sich Sichtweisen und Haltungen wirksam und auf Dauer ändern und so kirchliche Erfahrungsräume neue Lebendigkeit entwickeln. “

Was bisher geschah
Ende 2015 hatten sich insgesamt 14 Pfarren zu einer Teilnahme entschieden, sie bildeten zuallererst in ihren Pfarren bzw. Pfarrverbänden Innovationsteams. Diese starteten im Februar 2016 mit dem ersten von insgesamt 12 Seminaren, die von pastoralinnovation.at (Georg Plank) durchgeführt werden. Die Teams starteten ebenso unmittelbar mit der Umsetzung in ihren Wirkungsbereichen.

In Ottendorf (Pfarrverband Ilz) etwa wurde der neue Blick auf die Leitung umgesetzt: alle strategischen Aufgaben werden von einem ehrenamtlichen Leitungsteam wahrgenommen. In Koglhof wurde der Blick auf die Feierkultur ernstgenommen und ein „Kinderkonzil“ einberufen, um die Kinder selbst zu fragen, welche Bereiche für sie in der Kirche interessant sind. In St. Josef in der Weststeiermark wurde der Blick auf neue Orte des Feierns umgesetzt, etwa bei den „Mondscheinwanderungen“ in Zusammenarbeit mit der örtlichen ARGE Theaterdorf. Und in St. Stefan in der Weststeiermark wurde mit Blick auf die Bedürfnisorientierung eine „Trosttasche“ entwickelt, die hilft, mit Kindern über Todesfälle zu sprechen.

Wie geht es weiter?
Das Projekt wird noch bis zum Sommer 2019 mit Fokus auf das Zukunftsbild fortgeführt; die Ergebnisse werden dann allen Pfarren und Einrichtungen der Katholischen Kirche in der Steiermark zur Verfügung gestellt. Dann wird auch entschieden, ob weitere „Piloten“ starten.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
https://www.katholische-kirche-steiermark.at

 

 

 

 

 

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