So zahlen die Österreicherinnen und Österreicher

 

erstellt am
02. 03. 18
13:00 MEZ

Der AKV EUROPA gibt mit seinem Inkassobarometer Einblick in die Zahlungsgewohnheiten der Österreicherinnen und Österreicher.
Wien (akv) - Der staatlich bevorrechtete Gläubigerschutzverband präsentierte heute im Rahmen eines Pressegesprächs in Wien Zahlen und Fakten rund um das Thema Inkasso.

Die wichtigsten Punkte auf einen Blick:

  • Die Zahlungsmoral hat sich in den letzten Jahren in Österreich nachweislich gebessert.
  • Aus der Wirtschaftskrise, die im Jahr 2008 begann, haben die Unternehmen gelernt, ihr Rechnungswesen an die Situation angepasst und die Mahnläufe verkürzt.
  • Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in 2017 und der verbesserten Arbeitsmarktsituation gingen die Zahlungsausfälle in allen Branchen zurück. Während die Anzahl der Forderungen, die im Beobachtungszeitraum zum Inkasso übergeben wurden, gesunken ist, ist die durchschnittliche Forderungshöhe allerdings gestiegen.
  • Die aktuelle Entwicklung ist eine gute Nachricht für die heimischen Unternehmen, denn ein Großteil ihrer Kundinnen und Kunden begleicht Rechnungen fristgerecht.
  • Österreich hat ein Stadt-Land-Gefälle an Inkassofällen. Während es in Wien 21,55 Inkassofälle pro 100 Einwohner gibt, sind es im Burgenland nur 6,72. Anders verhält es sich bei der durchschnittlichen Inkassosumme: während es in Wien nur 402 Euro sind (drittniedrigste Summe in Österreich), sind es z.B. in Tirol 433 Euro.


Musterschüler Österreich
Im internationalen Vergleich ist Österreich generell ein Musterschüler hinsichtlich der Zahlungsverlässlichkeit und -geschwindigkeit. Was die Zahlungsdauer betrifft, rangiert Österreich knapp hinter Finnland an zweitbester Stelle und lässt dabei Länder wie Deutschland und die Schweiz klar hinter sich.

Liegt der EU Durchschnitt bei 52 Tagen bis zur Zahlung, so werden in Österreich Rechnungen im Schnitt nach 31 Tagen beglichen. Die Länder mit der längsten Zahlungsdauer sind Spanien (97), Italien (96) und Portugal (90) und erstaunlicherweise erst dann Griechenland mit 80 Tagen.

Bundesländervergleich: Ortsgröße entscheidend
In Österreich lässt sich im Zahlungsverhalten ein deutlicher Trend hinsichtlich der Ortsgröße ablesen. Das Zahlungsverhalten ist umso besser, je kleiner die Gemeinden. Somit sind Bundesländer mit vielen ländlichen Regionen bei der Zahlungsmoral besser aufgestellt. Das hängt natürlich auch unter anderem damit zusammen, dass man in kleineren Orten genau schaut, was der Nachbar tut. Je größer die Stadt, desto größer die Anonymität.

Öffentliche Hand lässt sich beim Bezahlen Zeit
Wie auch in anderen Ländern braucht der Staat für das Bezahlen von Rechnungen am längsten: Im Schnitt lassen sich Bund 37 Tage, Länder 36 Tage Zeit und nur Gemeinden zahlen durchschnittlich nach 30 Tagen. Die bereits im März 2013 in Kraft getretene Zahlungsverzugsrichtlinie wird nach bald fünf Jahren bisher nur von den Gemeinden strikt umgesetzt obwohl man zugeben muss, dass die öffentliche Hand sich in den letzten Jahren etwas in ihrem Zahlungsverhalten gebessert hat.

Österreichs Firmen sind Vizeeuropameister bei Zahlungsmoral
Im Bereich der Firmenkunden (B2B) zahlen ca. 80 Prozent der heimischen Unternehmen ihre Rechnungen innerhalb des vereinbarten Zeitraums, der bei etwa 24 Tagen liegt. Mit nur fünf Tagen Verzug sind österreichische Firmen Vizeeuropameister in Sachen Zahlungsmoral knapp hinter Deutschland, wo die Firmen durchschnittlich zwei Tage später zahlen. Ausnahme davon bilden Unternehmen, die aufgrund ihrer Größe ihre Einkaufsmacht (siehe Lebensmittelhandel) ausnutzen und sich mit der Zahlung Zeit lassen.

Die Zahlungsmoral ist im privaten Sektor besser als in den beiden anderen Bereichen: 87 Prozent der Konsumenten zahlen ihre Rechnungen heute pünktlich, 11 Prozent verspätet und in 2 Prozent der Fälle kommt es zum Ausfall.

Laut einer aktuellen Erhebung ist in über 50 Prozent aller Fälle die Vergesslichkeit von Privatkunden Grund für einen Zahlungsverzug.

Kreditrückzahlung: wenig Ausfälle, zumeist bei Jungen
Neben der allgemeinen Zahlungsmoral ist ebenfalls ein Blick auf die Rückzahlungsquote bei Privatkrediten interessant: Knapp ein Drittel aller Ratenkredite hat ein Volumen von mehr als 10.000 EUR. Hinsichtlich der pünktlichen Rückzahlung der offenen Posten stimmt das Bild hier mit der allgemeinen Zahlungsmoral überein. Der Anteil der reibungslos zurückbezahlten Kredite liegt bei 97,5 Prozent weiter auf sehr hohem Niveau. Dagegen werden durchschnittlich nur 2,5 Prozent aller aufgenommenen Ratenkredite auch nach Mahnungseingang nicht vertragsgerecht zurückgezahlt. Der Anteil der Kreditausfälle bleibt damit wie in den letzten Jahren davor weiterhin niedrig.

Die Ausfallsquote sinkt mit zunehmenden Lebensjahren. Verbraucher bis 24 weisen den höchsten Anteil auf, bei Personen ab 50 Jahren gibt es dagegen die besten Rückzahlungsquoten.

Kredite dienen in Österreich vor allem zur Anschaffung eines Autos. Haushaltsgeräte, Renovierungen und Urlaubsreisen sind hingegen nur selten ein Kreditgrund.

Zahlungsmoral
Im Bundesländervergleich liegt – wie bereits in den vergangenen Jahren – das Burgenland, gefolgt von Tirol und Niederösterreich hinsichtlich der zur Betreibung übergebenen Fälle am besten (die Länder liegen unter dem Österreichschnitt). Das Schlusslicht bildet Wien, wo etwa drei Mal so viele Inkassofälle auftreten als im Burgenland (pro 100 Einwohner).

Betrachtet man die durchschnittliche Höhe der Forderungen verschiebt sich allerdings das Bild: Niederösterreich liegt bei offenen Forderungen mit ca. 395 Euro knapp vor Kärnten und Wien (400 bzw. 402 Euro). Die höchsten Forderungen gibt es mit durchschnittlich 433 Euro in Tirol, das knapp vor der Steiermark liegt.

Inkasso-Barometer

  • 2017 mussten rund 1,5 Prozent aller österreichischen Forderungen professionell durch ein Inkassounternehmen betrieben werden (in den Jahren davor ca. 1,8 Prozent), was als positive Entwicklung gesehen werden kann.
  • Männer haben durchschnittlich um ein Drittel höhere Schulden (500 Euro) als Frauen (300 Euro).
  • In der Betreibung durch spezialisierte Inkassounternehmen zahlen fast 10 Prozent der Schuldner ihre offenen Forderungen innerhalb von 30 Tagen.



Junge am stärksten überschuldet, Ältere mit weniger offenen Forderungen

  • Die Zahl der säumigen Zahler ist stark vom Alter abhängig.
  • 20 bis 24-Jährige sind bei Überschuldungen führend. Das liegt daran, dass das Einkommen bei jungen Menschen vergleichsweise niedrig ist und das Konsumbedürfnis groß.
  • Mit den Jahren sinkt der Anteil der Personen bei Inkassi stark ab. Nur ca. 0,5 Prozent der über 60-Jährigen haben offene Forderungen.
  • Gemessen an der Höhe der Schulden haben junge und ältere Personen die niedrigste durchschnittliche Forderungshöhe. Das lässt sich damit begründen, dass in diesen Lebensphasen nur ein beschränktes Einkommen zur Verfügung steht. In der Phase, in der das Einkommen meist am höchsten ist, fällt auch die durchschnittliche Forderungshöhe am höchsten aus.



Weniger Zahlungsverspätungen durch Online-Einkäufe

  • Es deutet einiges darauf hin, dass die Zahlungsverspätungen generell insgesamt noch weniger werden könnten, zumindest wenn es um Rechnungen aus Online-Einkäufen geht.
  • Anbieter haben die Möglichkeit, vor dem Kaufabschluss die Bonität des Käufers zu prüfen.
  • Durch das sogenannte Scoring entscheidet sich, ob auf Rechnung gezahlt werden darf oder schon vorab die Summe beglichen werden muss.



Branchen: Bau, Handel und Gastronomie

  • Lieferanten in den jeweiligen Branchen haben meist einen hohen Wareneinsatz und niedrige Gewinnmargen.
  • Betrachtet man diese drei Branchen genauer, so wurden die meisten Inkassofälle im Handel eröffnet, gefolgt von der Gastro- und der Baubranche.
  • Mit jedem Tag der Zahlungsverzögerung steigt das Risiko des Ausfalls für Lieferanten exponentiell an. Der sogenannte Lieferantenkredit (Lieferung auf offene Rechnung) wird von vielen – trotz der seit Jahren niedrigen Zinsen – noch immer als der günstigste Kredit gesehen



Ausblick
Nach dem Jahrzehnt der Niedrigzinsen, kann man mit dem Ansteigen der Zinsen in Zukunft wieder mit einer schlechteren Zahlungsmoral rechnen.


Modernes Inkasso-Management
Der Alpenländische Kreditorenverband ist kein Inkassobüro im üblichen Sinn, sondern ein nach § 266 IO gesetzlich staatlich bevorrechteter Gläubigerschutzverband und hat in diesem Zusammenhang die Berechtigung zur Akteneinsicht in nicht allgemein zugängliche Insolvenzakte bei Gericht bzw. kann der AKV Gläubiger in einem Insolvenzverfahren vor Gericht vertreten und alle damit verbundenen Rechte wahrnehmen. Unser Verband genießt daher vom Gesetzgeber her ein besonderes Vorrecht und hat demnach eine entsprechende Vertrauensstellung.

Um Firmen vor Forderungsausfällen jeglicher Art zu bewahren ist ein straffes Debitorenmanagement für jedes Unternehmen unerlässlich. Die notwendige Hilfestellung dazu liefern die Services des AKV. Dies beginnt bei Wirtschaftsauskünften über Firmen, aber auch über natürliche Personen, geht über außergerichtliche und gerichtliche Forderungsbetreibung bis zur bereits erwähnten Vertretung in der Insolvenz.
Bei der Betreibung von Forderungen greift der AKV auf große Datenbanken zurück, die es erlauben, eine genaue Analyse und Vorgangsweise zu erstellen, wie für den Gläubiger schnellst- und bestmöglich interveniert werden kann. Es muss bei der Betreibung unbedingt auf die Bedürfnisse der Lieferanten-Kundenbeziehung eingegangen werden, um nicht „verbrannte Erde“ zu hinterlassen. Zu diesem Zweck agiert der AKV nicht nur von seinem Kompetenzzentrum Forderungsmanagement in Wien aus, sondern hat in den Bundesländern zusätzlich regionale Mitarbeiter im Einsatz, die den Schuldner – wenn nötig – auch vor Ort aufsuchen können. Die geografische Nähe zum Schuldner hat auf die Forderungseinbringlichkeit im außergerichtlichen Bereich einen nicht zu vernachlässigbaren Einfluss.

Der Alpenländische Kreditorenverband wird seit vielen Jahren als bewährter und zuverlässiger Partner bei der Betreibung von Außenständen (Wasser, Mieten, Kindergartengebühren etc.) auch durch Gemeinden und Gemeindeunternehmen beauftragt. Es ist kein Geheimnis, dass es für Gemeinden aus politischen Gründen oft sehr schwierig ist, die nötige Strenge in der Betreibung der Forderungen einzuhalten.

Ein unabhängiger Dritter, wie dies der AKV ist, gelangt häufig zu einem schnelleren Ergebnis und es kann dadurch oft auch ein langes Gerichtsverfahren vermieden werden.
Die Tätigkeit des AKV ist darüber hinaus für Gemeinden vorteilhaft, da diese eine Zwischenstufe zwischen den eigenen Mahnungen der Gemeinden und der Exekutionsführung darstellt.

 

 

 

Weitere Informationen:
https://www.akv.at/

 

 

 

 

 

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