Der AKV EUROPA gibt mit seinem Inkassobarometer Einblick in die Zahlungsgewohnheiten der Österreicherinnen
und Österreicher.
Wien (akv) - Der staatlich bevorrechtete Gläubigerschutzverband präsentierte heute im Rahmen eines
Pressegesprächs in Wien Zahlen und Fakten rund um das Thema Inkasso.
Die wichtigsten Punkte auf einen Blick:
- Die Zahlungsmoral hat sich in den letzten Jahren in Österreich nachweislich
gebessert.
- Aus der Wirtschaftskrise, die im Jahr 2008 begann, haben die Unternehmen gelernt,
ihr Rechnungswesen an die Situation angepasst und die Mahnläufe verkürzt.
- Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in 2017 und der verbesserten Arbeitsmarktsituation
gingen die Zahlungsausfälle in allen Branchen zurück. Während die Anzahl der Forderungen, die im
Beobachtungszeitraum zum Inkasso übergeben wurden, gesunken ist, ist die durchschnittliche Forderungshöhe
allerdings gestiegen.
- Die aktuelle Entwicklung ist eine gute Nachricht für die heimischen Unternehmen,
denn ein Großteil ihrer Kundinnen und Kunden begleicht Rechnungen fristgerecht.
- Österreich hat ein Stadt-Land-Gefälle an Inkassofällen. Während
es in Wien 21,55 Inkassofälle pro 100 Einwohner gibt, sind es im Burgenland nur 6,72. Anders verhält
es sich bei der durchschnittlichen Inkassosumme: während es in Wien nur 402 Euro sind (drittniedrigste Summe
in Österreich), sind es z.B. in Tirol 433 Euro.
Musterschüler Österreich
Im internationalen Vergleich ist Österreich generell ein Musterschüler hinsichtlich der Zahlungsverlässlichkeit
und -geschwindigkeit. Was die Zahlungsdauer betrifft, rangiert Österreich knapp hinter Finnland an zweitbester
Stelle und lässt dabei Länder wie Deutschland und die Schweiz klar hinter sich.
Liegt der EU Durchschnitt bei 52 Tagen bis zur Zahlung, so werden in Österreich Rechnungen im Schnitt nach
31 Tagen beglichen. Die Länder mit der längsten Zahlungsdauer sind Spanien (97), Italien (96) und Portugal
(90) und erstaunlicherweise erst dann Griechenland mit 80 Tagen.
Bundesländervergleich: Ortsgröße entscheidend
In Österreich lässt sich im Zahlungsverhalten ein deutlicher Trend hinsichtlich der Ortsgröße
ablesen. Das Zahlungsverhalten ist umso besser, je kleiner die Gemeinden. Somit sind Bundesländer mit vielen
ländlichen Regionen bei der Zahlungsmoral besser aufgestellt. Das hängt natürlich auch unter anderem
damit zusammen, dass man in kleineren Orten genau schaut, was der Nachbar tut. Je größer die Stadt,
desto größer die Anonymität.
Öffentliche Hand lässt sich beim Bezahlen Zeit
Wie auch in anderen Ländern braucht der Staat für das Bezahlen von Rechnungen am längsten: Im
Schnitt lassen sich Bund 37 Tage, Länder 36 Tage Zeit und nur Gemeinden zahlen durchschnittlich nach 30 Tagen.
Die bereits im März 2013 in Kraft getretene Zahlungsverzugsrichtlinie wird nach bald fünf Jahren bisher
nur von den Gemeinden strikt umgesetzt obwohl man zugeben muss, dass die öffentliche Hand sich in den letzten
Jahren etwas in ihrem Zahlungsverhalten gebessert hat.
Österreichs Firmen sind Vizeeuropameister bei Zahlungsmoral
Im Bereich der Firmenkunden (B2B) zahlen ca. 80 Prozent der heimischen Unternehmen ihre Rechnungen innerhalb
des vereinbarten Zeitraums, der bei etwa 24 Tagen liegt. Mit nur fünf Tagen Verzug sind österreichische
Firmen Vizeeuropameister in Sachen Zahlungsmoral knapp hinter Deutschland, wo die Firmen durchschnittlich zwei
Tage später zahlen. Ausnahme davon bilden Unternehmen, die aufgrund ihrer Größe ihre Einkaufsmacht
(siehe Lebensmittelhandel) ausnutzen und sich mit der Zahlung Zeit lassen.
Die Zahlungsmoral ist im privaten Sektor besser als in den beiden anderen Bereichen: 87 Prozent der Konsumenten
zahlen ihre Rechnungen heute pünktlich, 11 Prozent verspätet und in 2 Prozent der Fälle kommt es
zum Ausfall.
Laut einer aktuellen Erhebung ist in über 50 Prozent aller Fälle die Vergesslichkeit von Privatkunden
Grund für einen Zahlungsverzug.
Kreditrückzahlung: wenig Ausfälle, zumeist bei Jungen
Neben der allgemeinen Zahlungsmoral ist ebenfalls ein Blick auf die Rückzahlungsquote bei Privatkrediten
interessant: Knapp ein Drittel aller Ratenkredite hat ein Volumen von mehr als 10.000 EUR. Hinsichtlich der pünktlichen
Rückzahlung der offenen Posten stimmt das Bild hier mit der allgemeinen Zahlungsmoral überein. Der Anteil
der reibungslos zurückbezahlten Kredite liegt bei 97,5 Prozent weiter auf sehr hohem Niveau. Dagegen werden
durchschnittlich nur 2,5 Prozent aller aufgenommenen Ratenkredite auch nach Mahnungseingang nicht vertragsgerecht
zurückgezahlt. Der Anteil der Kreditausfälle bleibt damit wie in den letzten Jahren davor weiterhin niedrig.
Die Ausfallsquote sinkt mit zunehmenden Lebensjahren. Verbraucher bis 24 weisen den höchsten Anteil auf, bei
Personen ab 50 Jahren gibt es dagegen die besten Rückzahlungsquoten.
Kredite dienen in Österreich vor allem zur Anschaffung eines Autos. Haushaltsgeräte, Renovierungen und
Urlaubsreisen sind hingegen nur selten ein Kreditgrund.
Zahlungsmoral
Im Bundesländervergleich liegt – wie bereits in den vergangenen Jahren – das Burgenland, gefolgt von Tirol
und Niederösterreich hinsichtlich der zur Betreibung übergebenen Fälle am besten (die Länder
liegen unter dem Österreichschnitt). Das Schlusslicht bildet Wien, wo etwa drei Mal so viele Inkassofälle
auftreten als im Burgenland (pro 100 Einwohner).
Betrachtet man die durchschnittliche Höhe der Forderungen verschiebt sich allerdings das Bild: Niederösterreich
liegt bei offenen Forderungen mit ca. 395 Euro knapp vor Kärnten und Wien (400 bzw. 402 Euro). Die höchsten
Forderungen gibt es mit durchschnittlich 433 Euro in Tirol, das knapp vor der Steiermark liegt.
Inkasso-Barometer
- 2017 mussten rund 1,5 Prozent aller österreichischen
Forderungen professionell durch ein Inkassounternehmen betrieben werden (in den Jahren davor ca. 1,8 Prozent),
was als positive Entwicklung gesehen werden kann.
- Männer haben durchschnittlich um ein Drittel höhere
Schulden (500 Euro) als Frauen (300 Euro).
- In der Betreibung durch spezialisierte Inkassounternehmen
zahlen fast 10 Prozent der Schuldner ihre offenen Forderungen innerhalb von 30 Tagen.
Junge am stärksten überschuldet, Ältere mit weniger offenen Forderungen
- Die Zahl der säumigen Zahler ist stark vom Alter abhängig.
- 20 bis 24-Jährige sind bei Überschuldungen führend.
Das liegt daran, dass das Einkommen bei jungen Menschen vergleichsweise niedrig ist und das Konsumbedürfnis
groß.
- Mit den Jahren sinkt der Anteil der Personen bei Inkassi
stark ab. Nur ca. 0,5 Prozent der über 60-Jährigen haben offene Forderungen.
- Gemessen an der Höhe der Schulden haben junge und ältere
Personen die niedrigste durchschnittliche Forderungshöhe. Das lässt sich damit begründen, dass in
diesen Lebensphasen nur ein beschränktes Einkommen zur Verfügung steht. In der Phase, in der das Einkommen
meist am höchsten ist, fällt auch die durchschnittliche Forderungshöhe am höchsten aus.
Weniger Zahlungsverspätungen durch Online-Einkäufe
- Es deutet einiges darauf hin, dass die Zahlungsverspätungen
generell insgesamt noch weniger werden könnten, zumindest wenn es um Rechnungen aus Online-Einkäufen
geht.
- Anbieter haben die Möglichkeit, vor dem Kaufabschluss
die Bonität des Käufers zu prüfen.
- Durch das sogenannte Scoring entscheidet sich, ob auf Rechnung
gezahlt werden darf oder schon vorab die Summe beglichen werden muss.
Branchen: Bau, Handel und Gastronomie
- Lieferanten in den jeweiligen Branchen haben meist einen
hohen Wareneinsatz und niedrige Gewinnmargen.
- Betrachtet man diese drei Branchen genauer, so wurden die
meisten Inkassofälle im Handel eröffnet, gefolgt von der Gastro- und der Baubranche.
- Mit jedem Tag der Zahlungsverzögerung steigt das Risiko
des Ausfalls für Lieferanten exponentiell an. Der sogenannte Lieferantenkredit (Lieferung auf offene Rechnung)
wird von vielen – trotz der seit Jahren niedrigen Zinsen – noch immer als der günstigste Kredit gesehen
Ausblick
Nach dem Jahrzehnt der Niedrigzinsen, kann man mit dem Ansteigen der Zinsen in Zukunft wieder mit einer schlechteren
Zahlungsmoral rechnen.
Modernes Inkasso-Management
Der Alpenländische Kreditorenverband ist kein Inkassobüro im üblichen Sinn, sondern ein nach
§ 266 IO gesetzlich staatlich bevorrechteter Gläubigerschutzverband und hat in diesem Zusammenhang die
Berechtigung zur Akteneinsicht in nicht allgemein zugängliche Insolvenzakte bei Gericht bzw. kann der AKV
Gläubiger in einem Insolvenzverfahren vor Gericht vertreten und alle damit verbundenen Rechte wahrnehmen.
Unser Verband genießt daher vom Gesetzgeber her ein besonderes Vorrecht und hat demnach eine entsprechende
Vertrauensstellung.
Um Firmen vor Forderungsausfällen jeglicher Art zu bewahren ist ein straffes Debitorenmanagement für
jedes Unternehmen unerlässlich. Die notwendige Hilfestellung dazu liefern die Services des AKV. Dies beginnt
bei Wirtschaftsauskünften über Firmen, aber auch über natürliche Personen, geht über außergerichtliche
und gerichtliche Forderungsbetreibung bis zur bereits erwähnten Vertretung in der Insolvenz.
Bei der Betreibung von Forderungen greift der AKV auf große Datenbanken zurück, die es erlauben, eine
genaue Analyse und Vorgangsweise zu erstellen, wie für den Gläubiger schnellst- und bestmöglich
interveniert werden kann. Es muss bei der Betreibung unbedingt auf die Bedürfnisse der Lieferanten-Kundenbeziehung
eingegangen werden, um nicht „verbrannte Erde“ zu hinterlassen. Zu diesem Zweck agiert der AKV nicht nur von seinem
Kompetenzzentrum Forderungsmanagement in Wien aus, sondern hat in den Bundesländern zusätzlich regionale
Mitarbeiter im Einsatz, die den Schuldner – wenn nötig – auch vor Ort aufsuchen können. Die geografische
Nähe zum Schuldner hat auf die Forderungseinbringlichkeit im außergerichtlichen Bereich einen nicht
zu vernachlässigbaren Einfluss.
Der Alpenländische Kreditorenverband wird seit vielen Jahren als bewährter und zuverlässiger Partner
bei der Betreibung von Außenständen (Wasser, Mieten, Kindergartengebühren etc.) auch durch Gemeinden
und Gemeindeunternehmen beauftragt. Es ist kein Geheimnis, dass es für Gemeinden aus politischen Gründen
oft sehr schwierig ist, die nötige Strenge in der Betreibung der Forderungen einzuhalten.
Ein unabhängiger Dritter, wie dies der AKV ist, gelangt häufig zu einem schnelleren Ergebnis und es kann
dadurch oft auch ein langes Gerichtsverfahren vermieden werden.
Die Tätigkeit des AKV ist darüber hinaus für Gemeinden vorteilhaft, da diese eine Zwischenstufe
zwischen den eigenen Mahnungen der Gemeinden und der Exekutionsführung darstellt.
|