Wien (publikumsrat) - Der ORF-Publikumsrat hat in seiner Plenarsitzung vom 1. März unter dem Vorsitz von
Dr. Ilse Brandner-Radinger, folgende Empfehlung und Resolution einstimmig bzw. mehrheitlich angenommen.
Empfehlung des ORF-Publikumsrats
Sachlich fundierte Kritik als Impuls zur Qualitätsverbesserung ist bei allen Medien und daher auch beim ORF
vonnöten.
Der ORF hat zusätzlich zu den gesetzlichen Vorgaben ein umfangreiches internes Qualitätsmanagement mit
sehr detaillierteren Bestimmungen. Dennoch können Fehler passieren, auf die bisher nicht immer rasch und transparent
genug eingegangen wurde. Das schadet der Glaubwürdigkeit des öffentlich-rechtlichen Leitmediums und bietet
Vorwand für oft ungerechtfertigte Vorwürfe gegen das Unternehmen
Der ORF-Publikumsrat empfiehlt daher aus jüngsten Fehlern im Sinne einer neuen Fehlerkultur zu lernen und
entsprechende Schritte zu setzen. Dazu gehört eine Schulung für den Umgang mit Fehlern in den Redaktionen,
eine Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für eine transparente Aufklärung und Korrektur
bis hin zur Entschuldigung.
Der ORF-Publikumsrat weist darauf hin, dass es bereits ein publikumsnahes Instrument für Beschwerden über
mögliche Fehler gibt:
Den Beschwerdeausschuss des ORF-Publikumsrats, der allen ORF-Konsumentinnen und -Konsumenten offensteht. Der ORF-Publikumsrat
empfiehlt daher, in ein künftiges Fehlerkonzept den Beschwerdeausschuss einzubinden und gezielt auf diesen
hinzuweisen.
Resolution des ORF-Publikumsrats
Der ORF-Publikumsrat weist mit Entschiedenheit die derzeitigen Angriffe einer Regierungspartei auf den öffentlich-rechtlichen
Rundfunk, gezielte Attacken gegen ORF-Mitarbeiter und die Forderung nach Abschaffung des Rundfunkentgelts zurück.
Sogar der Bundespräsident hat wegen der Attacken der FPÖ gegen Journalisten mahnende Worte an diese Regierungspartei
gerichtet. Er sprach von „Verunglimpfung oder gar Lügenvorwürfen ohne jegliche Substanz“.
Dieser Mahnung schließt sich der ORF-Publikumsrat vollinhaltlich an und warnt grundsätzlich vor jeglicher
Absicht, die Pressefreiheit, einer der Grundpfeiler der Demokratie, zu untergraben. Als Schritt in diese Richtung
sind auch Einschüchterungsversuche zu werten, die gegen Medien und insbesondere gegen ORF-Journalisten ausgesprochen
wurden.
Nur ein unabhängiger ORF, so der ORF-Publikumsrat, ermöglicht die Erfüllung seines Bildungsauftrags
und kritischen Journalismus. Ohne entsprechende Mittel kann der ORF seinem gesetzlichen Auftrag nicht gerecht werden.
Es muss daher das Bewusstsein verstärkt werden, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk ein ganz wesentliches
demokratisches und identitätsstiftendes Element für die österreichische Gesellschaft und als Wert
von der Allgemeinheit zu finanzieren ist. Eine ORF-Finanzierung aus dem Budget würde dies, wie ausländische
Beispiele zeigen, nicht garantieren.
Der ORF-Publikumsrat wiederholt in diesem Zusammenhang seine langjährige Forderung, dem ORF entgehende Entgelte
für Befreiungen vom Bund zu refundieren und die Belastung des Programmentgelts mit Landesabgaben zu streichen.
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