Kulturhistorische Leistung" im Bauen von Brücken – Papst Franziskus beteiligt sich
mit Baustein-Spende am orthodoxen Kloster
Rom/Wien/Eisenstadt (martinus) - Das am 23. Juni 1967 beschlossene "Orthodoxengesetz" sei mit
einer enormen "kulturellen Hintergrundstrahlung" verbunden und verdeutliche, dass der "intellektuelle
Reichtum" des österreichischen Staates "wesentlich auch in der Vielfalt der mit ihm historisch verwachsenen
Religionsgemeinschaften und Kirchen besteht", so Religionsrechtsexperte Dominik Orieschnig in seinem Festvortrag.
Kurienkardinal Kurt Koch, Ökumenischer Patriarch Bartholomaios I., Apostolischer Nuntius Peter Stephan Zurbriggen,
zahlreiche Bischöfe, Gastgeber Metropolit Arsenios und viele weitere hochrangige Persönlichkeiten nahmen
am 27. Feber an der Feier teil.
Das vor 50 Jahren beschlossene Orthodoxengesetz, das die Rechtsverhältnisse der griechisch-orientalischen
Kirche in Österreich regelt, sei eine große "kulturhistorische Leistung der Republik Österreich",
weil es für die "positivsten Seiten eines spezifisch österreichischen Elements" in der europäischen
Geschichte stehe: "ein hochdifferenzierter Kulturgeist, weltbürgerliche Gesinnung und der Bau von Brücken
zwischen Parteien". Das betonte der Religionsrechtsexperte Dominik Orieschnig in seinem Festvortrag "50
Jahre Orthodoxengesetz in Österreich".
Intellektueller Reichtum braucht Vielfalt der Religionen
Dieses Gesetz, beschlossen am 23. Juni 1967, sei mit einer enormen "kulturellen Hintergrundstrahlung"
verbunden. Es ermöglichte "eine moderne Fortschreibung einer seit Jahrhunderten bestehenden Zugehörigkeit
griechisch-byzantinischer Kultur zu Österreich" und rief zugleich ins Bewusstsein, "das im Blick
auf die österreichischen Jahrhunderte Kultur ohne Migration nicht zu denken ist", so der Festvortragende.
Schließlich verdeutliche das Orthodoxengesetz, dass der "intellektuelle Reichtum" des österreichischen
Staates "wesentlich auch in der Vielfalt der mit ihm historisch verwachsenen Religionsgemeinschaften und Kirchen
besteht", zumal diese gesetzliche Regelung nicht zufällig auf dem Protestantengesetz aufbaute.
Prominente Gästeliste
Wie hoch die Bedeutung dieses "Bundesgesetz vom 23. Juni 1967 über äußere Rechtsverhältnisse
der griechisch-orientalischen Kirche in Österreich" für das "Ankommen der Orthodoxen in der
Zweiten Republik", aber auch als "ökumenische Weichenstellung" mit großer Strahlkraft
einzuschätzen ist, verdeutlicht alleine die Gästeliste am Festakt, zu dem Metropolit Arsenios Kardamakis
nach einer feierlichen Vesper in der griechisch-orthodoxen Kirche zum Heiligen Georg in der Wiener Griechengasse
in die griechisch-orthodoxe Kathedrale zur Heiligen Dreifaltigkeit am Wiener Fleischmarkt lud: Kurienkardinal Kurt
Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, nahm an der Feier
ebenso teil wie der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, weltweites Oberhaupt der orthodoxen
Christen. Der Apostolische Nuntius Peter Stephan Zurbriggen war ebenso vertreten wie die katholischen Bischöfe
Ägidius Zsifkovics, Manfred Scheuer, Wilhelm Krautwaschl, Klaus Küng, Alois Schwarz, Werner Freistetter
und Franz Scharl sowie der evangelische Bischof Michael Bünker und der Bischof der Altkatholischen Kirche
Heinz Lederleitner. Auf Seiten der Orthodoxie kamen u.a. der griechisch-orthodoxe Patriarch von Alexandrien und
ganz Afrika, Theodor II., der russisch-orthodoxe Erzbischof von Österreich, Antonij (Sevrjuk), Metropolit
Isaak (Barakat), vom Patriarchat von Antiochien und der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic). Der Nationalrat
als 1. Kammer des österreichischen Parlaments war durch die Dritte Nationalratspräsidentin Anneliese
Kitzmüller vertreten. An der Feier nahmen zudem zahlreiche Ehrengäste aus den Bereichen Wirtschaft und
Kultur teil.
Baustein-Spende von Papst Franziskus für Orthodoxes Kloster
Im Rahmen des Festaktes überreichten Kurienkardinal Koch und der Eisenstädter Diözesanbischof
Zsifkovics eine Baustein-Spende von Papst Franziskus für das erste Orthodoxe Kloster, das im burgenländischen
St. Andrä gebaut wird. Dieser persönliche Baustein des Heiligen Vaters in der Höhe von 100.000 Euro
wurde wenige Tage zuvor dem Eisenstädter Bischof zugesandt, der die Spende nun gemeinsam mit dem "Ökumeneminister"
des Vatikans an den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. und die griechisch-orthodoxe Metropolis von
Austria übergab.
Kloster als "humanistische Drehscheibe" und "Brücke der Hoffnung"
Religionsrechtsexperte Orieschnig sprach in seinem Festvortrag sowohl mit Blick auf das Orthodoxengesetz als
auch hinsichtlich des ersten Orthodoxen Klosters in Österreich von "ökumenischen Weichenstellungen
von enormer Innovationskraft". Das Klosterprojekt, in die Wege geleitet durch eine Grundstücksstiftung
der katholischen Diözese Eisenstadt und ihres Bischofs Zsifkovics, sei "nicht nur ein historisches Ereignis
für die Orthodoxen in Österreich, sondern auch für die Ökumene in unserem Land." Dieses
Kloster sei – gerade in einer "Zeit großer Umbrüche, regressiver psychologischer Tendenzen und
neuer politischer Hegemonialansprüche in Europa und der Welt – nicht nur ein Ort des Gebets für orthodoxe
Christen des pannonischen Raumes. Es sei zugleich "eine humanistische Drehscheibe zwischen Ost und West",
eine "Brücke der Hoffnung zwischen orthodoxer und katholischer Kirche" und nicht zuletzt "ein
kulturelles Symbol gegen Fanatismen aller Art".
Europa braucht innovative Kraft christlicher Kirchen
An diesem ersten Orthodoxen Kloster in Österreich als "ein lebendiges soziales Bauwerk" werden,
so Orieschnig gerade mit Blick auf die persönliche Unterstützung des Projekts durch Papst Franziskus
und durch den Ökumenischen Patriarchen, "Mäzene und Visionäre des 21. Jahrhunderts bauen. Damit
werde ein Beweis erbracht, "wie ein moderner Kulturbeitrag Österreichs abseits von Schisport und Walzerseligkeit
in einem Vereinten Europa von morgen aussehen kann – ein Europa übrigens, das heute um sein eigenes Selbstverständnis
ringt und das die innovative Kraft seiner Mitgliedsstaaten und seiner christlichen Kirchen dringend benötigt."
Ökumene braucht "Weg vom Wort zur Tat"
Aus dem Orthodoxengesetz von 1967 spreche das "wache österreichische Kulturbewusstsein", als
Brückenbauer und verbindender Katalysator zwischen den Völkern und Konfessionen zu wirken. Das Gesetz,
so Orieschnig, stelle heute mehr denn je "eine gesellschaftliche Denkaufgabe für uns bereit", die
uns zur kritischen Prüfung auffordert, ob wir – auch im Bereich der Ökumene – "den Weg vom Papier
zur Praxis", den "Weg vom Wort zur Tat" geschafft haben.
Reicher werden durch Anteil am Leben der anderen
Genau diesen Weg vom Wort zur Tat gerade im Geiste einer "mutigen christlichen Gegenkultur gegen einen
derzeit wiederkehrenden Trend zu Zäunen, der Trennung und der Ausgrenzung" gehe das Projekt des ersten
Orthodoxen Klosters in Österreich. Als ein weiteres Beispiel gelebter Ökumene nannte der Experte die
2014 erfolgte Übergabe eines Kirchengebäudes der Redemptoristen im steirischen Leoben an die Orthodoxe
Metropolis von Austria. Dadurch seien nicht nur orthodoxe Christen in den Genuss eines Gotteshauses gekommen, sondern
auch katholische Christen entfalteten "eine unerwartete Dynamik" durch die Entfaltung eines ökumenischen
Gemeinschaftslebens mit orthodoxen und katholischen Gottesdiensten in der Leobener St. Alfons-Kirche: "Die
Menschen dort nehmen Anteil am Leben des jeweils anderen und sind an Gemeinschaft und an Freude reicher geworden",
betont Orieschnig.
Gegen "Geschichtsvergessenheit" und "kulturelle Legasthenie"
Das Orthodoxengesetz als Ausdruck eines hochdifferenzierten Kulturgeistes, der weltbürgerlichen Gesinnung
und des Baus von Brücken sei zugleich ein Korrektiv gegen "Geschichtsvergessenheit" und eine "kulturelle
Legasthenie, die auch in Führungsetagen unseres Landes gelegentlich anzutreffen ist." Als Beispiele nannte
der Festvortragende u.a. die Verbannung der Kreuze als zentrales christliches Symbol aus den theologischen Hörsälen
der Wiener Universität, wo sie seit 1383 hingen, oder den Ausschluss "katholischer Kirchenzeitungen vom
digitalen Pressekiosk in den Railjets der Österreichischen Bundesbahnen".
Orthodoxengesetz als Ausdruck des kulturellen Reichtums Österreichs
Das Orthodoxengesetz selbst stehe hingegen für den "Salon Austria", womit Orieschnig die kulturelle
und religiöse Vielfalt, Weltoffenheit Österreichs, die Versammlung unterschiedlichster kultureller Strömungen,
Traditionen und Leistungen zu einem fruchtbringenden Miteinander meinte. Dies verdeutliche auch die Geschichte
des Gesetzes, das in die politischen Spannungen des Kalten Krieges, in eine noch junge Zweite Republik, jedoch
in eine jahrhundertelange Tradition und Geschichte Österreichs gegenüber den Orthodoxen fällt.
Geschichte des Orthodoxengesetzes
Zu einer der treibenden Kräfte des Gesetzes wurde der erste Metropolit der 1963 neugegründeten Metropolis
von Austria, Chrysostomos Tsiter. Der in Anatolien geborene Tsiter war bis 1936 in Athen tätig, wechselte
im selben Jahr als Pfarrer der orthodoxen Kirchengemeinde zur Heiligen Dreifaltigkeit nach Wien, zeigte in der
Nazizeit viel Courage und überlebte die Bedrohungen durch die SS und wurde 1955 zum Bischof ernannt. 1963
führten der damalige Ökumenische Patriarch Athenagoras (1948-72) und Chrysostomos Tsiter erstmals Gespräche
mit dem Ministerium über eine staatskirchenrechtliche Verankerung der Metropolis. Auf Seiten des Staates war
es der damalige Unterrichtsminister Heinrich Drimmel, ein Kirchenrechtler, der die Arbeiten an einem entsprechenden
Gesetz vorantrieb. Sein Nachfolger als Unterrichtsminister, Theodor Piffl-Percevic, führte den Gesetzesentwurf
zu einem erfolgreichen Abschluss. "Am 23. Juni 1967 wurde das ‚Orthodoxengesetz‘ vom österreichischen
Nationalrat beschlossen. Damit waren die Orthodoxen in der Zweiten Republik angekommen", skizzierte Orieschnig
im Rahmen des Festaktes.
Am Beginn des Festaktes stand eine feierliche Vesper in der griechisch-orthodoxen Kirche zum Heiligen Georg in
der Wiener Griechengasse. Die eigentliche Festversammlung fand im Anschluss daran in der griechisch-orthodoxen
Kathedrale zur Heiligen Dreifaltigkeit am Wiener Fleischmarkt statt. Nach den Grußworten durch Gastgeber
Metropolit Arsenios gaben der Leiter des Kultusamtes, Oliver Henhapel, und der zuständige Beamte für
die Orthodoxie im Kultusamt, Anton Stifter, eine erste Einführung in den Kontext des "Orthodoxengesetzes",
der dann vom Religionsrechtsexperten Dominik Orieschnig vertiefend ausgeleuchtet wurde. Nach dem Vortrag sprach
Kurienkardinal Koch seine Grußworte und überreichte gemeinsam mit Bischof Zsifkovics die Baustein-Spende
des Papstes für das Orthodoxe Kloster an den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. und die Metropolis
von Austria.
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Höchste Anerkennung
Es war ein Geschenk für die Geschichtsbücher, das ebenso sensationell wie erfreulich in einen
hochkarätig besetzten Festakt platzte: Kurienkardinal Kurt Koch, zugleich Präsident des Päpstlichen
Rates zur Förderung der Einheit der Christen und damit "Ökumeneminister des Vatikans", nutze
seine Grußworte im Rahmen der heutigen Feier "50 Jahre Orthodoxengesetz in Österreich", um
gemeinsam mit dem Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics einen großen Spendenbetrag
von Papst Franziskus für das Projekt des ersten Orthodoxen Klosters in Österreich, das in der Diözese
Eisenstadt in St. Andrä am Zicksee gebaut wird, zu überreichen. Papst Franziskus hatte dem Eisenstädter
Bischof vor wenigen Tagen eine Baustein-Spende für die Grundsteinlegung des ersten Orthodoxen Klosters in
Österreich zukommen lassen und Bischof Zsifkovics damit gleichsam zum "Treuhänder" seines persönlichen
Engagements für dieses ökumenische Jahrhundertprojekt gemacht.
Papst Franziskus unterstützt orthodoxes Kloster mit persönlichem Beitrag
Der Kurienkardinal überreichte gemeinsam mit Bischof Zsifkovics den Baustein in der Höhe von 100.000
Euro an Patriarch Bartholomaios I. und an die griechisch-orthodoxe Metropolis von Austria. Übergeben wurde
zudem die gerahmte Stiftungsurkunde des Klosters vom November 2014. "Papst Franziskus hat das ökumenische
Anliegen des Baus des ersten Orthodoxen Klosters in Österreich von Anfang an mit seinem Segen und Wohlwollen
unterstützt. In seinem Schreiben vom 1. November 2014 an Bischof Ägidius Zsifkovics als Stifter des Bauplatzes
hat er für dessen ökumenisches Wohlwollen mit großer Freude gedankt und an die bereits von Johannes
Paul II. betonte Brückenfunktion der Diözese Eisenstadt erinnert, mit den Völkern Osteuropas ‚Kontakte
zu pflegen und auch mit ihnen zu teilen, materiell und geistig‘", so der Kurienkardinal wörtlich.
Persönlicher Baustein des Papstes als Ansporn für andere
Nachdem bereits der am Festakt anwesende Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. nach seinem Besuch in
St. Andrä im November 2014 eine persönliche Spende für das erste Orthodoxe Kloster in Österreich
gegeben hatte, "möchte sich Papst Franziskus ebenfalls an der Grundsteinlegung mit einem ganz persönlichen
Beitrag beteiligen", so Kurienkardinal Koch. So wie das seit 50 Jahren bestehende Orthodoxengesetz "Grundsteincharakter
für die Ökumene in Österreich" habe, so sei auch die Spende ein Beitrag für eine Grundsteinlegung
– als "persönlicher Baustein des Heiligen Vaters": "Dieser Baustein möge Ansporn für
viele andere sein, sich am ersten Orthodoxen Kloster in Österreich durch ihr Gebet und durch ihr praktisches
Tun, durch ideelle oder auch materielle Zuwendung zu beteiligen", sagte der Präsident des Päpstlichen
Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Koch.
Projekt der "Mäzene und Visionäre des 21. Jahrhunderts"
Mit diesem "persönlichen Baustein des Heiligen Vaters" bestätigte sich zugleich auf eindrucksvolle
Weise der Festvortrag des Religionsrechtsexperten Dominik Orieschnig: An diesem Projekt "werden nun Mäzene
und Visionäre des 21. Jahrhunderts bauen. Sie werden damit auch unter Beweis stellen, wie ein moderner Kulturbeitrag
Österreichs abseits von Schisport und Walzerseligkeit in einem Vereinten Europa von morgen aussehen kann –
ein Europa übrigens, das heute um sein eigenes Selbstverständnis ringt und das die innovative Kraft seiner
Mitgliedsstaaten und seiner christlichen Kirchen dringend benötigt." Das Kloster, so Orieschnig in seinem
Festvortrag, sei nicht allein ein "Ort des Gebetes für die Orthodoxen Christen des pannonischen Raumes",
sondern eine "humanistische Drehscheibe zwischen Ost und West", eine "Brücke der Hoffnung zwischen
orthodoxer und katholischer Kirche, und nicht zuletzt ein kulturelles Symbol gegen Fanatismen aller Art."
Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, weltweites Oberhaupt der orthodoxen Christen,
und der griechisch-orthodoxe Metropolit von Austria, Arsenios (Kardamakis), bedankten sich sehr herzlich für
die Anerkennung und die Spende des Papstes.
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