Der renommierte Literaturwissenschaftler und mutige Erneuerer verstarb
im Alter von 82 Jahren. Die Akademie trauert um ihren langjährigen Präsidenten.
Wien (öaw) - Werner Welzigs Bedeutung für Österreichs Wissenschaften lässt
sich kaum überschätzen. Als national wie international ausgezeichneter Forscher prägte er insbesondere
die Literatur-und Sprachwissenschaften, als Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
(ÖAW) von 1991 bis 2003 verantwortete er mit Weitblick zukunftsweisende Reformen. Nun ist Werner Welzig am
26. Februar 2018 im Alter von 82 Jahren verstorben. Die Akademie betrauert den Verlust ihres Altpräsidenten
und eines außergewöhnlichen Wissenschaftlers.
„Die Nachricht von Werner Welzigs Tod trifft uns schmerzlich. Die Leistungen, die unser hoch geschätztes
Mitglied als langjähriger Präsident der ÖAW und als Wissenschaftler erbracht hat, waren für
uns stets Vorbild und Ansporn zugleich. Sein Einsatz für die Wissenschaft war beispielhaft, seine wissenschaftspolitischen
Initiativen haben Eckpfeiler gesetzt, seine Gründungen von ÖAW-Instituten waren visionär. Werner
Welzigs Tod ist ein großer Verlust für die Wissenschaft des Landes. Mit ihm geht ein mutiger Erneuerer
und weitsichtiger Wegbereiter. Meine tief empfundene Anteilnahme gilt seiner Familie“, sagt Anton Zeilinger, Präsident
der ÖAW.
Spezialist für Karl Kraus
Werner Welzig wurde 1935 in Wien geboren und wuchs in Bad Aussee und Gmunden auf. Nach dem Studium der Germanistik
und Geschichte in Wien und Paris sowie einer Gastprofessur an der University of Southern California wurde er 1968
ordentlicher Professor für neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Wien. Als Hochschullehrer
beschäftigte er sich bereits in den 1960er-Jahren mit Werken von Thomas Bernhard und Peter Handke, später
avancierte er zum Spezialisten für Karl Kraus. Neben zahlreichen wegweisenden literatur- und sprachwissenschaftlichen
Publikationen stellte sein 1999 erschienenes „Wörterbuch der Redensarten“ zu der von Karl Kraus herausgegebenen
Zeitschrift „Die Fackel“ einen Höhepunkt seines wissenschaftlichen Werkes dar.
Für seine herausragenden Leistungen wurde Werner Welzig mit zahlreichen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet.
So ist Welzig Träger des Ehrenrings der Stadt Wien sowie des Großen Goldenen Ehrenzeichens für
Verdienste um die Republik Österreich. Er war Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in
Mainz, der Kroatischen Akademie der Wissenschaften und Künste sowie der Royal Danish Academy of Sciences and
Letters.
Visionärer Präsident
Die ÖAW wählte Werner Welzig 1972 zum korrespondierenden und bereits ein Jahr später zum wirklichen
Mitglied. 1982 wurde er Sekretär der philosophisch-historischen Klasse, 1983 übernahm er die Funktion
des Generalsekretärs. Bereits in diesem Amt verfolgte er geradlinig das Ziel, die Leistungen der ÖAW
zu steigern und Neuerungen innerhalb von Österreichs größter Einrichtung für Grundlagenforschung
nachhaltig zu fördern sowie die Wirkungen der Akademie in der österreichischen Gesellschaft aufzuzeigen
und ihren Beitrag zum gesellschaftlichen Fortschritt zu stärken. Ein Anspruch, dem Werner Welzig auch während
seiner Präsidentschaft mehr als gerecht wurde.
So wurden unter seiner Ägide von 1991 bis 2003 neue Forschungseinrichtungen der ÖAW aufgebaut, wie das
Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA), das Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) oder
das Gregor Mendel Institut für Molekulare Pflanzenbiologie (GMI). Mit diesen Gründungen in Form von GmbHs
und in Kooperation mit Industrieunternehmen beschritt die Akademie unter Werner Welzig auch bei der Organisationsform
von Forschungseinrichtungen Neuland. Ebenso visionär war die Einrichtung des Instituts für Iranistik
sowie des Instituts für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI), dessen Gründung noch unter Welzigs
Präsidentschaft in die Wege geleitet wurde. All diese Institute prägen den Forschungsstandort Österreich
bis heute und trugen maßgeblich zum Erfolg der ÖAW in den letzten Jahrzehnten bei.
Sein weit über die Grenzen des eigenen Faches hinaus weisendes Engagement für die Wissenschaft zeigt
sich bis heute auch in der Förderung des Forschungsnachwuchses: Seit Jahren höchst erfolgreiche Stipendienprogramme
der ÖAW, wie das DOC-Programm, gehen auf seine Idee zurück. Zur Würdigung seiner Präsidentschaft
vergibt die ÖAW seit 2005 zudem den Werner-Welzig-Preis, der jährlich an Mitarbeiter/innen der Akademie
verliehen wird, die zum öffentlichen Ansehen der ÖAW beitragen.
Die Nachricht vom Ableben Werner Welzigs nimmt die Akademie mit großer Trauer auf. Er wird an ihr auch als
ein begnadeter Redner, dessen Redekunst seinesgleichen suchte und der sich programmatisch mit der Forschungs- und
Gesellschaftspolitik in Österreich sowie darüber hinaus auseinandersetzte, in Erinnerung bleiben. Die
Gedanken und das Mitgefühl der Mitglieder und Mitarbeiter/innen der ÖAW sind bei den Hinterbliebenen.
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