„100 Jahre Frauenwahlrecht“ als Motto des Internationalen Frauentages am 8. März, zahlreiche
Veranstaltungen im Burgenland
Eisenstadt (blms) - Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Aus diesem Anlass steht im Burgenland
der Monat März im Zeichen der Frauen. Zahlreiche Veranstaltungen sollen einerseits auf bereits Erreichtes,
andererseits auf berechtigte Anliegen der Frauen aufmerksam machen. Aus gutem Grund: Noch immer ist Chancengleichheit
zwischen Männern und Frauen in vielen Bereichen nicht gegeben, noch immer verdienen Frauen für gleiche
Leistung weniger als Männer und leisten unbezahlte Arbeit bei der Pflege von Familienangehörigen, der
Kinderbetreuung oder der Hausarbeit. Und das Thema sexuelle Gewalt ist durch #MeToo in der öffentlichen Diskussion
präsenter denn je. „Es ist ein Reigen an Veranstaltungen geplant. Wir wollen sichtbar machen, worum es geht:
um ein selbstbestimmtes Leben, ein eigenes Einkommen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Es geht auch um
das Recht auf ein von Gewalt freies Leben“, so Frauenlandesrätin Verena Dunst, die gemeinsam mit LRin Astrid
Eisenkopf, der ÖGB-Landesfrauenvorsitzenden Hannelore Binder, Gabriele Arenberger, Frauenhaus Burgenland,
und Mag.a Karina Ringhofer, Leiterin Referat Frauenangelegenheiten, Antidiskriminierung und Gleichbehandlung, am
26. Feber im Rahmen einer Pressekonferenz einen Überblick über die geplanten Veranstaltungen gab. Am
8. März lädt der ÖGB zum Symposium „GemeinsamGutArbeiten – GewaltMachtKrank“. Ebenfalls am 8. März
lädt das Frauenhaus zum „Hausfriedenszug“ in Eisenstadt (Start 16 Uhr beim Kulturzentrum Eisenstadt). Weitere
Schwerpunkte sind die Präsentation des Frauenberichts 2018 (14. März 2018) und die Kinovorstellung „Suffragetten“
mit anschließender Diskussion (20. März, Offenes Haus Oberwart).
Frauenrechte sind erkämpft, nicht selbstverständlich
„Der Internationale Frauentag ist und bleibt unabdingbar. Erfolge bei den Frauenrechten mussten immer gegen
große Widerstände durchgesetzt werden. Es ist wichtig, jungen Frauen zu sagen, dass bereits Erreichtes
nicht selbstverständlich ist“, betont Eisenkopf. So sei das Wahlrecht für Frauen (1918), die Fristenlösung
(1975), die Familienrechtsreform (1975), die Einrichtung von Frauenhäusern, erstmals 1978 in Wien, oder das
1. Gleichbehandlungsgesetz (1979) ebenso hart erkämpft worden wie die Strafbarkeit sexueller Nötigung
in der Ehe und in der Lebensgemeinschaft (1989), das erste 1. Frauenvolksbegehren (1994) oder die Verschärfung
des Sexualstrafrechts (2016). Darüber hinaus sei jedoch noch viel zu tun. So sei man von gleichem Lohn für
gleiche Arbeit noch weit entfernt. Dies gelte auch für die gleichberechtigte Vertretung in diversen Gremien.
Auch das Thema Gewalt sei aktueller denn je, wie die MeToo-Debatte zeige. Aus allen diesen Gründen sei auch
die Unterstützung für das Frauenvolksbegehren so wichtig, „auch wenn man mit jedem einzelnen Punkt etwas
anfangen kann“, so Eisenkopf. Die Unterschriften-Sammlung für das Frauenvolksbegehren 2.0 läuft derzeit.
Dunst: „Es geht um ein selbstbestimmtes Leben“
„Es geht noch immer um das Einkommen – um ein eigenes Einkommen und um die Unabhängigkeit der Frauen.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Information über die Berufswahl und den zu erwartenden Verdienst“,
erklärt Dunst. Zur MeToo-Debatte: „Dass sich betroffene Frauen erst nach Jahrzehnten an die Öffentlichkeit
wagen, hat auch mit der gesellschaftlichen Entwicklung zu tun. Viele Frauen haben heute mehr Mut. Es ist wichtig
zu sagen: Heute lasse ich mir das Unrecht, das mit vor Jahrzehnten angetan wurde, nicht mehr gefallen“. Laut einer
IFES-Studie ist jeder Dritte, Frauen ebenso wie Männer, von Gewalt betroffen. Diese Studie wird auch Thema
beim ÖGB-Symposium „GemeinsamGutArbeiten – GewaltMachtKrank“ am 8. März sein.
Einen Rückschritt in Sachen Gleichberechtigung in Österreich ortet ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Hannelore
Binder. „Der 12-Stunden-Tag trifft vor allem Alleinerzieherinnen. Wo findet man eine 12-stündige Betreuung
für seine Kinder?“ Vielmehr fordert Binder einmal mehr die Umsetzung der ÖGB-Forderungen nach einer 35-Stundenwoche
und einem Mindestlohn von 1700 Euro. „Dann hätten auch Männer mehr Zeit für die Kinderbetreuung.
Beim Lohn gilt: Von Arbeit muss man auch leben können, das ist derzeit leider oft nicht der Fall.“ Beim einem
12-Stunden-Tag würden Frauen automatisch aus der Arbeitswelt gedrängt, warnt Gabriele Arenberger vom
Frauenhaus Burgenland.
„Beim Hausfriedenszug am 8. März wollen wir auf die erkämpften Rechte der Frauen aufmerksam machen“,
erklärt Arenberger. Sechs die Frauenrechte prägende Jahreszahlen bzw. Ereignisse stehen im Mittelpunkt:
1918 – Umsetzung des Frauenwahlrechts; 1975 – Einführung der Fristenlösung; 1975 – Familienrechtsreform,
1978 – erstes Frauenhaus in Wien (im Burgenland liegt die Auslastung des Frauenhauses konstant bei über 50
%, zumeist bei 70%), 1989 – Vergewaltigung in der Ehe und in Lebensgemeinschaften wird zum Strafbestand; 2018 –
Frauenvolksbegehren.
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