Wien (bmasgk) - Anlässlich des Zusammentreffens von Grippewelle und Urlaubszeit hatte Patientenanwalt Dr.
Gerald Bachinger auf die langen Wartezeiten im öffentlichen Gesundheitswesen hingewiesen. Gesundheitsministerin
Mag. Beate Hartinger-Klein lud daraufhin Vertreter der Ärzte- und Apothekerkammer als auch der Sozialversicherung
zu einem Gipfelgespräch ins Ministerium. Während weitgehende Einigkeit darüber herrschte, dass im
internationalen Vergleich die Wartezeiten auf einen Arzttermin in Österreich vergleichsweise gering sind,
war ebenso klar, dass es gemeinsamer Anstrengungen bedarf um noch besser zu werden. Weniger klar war naturgemäß
die Frage der Ursache von Wartezeiten.
Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres betonte, dass niedergelassene Ärztinnen und Ärzte durchaus
bereit wären, auch an Wochenenden ihre Ordinationen zu öffnen, nur müssten sich die dafür anfallenden
Mehrkosten, vor allem hinsichtlich des Personals, in der Kassenverträgen widerspiegeln. Dies sei bis dato
aber nicht der Fall.
Speziell in Wien gäbe es etablierte Systeme wie den Ärztefunkdienst, die auch bestens funktionierten.
Sollte es hier darüber hinausgehende Wünsche seitens der Sozialversicherung geben, stehe die Ärztekammer
gerne für Gespräche zur Verfügung. "Die an Wochenenden entstehenden Mehrkosten müssen
aber in jedem Fall abgegolten werden", so Szekeres.
Seitens des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger legte der Vorsitzende des Verbandsvorstandes
Dr. Alexander Biach offen, dass es in manchen Bundesländern durchwegs positive Ausreißer gebe. Dort
würden viele Ordinationen auch am Samstag öffnen.
Best practice bei den Wartezeiten habe man im Bereich CT und MRT. Dort wurde im Vertrag eine Höchstwartezeit
von max. 4 Wochen bei MRT und 2 Wochen bei CT festgelegt. Ausserdem können über eine web-Plattform die
aktuellen Wartezeiten der Institute abgerufen werden und sich Patienten informieren, bei welchem Institut die Wartezeiten
am niedrigsten sind. Dort melden Ärzte die gebuchten Termine auf eine webbasierende Plattform, bei der sich
Patienten dann informieren können bei welchem Institut noch Ressourcen verfügbar sind.
Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer betont, dass alle österreichischen
Apotheken gesetzlich dazu verpflichtet sind, bis Samstagmittag geöffnet zu haben. Wichtig ist auf jeden Fall,
die Zusammenarbeit der Systempartner im Gesundheitswesen ständig weiterzuentwickeln.
Am Ende des Gipfelgespräches herrschte Konsens darüber, dass sich die Sozialversicherungen mit den
Ärzten zusammensetzen werden, um über die Einführung eines Wartezeitenmanagements Gespräche
aufzunehmen.
In einer emotionalen Reaktion zeigte sich Dr. Clemens Martin Auer, Sektionsleiter im Gesundheitsministerium, überrascht:
Diese Einigung sei ein Meilenstein, der bis vor wenigen Wochen nahezu undenkbar gewesen sei.
Auch Patientenanwalt Dr. Gerald Bachinger war sichtlich erfreut, weil er seit Jahren auf dieses Thema immer und
immer hingewiesen habe, aber noch nie mehr als das übliche Ping Pong der Schuldzuweisungen erlebt habe.
Gesundheitsministerin Mag.a. Beate Hartinger-Klein stellte klar, dass es sich bei dieser Einigung erst um eine
Absichtserklärung handle, die jetzt zwischen Ärzteschaft und Sozialversicherung mit Leben erfüllt
werden müsse. Sie werde jedenfalls weiter darüber wachen, dass Lösungen im Interesse der Patienten
rasch implementiert werden und nicht durch Ping Pong von den Problemen abgelenkt werde.
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