Wien Geschichte Wiki: Nationalsozialistische Machtetablierung im Wiener Rathaus
Wien (rk) - Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde 1939 in Wien die Institution der
„Ratsherren“ eingerichtet. Diese wurden vom Reichsstatthalter auf sechs Jahre ernannt. Die Ratsherren hatten formal
beratende Funktion für die NS-Stadtpolitik.
Einige der Ratsherren waren „Alte Kämpfer“. Das bedeutet, sie waren der NS-Bewegung bereits vor dem Verbot
der Partei im Jahre 1933 beigetreten. Es wurden neben den Parteifunktionären selbständige Unternehmer,
leitende Manager und Gewerbetreibende, welche jeweils auch höchste Funktionen in den Kammern und Bezirksgruppen
für Industrie, Großhandel, Banken, Versicherungen und Handwerk innehatten, aber auch Männer aus
Wissenschaft, Kunst und Kultur zu Ratsherren berufen.
„Mit der Veröffentlichung der Biographien der Ratsherren im Wien Geschichte Wiki und in der politischen Dokumentation
POLAR wird wieder ein Stück NS-Geschichte aufgearbeitet und vermittelt. Mit der Bestellung der ‚Ratsherren‘
wurde eine Scheinvertretung etabliert, der den bereits 1934 aufgelösten Gemeinderat durch regimetreue Berater
ohne weitere Rechte ersetzte. Das zeigt einmal mehr: Gelebte Demokratie braucht es, um Verhetzung und Stigmatisierung
einzelner Bevölkerungsgruppen wirksam entgegen treten zu können“, betont Wiens Kulturstadtrat Andreas
Mailath-Pokorny. „Die Stadt Wien zeigt damit auch vor, wie gut aufbereitete Forschung es ermöglicht, aus der
Geschichte für die Zukunft zu lernen.“
Biographien nun online
Das Wiener Stadt- und Landesarchiv hat in einem ambitionierten Projekt die Biographien der Ratsherren online
gestellt. „Spannend finden wir die Brüche und Kontinuitäten in den Lebensläufen, die ja nicht 1938
beginnen und 1945 enden“, meint dazu Brigitte Rigele, Direktorin des Wiener Stadt- und Landesarchivs. „Die Unterlagen
in unserem Archiv sind eine wesentliche Grundlage für die Aufarbeitung dieser Personengeschichten.“
Die Biographien der Ratsherren sind in POLAR - Wiener Politikerinnen und Politiker Archiv sowie im Wien Geschichte
Wiki online abrufbar.
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