IHS: Österreich auf gutem Pfad, was F&E-Ausgaben betrifft; Ziel muss sein, noch effizienter
zu werden und Strukturwandel aktiv zu gestalten – FFG-Bilanz 2017: 685 Mio. Euro für 3.775 Projekte neu bewilligt,
467 Mio. Euro ausgezahlt, 2.715 Gutachten für die Forschungsprämie erstellt
Wien (ffg) - Investitionen und Export sind die beiden starken Treiber der aktuellen Konjunktur. Voraussetzung
dafür sind innovative Unternehmen und wettbewerbsfähige Produkte. „Jetzt geht es darum, mit gezielten
Interventionen den Strukturwandel weiter voranzutreiben und den Wirtschaftsaufschwung in Österreich abzusichern“,
betonen die Geschäftsführer der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG, Henrietta
Egerth und Klaus Pseiner, anlässlich der Präsentation ihrer Bilanz 2017 gemeinsam mit IHS-Direktor Prof.
Martin Kocher.
„Die FFG trägt mit ihren Förderungen wirksam dazu bei, mehr Unternehmen auf einen Innovationspfad und
rascher neue Produkte auf den Markt zu bringen sowie MitarbeiterInnen bestmöglich zu qualifizieren“, fassen
die FFG-Geschäftsführer die Wirkung der direkten Forschungs- und Innovationsförderung zusammen.
„Mehr als ein Drittel der Unternehmen, die an FFG-geförderten Projekten teilgenommen haben, sind in neuen
Aktivitätsfeldern tätig geworden. Jährlich kommen rund 200 neue Produkte auf den Markt, die direkt
auf FFG-Projekten basieren. Ein FFG-Fördereuro wird binnen weniger Jahre zu rund zehn Euro an zusätzlichen
Umsatz- und Lizenzerlösen.“
„Forschung und Entwicklung spielen, neben ihrer konjunkturellen Wirkungen, auch eine zentrale Rolle für das
langfristige Produktivitätswachstum und damit für den Wohlstand einer Volkswirtschaft – da ist die wissenschaftliche
Evidenz eindeutig“, ergänzt Martin Kocher, Direktor des Instituts für Höhere Studien IHS. „Österreich
hat bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung in den letzten Jahren stark aufgeholt, nicht zuletzt auch
wegen einer professionellen Förderlandschaft.“
Strukturwandel vorantreiben
„Forschungsförderung ermöglicht es direkt, wirtschaftspolitisch wichtige Impulse zu setzen. Sei es
für bestimme Zielgruppen wie Start-ups, oder auch dort, wo es um die Optimierung von Strukturen geht, zum
Beispiel in der Zusammenarbeit von Forschung und Wirtschaft“, so die FFG-Geschäftsführer. „Zwei Drittel
der FFG-Förderungen fließen in kooperative Projekte. Nach einer Studie kooperieren 60 Prozent der innovationsaktiven
Großunternehmen und 30 Prozent der KMU in Österreich mit Hochschulen – damit liegen wir deutlich über
dem EU-Schnitt.“
Auch die Anzahl der innovativen Unternehmen konnte in den vergangenen Jahren deutlich gesteigert werden. „Wir haben
in den letzten drei Jahren insgesamt rund 4.600 innovationsaktive Unternehmen verzeichnet. Dazu zählen etwas
über 4.000 Unternehmen, die fallweise forschungsaktiv sind, eine Gruppe von rund 500 Unternehmen, die laufend
Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten durchführen, sowie eine Spitzengruppe von rund 50 Unternehmen,
die hochaktiv und langfristig orientiert sind, und die auch verschiedene Fördermaßnahmen nutzen“, so
Egerth und Pseiner. „Unterschiedliche Zielgruppen haben unterschiedliche Bedürfnisse und darauf reagieren
wir als FFG mit einem differenzierten Förderangebot. Mit Einsteigerformaten wie dem Innovationsscheck unterstützen
wir Unternehmen dabei, regelmäßiger und häufiger Innovationstätigkeiten durchzuführen,
andere Formate wie Frontrunner, oder COMET sind für Innovationsprofis geeignet.“
Breites Portfolio der FFG
Insgesamt wurden von der FFG im abgelaufenen Jahr 3.775 Projekte bewilligt, an denen 3.477 unterschiedliche
Organisationen beteiligt sind. Das entspricht einem Zuwachs von rund 14 Prozent bei der Anzahl der Projekte und
rund zehn Prozent bei den Organisationen gegenüber dem Vorjahr. Für Forschungs- und Innovationsprojekte
wurden im vergangenen Jahr 562 Mio. Euro an Förderungen neu bewilligt (2016: 522 Mio. €).
„Mit 381 Millionen Euro geht der Großteil unserer Förderungen – rund 68 Prozent – direkt an die Unternehmen“,
berichten Egerth und Pseiner. „Davon werden rund 220 Millionen für Projekte von Großunternehmen verwendet,
161 Millionen Euro für Projekte von Klein- und Mittelunternehmen.“ Für Forschungsaktivitäten an
den Hochschulen wurden 80 Millionen Euro, an Forschungseinrichtungen 48 Millionen Euro und an Kompetenzzentren
43 Millionen Euro bewilligt. Zusätzlich zu diesen Mitteln hat die FFG im Jahr 2017 weitere 123 Millionen Euro
aus der Breitbandmilliarde vergeben (2016: 93 Mio. €).
Gestiegen ist auch das Volumen der Forschungsprämie: 2017 wurden von der FFG 2.715 Gutachten erstellt, in
denen ein Volumen von insgesamt 673 Millionen Euro befürwortet wird (die Entscheidung über die Zuerkennung
einer Forschungsprämie obliegt den Finanzämtern).
Digitalisierung als Top-Thema
Produktionstechnologien stehen im Branchen- bzw. Themenranking der FFG-Förderungen an erster Stelle. Rund
130 Millionen Euro oder 23 Prozent des Gesamtvolumens (ohne Breitband) wurden 2017 für entsprechende Projekte
bewilligt. Auf Platz zwei finden sich die Informations- und Kommunikations-technologien mit 118 Millionen Euro
(21 Prozent der Gesamtförderung), dahinter folgen mit 84 Millionen Euro die Themen Energie und Umwelt (15
%), Mobilität (70 Mio. €, 12 %) und Life Sciences (60 Mio. €, 11 %).
Von 2015 bis 2017 stieg der Anteil jener Projekte, in denen Digitalisierung eine wichtige Rolle spielt, um rund
20 Prozent von 39 auf 57 Prozent. „Auch darin zeigt sich eindrucksvoll, wie die FFG den Strukturwandel aktiv unterstützt“,
so die FFG-Geschäftsführer Henrietta Egerth und Klaus Pseiner. „In der FFG ist die Digitalisierung nicht
auf die eigentlichen IKT-Förderprogramme beschränkt, sondern durchzieht als zentrale Technologie des
21. Jahrhunderts alle Branchen und Forschungsthemen.“
FFG: erfolgreiche Partnerschaft mit den Regionen
Im Ranking der Bundesländer lag die Steiermark im Jahr 2017 mit 168 Millionen Euro eingeworbener FFG-Mittel
an der Spitze, gefolgt von Wien mit 129 und Oberösterreich mit 109 Millionen Euro (gerechnet ohne Breitbandmittel).
Diese drei Länder können traditionell die meisten FFG-Förderungen lukrieren, wobei noch im Jahr
2016 Wien mit 147 Millionen Euro auf Platz eins lag. „Diese Zahlen bilden auch die unterschiedlichen wirtschaftlichen
Strukturen und Forschungsschwerpunkte der Länder ab“, erläutert FFG-Geschäftsführerin Henrietta
Egerth.
Die FFG hat seit ihrer Gründung 2004 die Zusammenarbeit mit den Bundesländern in der Forschungs- und
Technologieförderung kontinuierlich ausgebaut. „Wir wickeln für die Länder Niederösterreich,
Oberösterreich, Salzburg, Steiermark und Tirol Förderprogramme aus Landesmitteln ab“, ergänzt FFG-Geschäftsführer
Klaus Pseiner. „Diese Form der Zusammenarbeit mit den Ländern wurde vom Rechnungshof 2016 positiv hervorgehoben.“
Auch das seit 2007 laufende COMET-Programm wird aus Bundes- und Landesmitteln sowie von den beteiligten Unternehmen
gemeinsam finanziert.
Seit 2015 führt die FFG zudem thematische Ausschreibungen für die Bundesländer durch, darunter im
letzten Jahr die Ausschreibung „Silicon!Alps“ für die Länder Kärnten und Steiermark.
Internationale Vernetzung weiter vorangetrieben
Seit 2014 wurden rund 780 Millionen Euro an Förderungen aus dem EU-Programm für Forschung und Innovation,
„Horizon 2020“, für heimische Hochschul- und Forschungseinrichtungen sowie Unternehmen bewilligt. Damit liegt
Österreich bei der Erfolgsquote (gemessen nach Beteiligungen) auf Platz 3 in der EU. „Mit über 6.000
individuellen Beratungen jährlich und unserem umfassenden Angebot an Trainings und weiteren Services trägt
die FFG als Nationale Kontaktstelle zum heimischen Erfolg maßgeblich bei“, so FFG-Geschäftsführerin
Henrietta Egerth. Allein im vergangenen Jahr konnten aus „Horizon 2020“ und den Aufträgen der Europäischen
Weltraumagentur ESA insgesamt rund 230 Millionen Euro an Förderungen für österreichische Unternehmen
und Einrichtungen lukriert werden. Weiter ausgebaut wurden auch die Aktivitäten der FFG im Rahmen der KMU-fokussierten
Programme EUREKA und Eurostars. Die internationale Kooperation wurde 2017 vor allem in Richtung Brasilien und China
mit bilateralen Ausschreibungen sowie durch europäische Projektbeteiligungen zur Etablierung von europäischen
Forschungs- und Innovationszentren weiter gestärkt.
Einen besonderen Schwerpunkt bildet heuer der österreichische EU-Ratsvorsitz im zweiten Halbjahr 2018. Neben
rund 40 Fachveranstaltungen im FTI-Bereich, darunter auch große Kongresse im Bereich IKT und industrielle
Technologien, stehen wichtige Entscheidungen für den Europäischen Forschungsraum an. Dazu zählen
die Verhandlungen zum nächsten EU-Rahmenprogramm für Forschung, Technologie und Innovation sowie der
mehrjährige Finanzrahmen der EU. „Die FFG wird ihr Know-how in die Ausgestaltung des neunten Rahmenprogramms
aktiv einbringen“, so Egerth und Pseiner. Die aktuelle Diskussion umfasst bspw. die verstärkte missionsorientierte
Forschung („Missions“) sowie die Einrichtung des European Innovation Councils (EIC), der insbesondere innovative
Unternehmen adressieren soll.
Generell ist im neunten Rahmenprogramm aus Sicht der FFG die Stärkung der Forschung entlang der gesamten Innovationskette
zentral und es gilt den Prozess der „Vereinfachung“(“Simplification“) bei der Abwicklung der Förderungen fortzusetzen.
„Ein starker europäischer Forschungsstandort ist essenziell für die internationale Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit
und damit auch für Beschäftigung und Wohlstand in Europa”, betonen Egerth und Pseiner.
Neue Entwicklungen, neue Programme
Zu den im Jahr 2017 neu gestarteten Programmen zählt „Early Stage“, das sich an junge Unternehmen mit
hohem Wachstumspotenzial und Firmen, die in neue Nischen vordringen wollen, richtet. Neu sind auch die Programme
„Innovationswerkstätten“. Das sind offene Werkstätten, die sowohl über eine Ausstattung an modernen
Geräten verfügen, aber auch als Raum für Kommunikation, Weiterbildung und gemeinsame Projekte dienen,
sowie „Impact Innovation“, mit dem Vorhaben zur Entwicklung von innovativen Lösungen ohne direkten F&E-Bezug.
Ebenfalls neu ist das Programm „Ideen Lab 4.0“, das die Weiterentwicklung von Ideen durch verschiedene Teams fördert.
Und der bereits Ende 2016 gestartete „Patent.Scheck“, der Dienstleistungen rund um die Patentrecherche und -anmeldung
fördert, übertrifft bei weitem die Erwartungen. Seit dem Ausschreibungsstart wurden über 450 Anträge
gestellt.
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