Leupoldsgrün/Wien (gemeindebund) - Annika Popp ist mit nur 29 Jahren die jüngste
Bürgermeisterin von Bayern. In ihrer Heimatgemeinde Leupoldsgrün hat sie ein Amt inne, das im restlichen
Land noch immer eine Männerdomäne ist. Bürgermeisterinnen haben in unserem Nachbarland Deutschland
noch immer einen Exotenstatus inne, das oberste Amt im Ort ist dort überwiegend in fester Männerhand.
Der Unterrepräsentation von Frauen in der Kommunalpolitik widmet sich eine im Jahr 2017 veröffentlichte
Studie der Fernuniversität Hagen. Laut der Studie wird der Posten häufiger von Männern besetzt,
je wichtiger und mächtiger er ist. Der Oberbürgermeisterinnenanteil liegt in deutschen Großstädten
lediglich bei 8,2 Prozent.
Gemeinden, die unter einer weiblichen Obhut stehen, sind mindestens genauso erfolgreich, wie die von Männern
geführten. Wir wollen, auch im Zeichen des ersten europäischen Treffens der deutschsprachigen Bürgermeisterinnen,
das vom 6. bis 8. August 2018 in St. Ulrich am Pillersee stattfindet, mehr auf die europäische Dimension eingehen
und zeigen deshalb ein aktuelles Beispiel aus Leupoldsgrün in Bayern.
Bürgermeisterin mit 23
Die Familie von Annika Popp lebt seit vielen Generationen in Leupoldsgrün und sie hat das Dorfleben über
die Jahre schätzen gelernt. „Ich wollte mich bestmöglich für meine Heimatgemeinde engagieren. Nach
Rücksprache mit meiner Familie habe ich mich 2014 für das Bürgermeisteramt beworben“, erklärt
Popp ihre Entscheidungsgrundlage.
Dass dieses Engagement sehr früh ausgeprägt war, zeigt, dass Popp bereits mit 20 Jahren das Amt der Gemeinderätin
ausübte: „Als Gemeinderätin habe ich gemerkt, was alles zu tun ist und welche hervorragende Gestaltungsmöglichkeiten
zum Wohle des Dorfes möglich sind.“ Mit nur 23 Jahren gelang ihr dann der Sprung an die Spitze der Kommunalpolitik
im Ort.
Einwohnerplus seit zwei Jahren
Wie erfolgreich die 29-Jährige ihr Amt ausführt, zeigen auch praktische Beispiele aus ihrer Gemeinde.
„Unsere Region hat in den letzten Jahren einen Bevölkerungsrückgang verzeichnet, seit zwei Jahren haben
wir allerdings wieder ein Einwohnerplus“, sagt sie und erklärt weiter, welche Projekte für die Zukunft
geplant sind, „mir ist wichtig, unsere Gemeinde modern und attraktiv zu machen und die gesamte Bevölkerung
dafür zu begeistern, dass wir Zuzug generieren, mit jungen Familien und neuen Ideen. Das erreicht man mit
Imagebildung und guter Öffentlichkeitsarbeit, Infrastrukturmaßnahmen, sowie Breitbandausbau und KITA-Bau.“
Männern den Spiegel vorhalten
Allerdings muss die junge Amtsleiterin auch gegen typische Klischees kämpfen: „Folgende Fragen kommen
immer wieder, aber zunehmend weniger: Kann dieses junge Mädchen das überhaupt? Was macht sie, wenn sie
mal Kinder hat? Ich kontere dann mit kompetenter Arbeit oder spreche die Klischees selbst mit ironischem Tonfall
an, um den Männern den Spiegel vorzuhalten.“
Mitarbeiterin des CSU-Landtagsabgeordneten
Motiviert wird Annika Popp, die mit Holger Popp verheiratet ist, von den vielen positiven Rückmeldungen und
den sichtbaren Ergebnissen und Erfolgen in dem 1.200-Einwohner-Ort Leupoldsgrün. „Zudem habe ich eine freie
Zeiteinteilung und kann selbstständig und selbstbestimmt arbeiten. Das ist eine tolle Freiheit und Unabhängigkeit“,
sagt Popp, die bis 2016 an der Volkshochschule Landkreis Hof im Bereich „Berufliche Bildung“ tätig war.
Seit vorigem Jahr ist sie Mitarbeiterin des CSU-Landtagsabgeordneten Alexander König und war auch davor schon
aktives Parteimitglied im Orts-, Kreis- und Bezirksverband.
Frauen müssen erst ermutigt werden
Die studierte Realschullehrerin unterstützt aktiv selbstständige Frauen und veranstaltet zudem regelmäßig
Frauenstammtische zum besseren Austausch der Gemeindemitgliederinnen.
Ein wichtiges Anliegen ist der Ortschefin außerdem andere Frauen dazu zu ermutigen, Bürgermeisterinnen
bzw. Gemeinderätinnen zu werden. Was passieren müsste, damit es mehrere Frauen auf ihrer Ebene gibt?
„Die Frauen müssen dazu ermutigt werden, dass sie das schaffen und ein Bürgermeisteramt viel Freude bereiten
kann. Ich bin der vollen Überzeugung, dass wir Frauen in vielen Bereichen die ‚besseren Bürgermeister‘
sein könnten, als unsere männlichen Kollegen. Nur muss das allen Frauen erst noch bewusst werden“, kommentiert
Popp die momentane Situation.
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