In Oberösterreich gibt es seit kurzem zwei „Ölkaiserinnen“
Linz (lk-oö) - Immer mehr bäuerliche Betriebe in Oberösterreich beschäftigen sich mit
der Direktvermarktung, insgesamt sind momentan 2.064 Bauernhöfe in der Direktvermarkter-Datenbank gelistet.
Die meisten dieser Bäuerinnen und Bauern vermarkten Fleisch, Milch oder auch Obst und Säfte, manche steigen
aber in einen neuen Zweig der Erwerbskombination ein: die Ölproduktion. Momentan gibt es in Oberösterreich
80 Direktvermarkter von kaltgepressten Ölen und ihre Zahl steigt kontinuierlich an. Seit kurzem gibt es unter
den oberösterreichischen Direktvermarktern zwei „Ölkaiserinnen“: Elisabeth Gneissl aus Frankenburg, Bezirk
Vöcklabruck, und Christina Schümann aus Neukirchen/Enknach, Bezirk Braunau. Sie wurden bei der Ab Hof-Messe
in Wieselburg mit ihrem Sonnenblumenöl bzw. ihrem Bio-Leinöl zu Bundessiegerinnen ausgezeichnet. Zudem
gibt es erfolgreiche Beispiele für Kooperationen in der bäuerlichen Ölproduktion.
Bei der Prämierung zum Ölkaiser wurden insgesamt acht Bundessiege in unterschiedlichen Kategorien vergeben.
Die „Ölkaiserin“ Elisabeth Gneissl, Bäuerin in Frankenburg, hat mit ihrer ersten Ernte von vier Hektar
Sonnenblumen den Ölkaiser für Sonnenblumenöl bekommen. Erfahrung sammelte sie bisher in der Kürbiskernölproduktion
und sie verkauft ihre Öle ab Hof, an Food-Coops, an Bäcker wie auch Wirte, die ihr regionales Sortiment
sehr schätzen.
„Ölkaiserin“ Christina Schümann aus Neukirchen an der Enknach im Bezirk Braunau kam nach dem Studium
der Lebensmittel- und Biotechnologie zurück ins Innviertel und führt die in den 1990iger Jahren begonnene
Ölproduktion weiter. „Ich mag bei der Direktvermarktung den Kontakt mit den Kunden und meine besondere Leidenschaft
ist die Entwicklung von neuen Produkten. Seit kurzem gibt es bei mir ein Bio-Chili-Öl und saisonal produziere
ich verschiedene Kräuteröle“, so Christina Schümann.
Große Produktpalette
Insgesamt ist die Produktpalette der bäuerlichen Öl-Produzenten groß: Es gibt Raps-, Kürbiskern-,
Leinsamen-, Nuss-, Sesam-, Sonnenblumen-, Mohn-, Hanf-, Kümmel-, Schwarzkümmel-, Leindotter-, Soja und
auch Distelöl aus bäuerlicher Produktion. „Einige dieser bäuerlichen Ölproduzenten haben sich
auch in Kooperationen zusammengeschlossen und organisieren den Anbau der Ölsaaten, die Verarbeitung und Vermarktung
gemeinschaftlich. Die Landwirtschaftskammer begrüßt solche Projekte, weil diese den Landwirten die Gelegenheit
geben, sich in der Erwerbskombination zu diversifizieren“, erläutert Karl Grabmayr, Vizepräsident der
Landwirtschaftskammer OÖ.
Kooperationen: Pramoleum und Farmgoodies
Erfolgreiche Beispiele für solche Kooperationen sind Pramoleum in Sigharting, Bezirk Schärding und Farmgoodies
in Niederwaldkirchen, Bezirk Rohrbach. Während sich Pramoleum auf die Produktion von Kürbiskern- und
Rapsöl und andere Produkte aus Kürbiskernen spezialisiert hat, bieten die Mühlviertler Farmgoodies
Lein-, Hanf-, Raps-, Kürbiskernöl, Leindotter- und Mohnöl sowie Bio-Sonnenblumenöl.
Die Farmgoodies-Gründer Judith Deutschbauer-Rabeder und Günther Rabeder begannen 2012 am eigenen Bauernhof
Lein, Mohn und Raps zu kultivieren und zu hochwertigen Speiseölen zu verarbeiten. „Durch die kurzen Transportwege
und die kleinen Strukturen sind wir in der Aufbereitung besonders schnell. Wir brauchen keine Lagerzusätze
oder ähnliches, da wir laufend frisch verarbeiten. Das Hauptaugenmerk der Farmgoodies liegt weiterhin am Anbau
von Bio-Öllein, der im Mühlviertel ideale Wachstumsbedingungen vorfindet.
Bei Pramoleum haben sich 2010 fünf Landwirte in Sigharting und Raab zusammen- geschlossen, um den Ölkürbis
als alternative Kultur in der Region zu etablieren. „Unser Ziel ist es, den Kunden ein regional erzeugtes, echtes
und reines Kürbiskernöl, Rapsöl sowie Kürbiskern-Spezialitäten anzubieten“, erläutert
Geschäftsführer Alois Selker. Mittlerweile stellen auch Mohn, Quinoa, Amaranth oder Kümmel für
die Vertragsbauern gute Alternativen dar. Durch diese erweiterte Produktpalette zählen jetzt vermehrt auch
Gastronomiebetriebe und Hotels zu den Abnehmern, weil die besondere Qualität aus Oberösterreichgeschätzt
wird.
Einen Überblick über die bäuerlichen Direktvermarkter von Ölen gibt es auf der Homepage von
Gutes vom Bauernhof unter www.gutesvombauernhof.at bzw. werden Bio-Öle auf der Homepage von Bio Austria unter
www.bio-austria.at/biomap aufgelistet.
Welches Öl wofür?
Leinöl
Leinöl wird aus den Samen vom Flachs (Leinsamen) gewonnen. Leinöl wird als kaltgepresstes, goldgelbes
Öl angeboten und hat einen nussigen Geschmack. Da das Öl einen sehr hohen Anteil an ungesättigten
Fettsäuren besitzt, reagiert es empfindlich auf Sauerstoff und ist dadurch nur bedingt lagerfähig. Meist
kann man das Öl in dunklen Flaschen kaufen. Nach dem Öffnen sollte es kühl gelagert bzw. rasch verbraucht
werden. Aufgrund der hohen Empfindlichkeit ist das Öl vor allem in der kalten Küche geeignet. In Kombination
mit Käse oder Topfen schmeckt es vorzüglich.
Rapsöl
Rapsöl wird aus dem blühenden Raps gewonnen. Kaltgepresstes, hitzeempfindliches Rapsöl hat einen
intensiven Geruch, Geschmack und eine gold-grünliche Farbe. Raffiniertes Rapsöl hingegen ist geschmacksneutral
und eignet sich für scharfes Anbraten. Am besten nutzt man das kaltgepresste Öl für Salate, kalte
Gerichte und Gemüse.
Kürbiskernöl
Kürbiskernöl überzeugt nicht nur durch seinen Geschmack, sondern auch durch die wertvollen sekundären
Pflanzenstoffe des Kürbiskerns. Vielen Gerichten gibt das Kernöl eine einzigartige Würze, vor allem
Salaten, Bohnen, Wurzelgemüse oder auch Rindfleisch.
Tipps für Lagerung und Verwendung von Öl
- Um ein Ranzigwerden der Öle zu vermeiden, ist beim
Kauf darauf zu achten, dass die Flaschen nicht zu groß sind.
- Zudem sollte das Öl möglichst lichtgeschützt
und kühl gelagert werden.
- Nach dem Öffnen eines Öls sollte dieses je nach
Fettsäurenzusammensetzung rasch verbraucht werden.
- Sollte ein Öl dennoch ranzig geworden sein, ist es
nicht gesundheitsschädlich.
- Beim Konsum von Ölen sollte man auf Abwechslung achten.
Dies wirkt sich aufgrund der unterschiedlichen Inhaltsstoffe positiv auf die Gesundheit aus.
- Einige Öle sind besser für die kalte Küche
geeignet, einige können auch erhitzt werden. Sobald ein Öl in der Pfanne zu heiß wird beginnt es
zu Rauchen, ein Anzeichen, dass es ungeeignet für das Braten ist.
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