Feierliche Eröffnung am 19. März
Wien (factor-c) - Am 19. März 1938 protestierte Mexiko als einziges Land vor dem Völkerbund gegen
den "Anschluss" Österreichs an Hitler-Deutschland. Anlässlich des 80. Jahrestages dieses Ereignisses
beschäftigt sich das am 19. März eröffnete Gedenkprojekt "Gekreuzte Geschichten. Mexikoplatz
1938 – 2018" in unterschiedlichen Kunstformen mit der Erinnerung an Verfolgung und Asyl sowie der Verbindungen
zwischen Österreich und Mexiko. Bis Oktober 2018 werden neben der ständigen Plakatinstallation des Künstlers
Thomas Fatzinek am Mexikoplatz daher Filme und Workshops zum Thema präsentiert und angeboten.
Genau vor 80 Jahren protestierte die mexikanische Regierung als einzige vor dem Völkerbund, dem Vorgänger
der UNO, gegen den "Anschluss" Österreichs an Hitler-Deutschland. Danach bot Mexiko vielen Österreichern
Asyl, als sie vor der NS-Verfolgung fliehen mussten. Durch seinen Namen erinnert der Mexikoplatz seither an diese
Ereignisse, und genau sie sind auch der Ausgangspunkt des heute eröffneten Gedenkprojektes "Gekreuzte
Geschichten. Mexikoplatz 1938 – 2018". Bis Oktober 2018 stehen die Geschehnisse von damals und die Erinnerung
an Verfolgung und Exil im Mittelpunkt, wobei das Projekt einen Bogen zwischen dem Wiener Platz und der weiten Welt,
zwischen Vergangenheit und Gegenwart und zwischen Alt und Neu schlägt.
Dazu Dr. Heinz Fischer, Bundespräsident a.D. der Republik Österreich, anlässlich der Eröffnung:
"Das Gedenkprojekt 'Gekreuzte Geschichten' schlägt einen Bogen von der historischen Faschismuserfahrung
Österreichs in unsere Gegenwart, in der Österreich selbst Ziel für Kriegs- und Diktaturflüchtlingen
ist. Es verbindet daher historische Erinnerung mit aktueller Problematik und schafft im öffentlichen Raum
Bewusstsein dafür, was Solidarität in schwierigen Zeiten bedeutet oder bedeuten sollte. Damit wird es
den Mexikoplatz zum Begegnungsort machen und einen wichtigen Beitrag zu einer der großen Herausforderungen
unserer Gesellschaft leisten."
Ein Projekt – viele Herangehensweisen
Ins Leben gerufen und kuratiert vom Historiker Dr. Berthold Molden, beleuchtet das Gedenkprojekt nicht nur die
Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart, um so Geschichte und Gegenwart zusammen zu führen. Durch die Zusammenarbeit
von Künstlern und Wissenschaftlern sind vielfältige Herangehensweisen an das Thema entstanden, die in
den einzelnen Projektteilen sichtbar werden:
Startschuss des Projektes war die Eröffnung der ständigen Plakatinstallation "Gekreuzte Geschichten"
am 19. März. Auf vier Litfaßsäulen - zwei sind bereits aufgestellt, zwei weitere folgen im Mai
- sind Plakate des Künstlers Thomas Fatzinek zu sehen. Sie beschäftigen sich mit einzelnen historischen
Aspekten und erzählen so Geschichten, die eine Verbindung von Mexiko und Österreich rund um den "Anschluss"
und das Thema Exil herstellen.
Im Juni 2018 wird das von Doris Posch kuratierte Filmprojekt "Exiled Gaze – Der exilierte Blick" dazu
beitragen, die Erinnerung an das lebensrettende Asyl, das viele Österreicherinnen und Österreicher auf
der Flucht vor der nationalsozialistischen Verfolgung fanden, in die Gegenwart zu holen. Filmemacher aus Bulgarien,
Syrien, dem Irak und dem subsaharischen Afrika verschränken in ihrer Arbeit teils eigene Erfahrungen der Flucht
nach Österreich mit den Geschichten von Verfolgung und Flucht aus Österreich nach 1938.
Ab September 2018 schließlich zeigt die Ausstellung "Das Recht des Anderen – El derecho ajeno"
die Ergebnisse eines künstlerischen Forschungsprojektes, das sich mit "Momenten" der gemeinsamen
Geschichte Österreichs und Mexikos beschäftigt. Das Projekt entsteht derzeit in Mexiko unter der kuratorischen
Leitung von Julio García Murillo und Nina Höchtl. Gezeigt wird es im Herbst in den Räumen des
Mexikanischen Kulturinstituts in Wien.
Vermittlungsprogramm lädt zum Mitmachen ein
Neben der künstlerischen Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart hat das Wiener Büro für
Kunstvermittlung und kritische Wissensproduktion trafo.K ein Vermittlungsprogramm entwickelt, das jeden und jede
zum Mitmachen einlädt. Ab Mai 2018 finden Werkstätten im Park, Hausbesuche rund um den Mexikoplatz und
Leseperformances im Park statt.
Die Idee hinter dem Projekt
Ins Leben gerufen hat das Projekt "Gekreuzte Geschichten. Mexikoplatz 1938 – 2018" der Historiker Dr.
Berthold Molden. Moldens Arbeit über Aspekte der Globalgeschichte des 20. Jahrhunderts, insbesondere Interaktionen
zwischen Europa und Lateinamerika, brachten ihn zuletzt nach Mexiko. Dort forschte er im Rahmen der Familienbiographie
des aus Österreich stammenden Mexikanisten Friedrich Katz über einige Protagonisten des österreichischen
Exils. Im Gespräch mit dem Historiker Oliver Rathkolb wurde dann die Initiative geboren, diese österreichisch-mexikanische
Geschichte ins Gedenkjahr 2018 zu holen. Dazu Molden "Ziel des Projektes ist es, durch die Zusammenarbeit
von Historikern und Künstlern mit unterschiedlichen Biografien die historischen und aktuellen Erfahrungen
von Vertreibung und Exil zu verbinden und somit Gedenken in der Gegenwart zu aktualisieren." So sind unterschiedliche
Wege – sozusagen Teilprojekte – entstanden, dieses Ziel zu verwirklichen und den Mexikoplatz als Platz der Erinnerungen
bis Oktober 2018 beleben.
Über den Künstler Thomas Fatzinek
Thomas Fatzinek wurde 1965 in Linz geboren. Nach Abbruch der Schule und einer Lehre als Lithograph folgten
Tätigkeiten als (u. A.) Altenhelfer, Häftlingsbetreuer, Lagerarbeiter, Siebdrucker, Spengler, Leiharbeiter,
Scanner Operator, Briefträger und Zugfahrer im Zoo Schönbrunn. 2004 Diplomprüfung an der Wiener
Kunstschule. Seither Einzel- und Kollektivausstellungen. Seine beiden jüngsten Grafischen Erzählungen
erschienen bei Bahoe Books.
Über "Gekreuzte Geschichten. Mexikoplatz 1938 – 2018"
Das Projekt "Gekreuzte Geschichten. Mexikoplatz 1938 - 2018" ist ein Gedenkprojekt anlässlich
des 80. Jahrestages des Protests Mexikos gegen den "Anschluss" Österreichs an Hitler-Deutschland
vor dem Völkerbund. Unter der Leitung von Dr. Berthold Molden arbeiten Künstler und Wissenschaftler zusammen,
um die Erinnerung an Verfolgung und Exil zu aktualisieren und so einen Bogen zwischen einem Wiener Platz und der
weiten Welt, zwischen Vergangenheit und Gegenwart und zwischen Alt und Neu zu schlagen. Zu diesem Zweck wurde eine
ständige Plakatinstallation mit Arbeiten von Thomas Fatzinek am Mexikoplatz (vor der Kirche) entwickelt, die
bis Oktober 2018 zu sehen ist. Des Weiteren folgt im Juni 2018 das Filmprojekt "Exiled Gaze - Der exilierte
Blick" sowie im September 2018 die Ausstellung "Das Recht des Anderen - El derecho ajeno" im Mexikanischen
Kulturinstitut in Wien. Begleitet wird das Projekt von einem Kunstvermittlungsprogramm, entwickelt vom Wiener Büro
für Kunstvermittlung und kritische Wissensproduktion trafo.K.
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