Graz (diagonale) - Mit einem organisch wachsenden Besucher/innenzuspruch (31.600 Besucher/innen, exklusive der
Ausstellungen im Rahmenprogramm) setzte die Diagonale’18 den positiven Trend der letzten Jahre fort. Eingebettet
in einen verdichteten Festivaldistrikt rund um das Kunsthaus Graz versteht sich das Festival an der Mur weiterhin
als Hafen, Sammelbecken und Drehkreuz für den österreichischen Film. Hier treffen Branche und Publikum
aufeinander.
„Bei den Kinoeintritten gab es eine sanfte Steigerung im Vergleich zum letzten Jahr, über die wir uns riesig
freuen. Auch abends brummte das Festival und Graz pulsierte. Dass sich der Wunsch, Neugierde für den österreichischen
Film zu wecken und das Festival als Ort für offenen Meinungsaustausch zu positionieren nun auch in den Besucher/innenzahlen
widerspiegelt, stimmt uns glücklich", so Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber
Im dritten Jahr des Intendantenduos Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber setzte die Diagonale verstärkt
auf die Sichtbarkeit von Programmknotenpunkten und eine damit gewünschte Schärfung des Festivalprofils.
Das in der Eröffnungsrede als Forum der (selbst-)kritischen gesellschaftlichen Zusammenkunft postulierte Festival
versuchte sich heuer mehr denn je für die Empathie starkzumachen und Austausch, Begegnung und Dialog in und
rund um die Säle der Festivalkinos in der Grazer Innenstadt anzuregen.
„In unserer Eröffnungsrede haben wir den Wunsch geäußert, die Diagonale als einen Versuch über
Kommunikationskultur zu denken. Es stimmt uns zufrieden und glücklich, dass dieser Wunsch passagenweise in
Erfüllung ging. Nicht selten waren die facettenreichen Filme der heurigen Diagonale Auslöser von Diskussionen,
Debatten und Gesprächen – mitunter haben sie Reibung verursacht. Nicht die Provokation war dabei Movens des
Festivals, sondern die Sehnsucht nach ernsthafter und respektvoller Auseinandersetzung. Es ist gelungen, Themen
des österreichischen Films nicht nur auf der Leinwand, sondern auch in der Stadt und darüber hinaus zu
platzieren. Wir sind glücklich und danken allen, die zum Gelingen der 21. Diagonale in Graz beigetragen und
das Festival mit kritischem Blick begleitet haben“, erklärten Höglinger und Schernhuber
Die zweitägige Branchenkonferenz, das Diagonale Film Meeting, benannte Schwächen und Stärken des
filmpolitischen Status quo und versuchte, dringend notwendige film- und kulturpolitische Richtungsentscheidungen
zu formulieren und einzufordern. Die letztjährig initiierte Diskussionsschiene Diagonale im Dialog brachte
– unterstützt vom Hauptsponsor Steiermärkische Sparkasse – unterdes illustre Persönlichkeiten wie
Barbara Albert, Veronika Albert, Christian Berger, Ingrid Burkhard, Shirin Neshat, Michael Loebenstein, Alexander
Horwath, Veronica Kaup-Hasler, Michael Palm, Claus Philipp, Ulrich A. Reiterer, Anneliese Rohrer, Kat Rohrer, Elisabeth
Scharang, Lukas Stepanik sowie das Kollektiv Filmladen mit Josef Aichholzer, Ruth Beckermann, Franz Grafl und Michael
Stejskal zu ausgedehnten Gesprächen in die Festivalkino.
Nicht nur die zahlreichen mit Spannung erwarteten Kinopremieren – viele davon als Uraufführungen – erwiesen
sich als Publikumsmagnete. Auch das Rahmenprogramm und der angewachsene Festivaldistrikt erfreuten sich großer
Beliebtheit.
An sechs Tagen präsentierte die Diagonale’18 insgesamt 167 Filme und Videos im Rahmen von 142 Vorstellungen
in vier Festivalkinos. Der Wettbewerb umfasste 103 Filme und wurde aus insgesamt rund 500 aktuellen Einreichungen
aller Längen und Genres zusammengestellt. 81 Filme feierten im Rahmen der Wettbewerbe der Diagonale’18 ihre
Premiere, 47 davon als Urauffu¨hrung. Traditionell war ein Großteil der Regisseur/innen persönlich
bei den Vorführungen und den begleitenden Filmgesprächen anwesend.
Einen Höhepunkt markierte die dem Kollektiv Filmladen gewidmete Reihe Zum Kollektiv. Das internationale Programm
samt ausgedehntem Werkstattgespräch beleuchtete anlässlich des vierzigjährigen Jubiläums des
Filmverleihs die Frühphase der Institution. Als Brennglas unterschiedlicher Blickwinkel ließ das historische
Special Kein schöner Land Österreichs Hauptstadt Wien ein Stück weit hinter sich, warf Blicke in
die Provinz und folgte Blicken aus der Provinz. Zu sehen war ein cineastisches Panorama von Hotelidyll bis Zuckerlkino,
von Perspektiv- und Arbeitslosigkeit bis Klischeeheimatherrlichkeit, von Jelinek bis Musikunderground. Vielfältige
Bezüge innerhalb des Programms eröffnete die Festivalschiene In Referenz, die österreichisches Kino
mit sich selbst und mit ausgewählten internationalen Positionen in Dialog treten ließ. Anknüpfend
an die bis Ende April laufende Ausstellung im Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien „Was vom Kino
übrig blieb“ war etwa eine Zusammenschau wahrer Filmraritäten samt Liveradio-/Kinoexperiment zu sehen.
Weitere Positionen – allen voran ein Tribute für Amos Vogel – widmeten sich der filmischen Reflexion im mehrfachen
Gedenkjahr 2018.
Insgesamt wurden im Rahmen der Diagonale Preise im Wert von mehr als € 184.000 vergeben. Bei der festlichen Preisverleihung
am 17. März wurden 17 Filmpreise vergeben, darunter die mit je € 21.000 dotierten Großen Diagonale-Preise
des Landes Steiermark für den besten Kinospielfilm und für den besten Kinodokumentarfilm des Festivals
sowie der Diagonale-Preis Innovatives Kino der Stadt Graz. Neben den Hauptpreisen vergaben international hochkarätig
besetzte Jurys außerdem Auszeichnungen für herausragende Leistungen in den Bereichen Schauspiel, Bildgestaltung,
Schnitt, Szenen- und Kostümbild sowie Sounddesign. Ausgezeichnet als bester Spielfilm wurde der vieldiskutierte
Gerichtsthriller Murer – Anatomie eines Prozesses von Christian Frosch, der das Festival zuvor am 13. März
eröffnet hatte. Den Großen Diagonale-Preis Dokumentarfilm gewann Nikolaus Geyrhalter für die formal
konzise Grenzvermessung Die bauliche Maßnahme. Geyrhalter erhielt diese Auszeichnung nach 2015 für Über
die Jahre bereits zum zweiten Mal. Der Preis Innovatives Kino der Stadt Graz ging an Johann Lurfs immersives „Searched-Footage“-Opus-magnum
?. Die Diagonale-Schauspielpreise in Kooperation mit der VdFS wurden in diesem Jahr als Ensemblepreise vergeben
und gingen an die Schauspieler/innen von COPS und L’ANIMALE.
Mit dem Publikumspreis der Kleinen Zeitung wurde am Sonntagabend das Langfilmdebüt von ISTVAN aka. Stefan
A. Lukacs COPS bedacht.
Bereits bei der Eröffnung wurde Ingrid Burkhard mit dem Großen Diagonale-Schauspielpreis in Form eines
Kunstwerks der Künstlerin Toni Schmale für Verdienste um die österreichische Filmkultur gewürdigt.
Zum zweiten Mal wurde im Rahmen der Diagonale der Franz-Grabner-Preis in den Kategorien Kino- und Fernsehdokumentarfilm
vergeben. Die Auszeichnung in der Kategorie Fernsehdokumentarfilm erhielten Fritz Ofner und Michael Lenzinger für
Die Weltherrschaft, eine, wie die Jury begründete, mutige und innovative Erzählung, die „den Umgang mit
Nachrichten, den Wunsch nach Vereinfachung und die Suche nach Wahrheit in einer immer komplexer werdenden Welt“
behandelt. Als bester Kinodokumentarfilm setzte sich die „überzeugende Ode an den Glauben an die eigene Stärke
und an positive Werte“ Gwendolyn von Ruth Kaaserer durch. Weiters wurden in Graz die Carl-Mayer- und Thomas Pluch
Drehbuchpreise verliehen.
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