Graz (diagonale) - Im Rahmen der 21. Diagonale in Graz wurde am 15. März der mit je € 5.000 dotierte Franz-Grabner-Preis
in den Kategorien Kinodokumentarfilm und Fernsehdokumentarfilm verliehen. Der Preis wurde von Familie Grabner,
AAFP, Film Austria, ORF und der Diagonale im Andenken an den ORF-Journalisten Franz Grabner (1955–2015) initiiert.
Prämiert wird ein im ethischen und moralischen Sinne verantwortungsvoller und glaubwürdiger Umgang der
Filmschaffenden mit ihrem Medium.
Die Festrede anlässlich der Preisverleihung im Hotel Wiesler, Salon Frühling hielt die Journalistin Barbara
Tóth. Darin hob sie die Bedeutung des Franz-Grabner-Preises hervor: „Weil er […] darauf hinweist, was echte
Exzellenz im Filmjournalismus ist.“
Als bester Kinodokumentarfilm setzte sich Gwendolyn von Ruth Kaaserer durch.
„Der preisgekrönte Dokumentarfilm berührt sowohl Herz als auch Verstand und stellt dem Publikum eine
Frau vor, die ein Vorbild in Sachen Mut, Ausdauer und Interesse am anderen für uns alle sein kann. Dieser
Film ist viel mehr als nur ein Porträt, er ist eine überzeugende Ode an den Glauben an die eigene Stärke
und an positive Werte wie Altruismus, Pluralismus und Liebe. Auf bescheidene Art widerlegt die Protagonistin bestehende
soziale Vorurteile, bekämpft das Schicksal und wird zur Vorreiterin des freien Willens und der Menschenwürde.
Nicht mit großen Worten, sondern mit kleinen Taten zeigt sie uns, wie eine bessere Welt für alle erreichbar
ist … es ist eine Frage des Wollens!“ Mit diesen Worten begründete die internationale Jury ihre Entscheidung.
Ebenfalls nominiert waren Free Lunch Society – Komm Komm Grundeinkommen von Christian Tod sowie Sand und Blut von
Matthias Krepp und Angelika Spangel.
Preisträger in der Kategorie Fernsehdokumentarfilm ist Die Weltherrschaft von Fritz Ofner und Michael Lenzinger.
„Der Preisträger in der Kategorie Fernsehdokumentarfilm behandelt ein zentrales Thema unserer Zeit: den Umgang
mit Nachrichten, den Wunsch nach Vereinfachung und die Suche nach Wahrheit in einer immer komplexer werdenden Welt.
Er tut dies auf eine Weise, die nicht nur innovativ erzählt und dabei aufklärt, sondern auch den Mut
hat, widersprüchliche, teilweise konträre Positionen neben- und gegeneinander zu stellen. Damit überlässt
es der Film seinen Zuseher/innen, mit diesen Informationen umzugehen und bestärkt das Publikum darin, den
Blick für Manipulation, Vorurteile, Verschwörungstheorien, Angst- und populistische Meinungsmache zu
schärfen. Dieser aufklärerische Umgang macht auch vor medialer Selbstkritik und Selbstreflexion nicht
Halt und betont gleichzeitig, dass insbesondere Fernsehen und Dokumentarfilm eine wichtige Rolle für die kritische
Wahrnehmung von Mediendiskursen spielen können“, konstatierte die Jury in ihrer Begründung.
Weiters nominiert waren Dokumente, die die Welt bewegen. Aus dem Inneren des Österreichischen Staatsarchivs
von Andrea Morgenthaler, Robert Neumüller, Uli Jürgens und Jakob Brossmann und Wofür es sich zu
leben lohnt – Viktor Frankl und die Suche nach dem Sinn von Birgit Mosser-Schuöcker.
„Der Franz-Grabner-Preis würdigt Dokumentarfilmschaffen mit kritischem Geist und europarelevanten Inhalten.
In Zeiten zunehmender Isolierung von Staaten und Gedanken kommt solcherart hellwacher und humanistischer Gesinnung
besondere Bedeutung zu. Eine Auszeichnung als Plädoyer für Empathie und Neugier auf diese eine, unsere
Welt“, so die Diagonale-Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber.
ORF-TV-Kulturchef Martin Traxl: „Der vom ORF mitgegründete und -gestiftete Franz-Grabner-Preis steht für
humanitäre Weltansicht und unbestechlichen, kritischen Journalismus. Es werden Filme ausgezeichnet, die inhaltlich
überzeugen aber auch filmisch innovativ sind. Daher freue ich mich, dass mit der Doku Die Weltherrschaft auch
eine ORF-Produktion ausgezeichnet wurde, die weit in die mediale Zukunft weist. Das Ziel war nicht einfach ein
Film, sondern eine Initiative, die alle Plattformen nutzt, um ein möglichst breites Publikum zu erreichen.
Ein Spiel mit den Medien, das zugleich deren Gesetzmäßigkeiten und Manipulationsmöglichkeiten offenlegt.
Und damit ein starkes Statement zu wichtigen gesellschaftspolitischen Fragen!“
Jury 2018
Zora Bachmann (Politikwissenschaftlerin, Kuratorin, AT)
Tobias Ebbrecht (Filmwissenschaftler, Hebrew University Jerusalem, IL)
Petra Felber (Leitung Redaktion Dokumentarfilm BR, DE)
Esther van Messel (First Hand Films, CH)
Paul Pauwels (Direktor EDN – European Documentary Network, Kopenhagen, DK)
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