WIFO-Prognose für 2018 und 2019:
Wien (wifo) - Die lebhafte internationale Konjunktur beflügelt die österreichische Exportindustrie
und erhöht die Auslastung der Produktionskapazitäten. Dies zieht eine hohe Investitionsdynamik nach sich.
Auch die Konsumausgaben der privaten Haushalte stützen die Konjunktur, weil die Einkommen im Prognosezeitraum
wieder stärker zunehmen.
Die internationale Wirtschaft wächst derzeit kräftig. In den USA hält der Aufschwung in unverändert
hohem Tempo an, wenngleich die Risiken für eine Abschwächung der Konjunktur dort allmählich zunehmen.
So liegt die Arbeitslosenquote nahe ihrem historischen Tiefstwert, und die Sparquote der privaten Haushalte ist
so niedrig wie zuletzt vor der Finanzmarktkrise. Auch die merkliche Zunahme der Konsumentenkredite und die hohen
Aktienkurse könnten eine schrittweise Verlangsamung des Wachstums in den USA mit sich bringen. Hingegen bleibt
die Wirtschaftspolitik auf Expansionskurs. Im Euro-Raum ist die Konjunktur lebhaft, die Produktion nimmt in der
ersten Jahreshälfte 2018 kräftig zu. Auch in den ostmitteleuropäischen Ländern und in den meisten
Schwellenländern wächst die Wirtschaft rasch.
Die robuste Entwicklung des internationalen Umfeldes schlägt sich in einer starken Ausweitung der österreichischen
Exporte nieder, von der die heimische Sachgüterindustrie profitiert. Produktion und Beschäftigung nahmen
in diesem Bereich 2017 deutlich zu, und die Kapazitätsauslastung erreicht Höchstwerte. In der Folge werden
auch die Ausrüstungsinvestitionen kräftig ausgeweitet, weil Unternehmen ihre Produktionskapazitäten
ausbauen. Zudem unterstützt der private Konsum das Wachstum der österreichischen Wirtschaft.
Diese Entwicklungen lassen in der ersten Jahreshälfte 2018 ein ähnlich hohes Expansionstempo erwarten
wie im Vorjahr. Danach dürfte das allmähliche Nachlassen der internationalen Konjunktur das Wachstum
der österreichischen Wirtschaft etwas verringern. Mit der Verlangsamung der Exportkonjunktur wird auch die
lebhafte Investitionsdynamik etwas gebremst; sie wird aufgrund der guten Kapazitätsauslastung aber noch eine
Zeit lang hoch bleiben. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte entwickeln sich bis zum Ende des Prognosezeitraumes
robust, verleihen der Konjunktur aber keinen zusätzlichen kräftigen Aufwärtsschub.
Die gute Konjunktur schlägt sich in einer deutlichen Verbesserung der Situation auf dem österreichischen
Arbeitsmarkt nieder. Die hohe Beschäftigungsdynamik des Vorjahres verstärkte sich zu Jahresbeginn nochmals.
Wenn das Expansionstempo der heimischen Wirtschaft verflacht, wird sich auch der Beschäftigungsaufbau etwas
verlangsamen. Mit der dynamischen Arbeitskräftenachfrage geht ein kontinuierlicher Rückgang der Arbeitslosigkeit
einher. Dazu trägt auch die Verlangsamung des Anstieges der Zahl der Erwerbspersonen bei, sodass der Beschäftigungsaufbau
wieder stärker auf die Arbeitslosigkeit durchschlägt als in den Vorjahren. Mit der günstigeren Beschäftigungssituation
steigen zwar auch die Einkommen rascher, die Inflation bleibt dennoch mäßig.
Aufgrund der hohen Dynamik im 1. Halbjahr wird die österreichische Wirtschaft 2018 insgesamt um 3,2% wachsen.
Die Expansion wird im 2. Halbjahr und 2019 etwas schwächer sein, das Wirtschaftswachstum verringert sich 2019
auf +2,2%.
Die Risiken für die Konjunktur nahmen in den vergangenen Monaten zu: Die Volatilität auf den Aktienmärkten
stieg seit Jahresbeginn. Plötzliche Preiskorrekturen aufgrund veränderter Einschätzungen sind jederzeit
möglich, und auch ein stärkerer Einbruch der Kurse mit Folgen für die Realwirtschaft kann nicht
ausgeschlossen werden. Zudem verschärfte sich die handelspolitische Diskussion jüngst deutlich. In den
USA wurden bereits Strafzölle auf bestimmte Stahl- und Aluminiumimporte verhängt, und weitere Handelsbeschränkungen
stehen zur Diskussion. Die EU hat angekündigt, ihrerseits die Importe aus den USA mit Strafzöllen zu
belegen. Die kurzfristigen Auswirkungen solcher handelspolitischer Maßnahmen sind schwierig zu beurteilen,
dürften jedoch eher ungünstig für die Weltwirtschaft sein.
Dennoch bestehen auch positive Konjunkturrisiken: Die im deutschen Koalitionsvertrag vereinbarte Erhöhung
der öffentlichen Investitionen dürfte der Konjunktur dort zusätzlichen Schwung verleihen. Auch in
den USA könnte die Wirtschaftspolitik den Aufschwung noch einmal verlängern. Zudem sind die Erwartungen
der Unternehmen, Konsumenten und Konsumentinnen weltweit und in Österreich immer noch äußerst optimistisch.
Vor diesem Hintergrund könnte sich der Aufschwung deutlicher in die zweite Jahreshälfte hineinziehen
als derzeit prognostiziert. Dadurch würde das Wirtschaftswachstum 2018 und vor allem 2019 merklich kräftiger
ausfallen.
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