Kreditqualität bei Österreichs Banken besser als im EU-Schnitt, bleibt aber im Fokus
der Aufsicht
Brüssel/Wien (oenb/fma) - Die Finanzmarktaufsicht (FMA) und Oesterreichische Nationalbank (OeNB) begrüßen
den gemeinsamen Vorstoß der Europäischen Kommission und des Einheitlichen Europäischen Aufsichtsmechanismus
(Single Supervisory Mechanism, SSM), präventive Maßnahmen gegen einen neuerlichen Anstieg notleidender
Kredite in Europa zu setzen. Die Initiativen zielen auf einen rascheren und konsequenteren Umgang mit notleidenden
Krediten ab und ermöglichen so wieder mehr Neugeschäft. „Die globale Finanzkrise hat gezeigt, dass sich
die Kreditqualität in den Banken vor allem in Aufschwungphasen entscheidet. Wir dürfen angesichts der
derzeit guten Entwicklung nicht nachlässig werden, denn Kreditvergabe nach laxen Standards im Aufschwung führt
danach zu hohen Quoten notleidender Kredite.“, so die Vorstände der FMA, Helmut Ettl und Klaus Kumpfmüller.
Der Anteil der notleidenden Kredite in den konsolidierten Bankbilanzen österreichischer Banken konnte im dritten
Quartal 2017 gemäß Europäische Kommission auf 3,8 % gesenkt werden. Neben der Abschreibung und
Verwertung hatten auch Verkäufe von Portfolien notleidender Kredite einen wesentlichen Anteil an dieser Reduktion.
Besonders stark hat der Anteil notleidender Haushalts- und Unternehmenskredite in den Tochterbanken in Zentral-,
Ost- und Südosteuropa abgenommen (von 13,9 % auf 7,5 %*), aber auch in Österreich selbst ist es zu einer
leichten Reduktion auf niedrigem Niveau gekommen (4,7% auf 3,2%). Zahlen der EZB und der Europäischen Bankenregulierungsbehörde
(EBA) zeigen, dass die österreichischen Banken damit unter dem Gesamtdurchschnitt der EU liegen. Zudem verfügen
österreichische Banken über im europäischen Vergleich hohe Deckungsquoten (Wertberichtigungen im
Verhältnis zu notleidenden Krediten) – während der Wert für europäische Banken bei 50,7 % liegt,
verfügen österreichische Banken über eine Deckungsquote von 63,8%. Insgesamt ist somit für
die österreichischen Banken keine unerwarteten Belastungen zu rechnen
Der Abbau und die ausreichende Bevorsorgung von notleidenden Krediten haben für die Aufsicht in Österreich
seit Ausbruch der Finanzkrise oberste Priorität. Sie sind daher auch Resultat einer konsequenten Aufsichtstätigkeit.
Das Thema Kreditvergabestandards, insbesondere bei Wohnimmobilien, wird auch weiterhin im Fokus der Aufsicht in
Österreich bleiben. „Die rechtzeitige Bevorsorgung von Krediten ist in jedem Fall eine sinnvolle, vorausschauende
Maßnahme, von der sowohl Banken als auch die Wirtschaft als Ganzes profitieren werden. Im aktuell guten konjunkturellen
Umfeld profitieren Banken von sehr niedrigen Kreditrisikokosten. Eine konjunkturelle Eintrübung oder Änderungen
im Zinsumfeld könnten dies jedoch rasch ändern, sodass die Banken das aktuelle Zeitfenster nützen
müssen, um ihre Ertragskraft zu stärken“, so OeNB Vize-Gouverneur Mag. Andreas Ittner.
Mit den Maßnahmen von Kommission und SSM werden Banken künftig europaweit einheitlich verpflichtet,
notleidende Kreditforderungen innerhalb von zwei Jahren (unbesicherte) bzw. sieben Jahre (besicherte) wertzuberichtigen
oder anderweitig vom Kernkapital abzuziehen. Die Initiativen der Europäischen Institutionen sind dabei in
die Zukunft gerichtet. Der Regulierungsvorschlag der Kommission gilt für Kredite, die nach seinem in Kraft
treten vergeben werden.
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