Wiener Bündnis für gute Aus- und Weiterbildung und bessere
Berufschancen
Wien (rk) - Um in Wien den Anteil von formal gering qualifizierten Personen zu verringern, initiierte Wirtschafts-
und Finanzstadträtin Renate Brauner 2013 den Qualifikationsplan Wien. Diese erfolgreiche Strategie hat man
nun weiterentwickelt und bis 2030 verlängert. Warum: Alle Prognosen sagen: Die Jobs in Wien werden auch in
Zukunft vor allem in Bereichen entstehen, die mittlere und höhere Qualifikationen voraussetzen. Arbeitsplätze
für Personen mit maximal Pflichtschule werden hingegen noch weiter zurückgehen. Wien stellt sich dieser
Herausforderung. Stadt Wien und Sozialpartner sowie alle wichtigen Bildungs- und Arbeitsmarkteinrichtungen erneuern
und erweitern daher mit dem Qualifikationsplan Wien 2030 ihr breites Bündnis und beziehen noch mehr WienerInnen
mit ein. Das haben Wirtschafts- und Finanzstadträtin Renate Brauner, Bildungs- und Integrationsstadtrat Jürgen
Czernohorszky, Sozial- und Frauenstadträtin Sandra Frauenberger, Wirtschaftskammer Wien Präsident Walter
Ruck, AK-Präsident Rudolf Kaske,
IV-Wien-Präsident Wolfgang Hesoun und ÖGB-Präsident Erich Foglar am 14. März bei einem Gipfeltreffen
im Wiener Rathaus bekannt gegeben.
Brauner: “Qualifikation wird für Wirtschaft und Arbeitsmarkt von morgen weiter an Bedeutung gewinnen.“
Wirtschaftsstadträtin Brauner: „Das Thema Qualifikation wird weiter an Bedeutung gewinnen. Gut qualifizierte
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind die wichtigste Grundlage für eine prosperierende, zukunftsorientierte
Wirtschaft, von der alle profitieren. Wer gut qualifiziert ist, hat auch mehr Chancen auf gute Arbeit und ein Einkommen,
von dem man leben kann. Unser Ziel ist es daher, die Chancen aller auf die verfügbaren und neu entstehenden
Jobs zu verbessern und gleichzeitig den Fachkräftebedarf der Wirtschaft abzudecken. Der Qualifikationsplan
2030 ist dafür die Richtschnur.“
Brauner erfreut über Schulterschluss von Wiener Sozialpartnern und Stadt Wien für Sicherung der
Lehrausbildung
„Schule und Berufserstausbildung sind dabei die ersten und wichtigsten Hebel. Wir müssen darauf schauen,
dass alle Jugendlichen eine gute Ausbildung absolvieren können,“ untermauert Wiens Wirtschaftsstadträtin
Brauner den Kernpunkt des Qualifikationsplans. Brauner: „Ein besonders wichtiger Baustein ist dabei die Lehrausbildung.
Deswegen arbeiten wir ganz eng zusammen, um neue Betriebe für die Lehrausbildung zu gewinnen. Mit dem Wiener
Qualitätssiegel „TOP-Lehrbetrieb“ holen wir jährlich besonders engagierte Betriebe vor den Vorhang. Ein
wesentliches Ziel ist es, das Image der Lehre insgesamt zu verbessern. Darüber hinaus schauen wir darauf,
dass Jugendliche durch entsprechende Maßnahmen gut vorbereitet in eine Lehre einsteigen können. Es gibt
hier einen breiten Konsens zwischen Stadt und Sozialpartner für eine qualitativ hochwertige Ausbildung in
den Betrieben.“ Besonders erfreulich sei, so die Stadträtin, “dass diese gemeinsame Haltung auch Ausbildungsplätze
- konkret die überbetriebliche Lehre - für jene Jugendlichen miteinschließt, die trotz aller Bemühungen
keine reguläre Lehrstelle finden.“ „Im Sinne dieser gemeinsamen Politik ist es daher auch wichtig, dass das
AMS Wien die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung hat, um allen Jugendlichen die Chance auf eine
Lehrausbildung zu bieten,“ unterstreicht Brauner.
Der Qualifikationsplan Wien 2030 und seine wesentlichen Ziele
Der Qualifikationsplan Wien 2030 umfasst folgende vier wesentlichen Ziele:
- Alle Wiener Jugendlichen sollen die Chance auf eine über
den Pflichtschulabschluss hinausgehende Ausbildung haben. Grundlage dafür ist ein leistungsfähiges Schulsystem
und eine qualitativ hochwertige Berufserstausbildung bzw. Lehre.
- All jene, die das als Jugendliche nicht geschafft haben,
bekommen eine zweite Chance und werden beim Nachholen von Berufs- und Bildungsabschlüssen unterstützt.
- Menschen, die zugewandert sind, erhalten Unterstützung,
um ihre mitgebrachten Ausbildungen am Arbeitsmarkt besser einsetzen zu können.
- Neu hinzu kommt, dass auch WienerInnen, die zwar einen höheren
Bildungsabschluss haben, ihn am Arbeitsmarkt aber nicht verwerten können, zusätzliche Abschlüsse
machen und ihre Kompetenzen für neue Berufschancen erweitern können.
Czernohorszky: “Jugendliche durch gute Bildungs- und Weiterbildungsangebote bestmöglich unterstützen,
auf eigenen Beinen zu stehen.“
Bildungs- und Integrationsstadtrat Jürgen Czernohorszky betont: „In Wien setzen wir alles daran, dass Jugendliche
durch gute Bildungs- und Weiterbildungsangebote bestmöglich dabei unterstützt werden, auf eigenen Beinen
zu stehen – egal woher sie kommen und wie lange sie schon in Wien sind. Uns geht es darum, allen Jugendlichen durch
maßgeschneiderte und zielgruppengerechte Bildungsmaßnahmen Brücken in weiterführende Schulen,
in eine Lehre und in den Arbeitsmarkt zu bauen.“ „Das gilt selbstverständlich auch für die Integration
von Flüchtlingen. Denn Integrationspolitik bedeutet für mich Rahmenbedingungen zu schaffen, damit jedes
Kind die gleichen Chancen hat, ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben zu führen.“
Frauenberger: „Möglichst viele Menschen in die Arbeitswelt integrieren und gesellschaftliche Teilhabe
ermöglichen“
„Wien lässt niemanden im Stich. Sozialpolitik bedeutet für uns möglichst viele Menschen in die
Arbeitswelt zu integrieren und dadurch gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Mit der Wiener Mindestsicherung
haben wir ein Ausbildungspaket für junge BezieherInnen geschaffen und die Arbeitsanreize erhöht, damit
es nicht zu einer Dauerabhängigkeit kommt. Mit unserem Jugendcollege wurde eine wichtige Lücke für
Flüchtlinge nach der Schulpflicht geschlossen und damit eine raschere Integration erreicht. Während andere
an falschen Ecken sparen, investieren wir in die Zukunft der WienerInnen,“ bekräftigt Wiens Sozialstadträtin
Sandra Frauenberger.
Wirtschaftskammer Wien Präsident Ruck: „Mit einer praxisgerechten Ausbildung kann man heute große
berufliche Erfolge erzielen“
Wirtschaftskammer Wien Präsident Walter Ruck betont: „Eine gute Ausbildung ist die beste Absicherung der
eigenen Zukunft, gerade jetzt, wo die Nachfrage nach Fachkräften immer größer wird. Mit einer praxisgerechten
Ausbildung, die das abdeckt, was die Unternehmen benötigen, kann man heute große berufliche Erfolge
erzielen. Deshalb freut es mich besonders, dass der neue Qualifikationsplan 2030 nicht nur auf die Erlangung formeller
Abschlüsse abzielt, sondern auch die Erweiterung und Verwertung beruflicher Kompetenzen zum Ziel hat. Denn
gerade in Zeiten, wo sich Berufsbilder sehr schnell weiterentwickeln und immer wieder neue Kompetenzen benötigt
werden, sind es nicht immer nur die Abschlussdekrete, die einen Mitarbeiter wertvoll machen, sondern auch seine
praktischen Fähigkeiten“.
Kaske: „Alle müssen ihre Chance bekommen“
AK Präsident Rudi Kaske verweist darauf, dass es der Arbeiterkammer ein großes Anliegen war, diesen
Plan den Herausforderungen der Zeit anzupassen, um die Menschen vor dem Hintergrund der Digitalisierung auf die
Veränderungen des Arbeitsmarktes vorzubereiten. „Digitalisierung ist gestaltbar und die Menschen können
darauf vorbereitet werden.“ Gerade im Zeitalter der Digitalisierung müssen alle ihre Chance bekommen, beruflich
am Ball zu bleiben oder sich auch ganz neu zu orientieren. Das gilt für Erwachsene durch Weiterentwicklung
und Erleichterung der Anerkennung von Kompetenzen bei der Erlangung von Berufsabschlüssen genauso wie für
Jugendliche. Für Kaske unverzichtbare Hilfestellungen sind die überbetriebliche Lehrausbildung und die
Ausbildungsgarantie bis 25.
Sorgen bereiten dem AK Präsidenten Hinweise auf massive Budgetkürzungen bei der aktiven Arbeitsmarktpolitik.
Für Kaske sei es angesichts der nach wie vor angespannten Situation auf dem Arbeitsmarkt unverantwortlich,
bei Qualifizierungsmaßnahmen oder gar bei der Berufsausbildung für Jugendliche zu sparen. Im Übrigen
– so Kaske – gelte das auch für ein Ende der Deutschkurse und Kompetenzchecks für anerkannte Flüchtlinge
im AMS.
IV-Wien-Präsident Hesoun: „Hervorragend ausgebildete Menschen sind wichtig für den Arbeits- und
Wirtschaftsstandort Wien“
„Die Verlängerung des Qualifikationsplanes Wien um weitere zehn Jahre ist ein klares Signal aller beteiligten
Akteure, wie wichtig hervorragend ausgebildete Menschen für den Arbeits- und Wirtschaftsstandort Wien sind,“
unterstreicht IV-Wien-Präsident Wolfgang Hesoun. Hesoun: „Die aktuelle konjunkturelle Entwicklung rückt
das Thema Aus- und Weiterbildung dabei noch stärker ins Zentrum der Aufmerksamkeit, denn die Unternehmen suchen
heute mehr denn je bestens ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In der Industrie sind es insbesondere
Fachkräfte in den Bereichen Technik, Produktion sowie Forschung und Entwicklung, die dringend benötigt
werden. Der Qualifikationsplan Wien ist hier eine wichtige Initiative, um insgesamt das Potenzial der Arbeitskräfte
am Standort noch besser auszuschöpfen zu können.“
Foglar: „Duales Ausbildungssystem ist einer der Hauptgründe, dass Österreich zu den Ländern
mit der geringsten Jugendarbeitslosigkeit gehört.“
ÖGB-Präsident Erich Foglar: "Eine fundierte Ausbildung ist die Grundlage, um am Arbeitsmarkt
bestehen zu können. Die Sozialpartner bekennen sich zu ihrer gesellschaftlichen Verantwortung und unterstützen
darum den Qualifikationsplan der Stadt Wien. Gerade wenn es um die berufliche Zukunft junger Menschen geht, sind
Sparmaßnahmen mit Sicherheit der falsche Weg“, meint Foglar in Hinblick auf die von der Regierung angekündigten
Sparmaßnahmen der Regierung. „Mit der Ausbildungsgarantie und überbetrieblichen Lehrwerkstätten
haben wir bereits gute Instrumente, um Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Aber um unser Fundament zu
stärken, müssen sich wieder mehr Betriebe zu einer hochwertigen Berufsausbildung bekennen und verstärkt
Lehrstellen anbieten – wer heute ausbildet, braucht morgen keinen Fachkräftemangel zu beklagen. Jene Betriebe,
die auf qualitätsvolle Ausbildung setzen, sind darum besonders wichtig. Sie haben Vorbildfunktion und verdienen
volle Unterstützung und Anerkennung“.
Mit Qualifikationspass leichter zum Lehrabschluss – bereits 5.000 Pässe ausgestellt
Im Rahmen des Qualifikationsplan Wien sind bereits eine Reihe von erfolgreichen Maßnahmen umgesetzt worden,
die weiterentwickelt werden sollen. Eine davon ist der Qualifikationspass Wien. Seit seiner Einführung im
November 2015 haben waff und AMS Wien bereits rund 5.000 Qualifikationspässe ausgestellt. Der Qualifikationspass
Wien von waff und AMS Wien begleitet WienerInnen, die formal nur die Pflichtschule absolviert haben, Schritt für
Schritt auf dem Weg zur Höherqualifizierung bzw. zum Lehrabschluss. Dass er mit seinen auf die Person maßgeschneiderten
Angeboten und Bildungsschritten zum erfolgreichem Abschluss führt, beweist auch REBEKA WOGRITSCH. Sie war
als Bürohilfskraft angestellt, hat den Lehrabschluss nachgeholt und sich mit Unterstützung des waff weiter
qualifiziert. Heute arbeitet sie als Trainerin in einem Bildungszentrum.
waff-Chancen-Scheck unterstützt Berufstätige bei Weiterbildung und Nachholen des Lehrabschlusses
Weiterbildung und das Nachholen eines Lehrabschluss sind vor allem für berufstätige WienerInnen eine
besondere Herausforderung. Die Angebote des waff unterstützten hier bisher schon punktgenau. So konnten sich
mit Hilfe des waff-Chancen-Schecks (bis zu 3.000 Euro Kurskostenföderung) alleine im Vorjahr rund 2.800 beschäftigte
WienerInnen mit höchstens Pflichtschulabschluss weiterqualifizieren bzw. einen Lehrabschluss nachholen. Vom
Chancen-Scheck sollen künftig auch WienerInnen, die zur erweiterten Zielgruppe des Qualifikationsplan Wien
gehören, profitieren können.
Weiterer Ausbau der „vor Ort-Angebote“, um noch mehr WienerInnen für Aus- und Weiterbildung zu gewinnen
Gerade jene, die am meisten Unterstützung benötigen, nehmen sie am wenigsten in Anspruch. Darum bringt
der waff im Rahmen verschiedener Aktivitäten und Initiativen die Unterstützungsangebote direkt zu den
WienerInnen. Eine davon ist die erfolgreiche Aktion „Ihre Chance kommt“ in Wiener Gemeindebauten mit Beratungsangeboten
in Gemeinschafts-, Veranstaltungs-, Kommunikationsräumen der jeweiligen Wohnhauslage. Um noch mehr Menschen
zu erreichen und für Aus- und Weiterbildung zu motivieren, wird die Aktion heuer auch in Genossenschaftsbauten
stattfinden.
Darüber hinaus veranstaltet der waff von März bis Oktober 2018 die Wiener Wochen für Beruf und Weiterbildung
mit insgesamt zehn Bezirken und zahlreichen Partnerorganisationen wie AMS, Sozialministerium Service, den Wiener
Volkshochschulen uvm.
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