82 sehr kritische Straßennamen in Graz

 

erstellt am
26. 03. 18
13:00 MEZ

Endbericht der Kommission wurde heute präsentiert
Graz (stadt) - Der rund 1.000 Seiten umfassende Abschlussbericht der Straßennamenskommission liegt vor: 1.630 Verkehrsflächen der Landeshauptstadt wurden untersucht, 793 davon sind personenbezogen, 86 „unverdächtig" Die verbleibenden 707 wurden effektiv geprüft: 625 davon weisen keine historisch kritischen Ansätze auf, 82 (das sind rund zwölf Prozent) jedoch sehr wohl. Und darunter wiederum stufte die heterogen zusammengesetzte Kommission 20 als höchst bedenklich ein. Handelsempfehlungen waren nicht im Auftrag inkludiert. Nachdem der Bericht dem Gemeinderat in der nächsten Sitzung präsentiert wird, will man sich fraktionsübergreifend Gedanken machen, welche Maßnahmen getroffen werden sollen (Umbenennung, Zusatztafeln, etc.). Auch an BürgerInnenbeteiligung wird gedacht.

Lob an die Stadt für Bereitschaft zum Diskurs
Am 3. Juli 2014 wurde der Auftrag zur Prüfung sämtlicher Grazer Straßennamen vom Gemeinderat erteilt. Eine 14-köpfige Kommission unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner und seiner Stellvertreterin Prof. Dr. Karin Schmidlechner formierte sich und durchleuchtete über knapp vier Jahre hinweg insgesamt 1.630 Verkehrsflächen (Straßen und Plätze) in der Landeshauptstadt hinsichtlich ihres Namens. Die Mitglieder, die aus den unterschiedlichsten Bereichen stammen, diskutierten in vielen Stunden und meist äußerst heftig. Einstimmig fielen jedoch stets ihre Beschlüsse und so auch jener, aus 82 kritisch zu bewertenden Straßennamen 20 als höchst bedenklich zu extrahieren. „Es ist eine äußert schwierige und auch besonders sensible Aufgabe. Viele Tatbestände lassen sich heute nicht mehr rekonstruieren, wir kennen oft nicht die Gründe für die einstige Zuerkennung des Straßennamens, es fehlen wichtige biografische Daten und so weiter", versuchte Karner die Problematik, die sich der Expertenrunde immer wieder stellte, zu beschreiben.

In jedem Fall hat die Kommission ihren Auftrag erfüllt und mit dem rund 1.000 Seiten umfassenden Werk eine wichtige Grundlage für die weitere Vorgehensweise und für die Aufarbeitung geschaffen. „Es lag nicht an uns, Empfehlungen oder unsere Meinung abzugeben", betonte Karner. Der Historiker bedankte sich jedoch bei den Mitgliedern der Stadtregierung, lobte die Bereitschaft der Stadt, hier Aufklärungsarbeit zu leisten und vermerkte: „Wir hatten bei unserer Arbeit stets freie Hand, es wurde nie und von niemanden dreingeredet."

Nichts ist ausgeschlossen
Der Ansatz Karners, Verkehrsflächen als Denkmäler zu betrachten, gefiel Bürgermeister Nagl besonders gut. „Wir werden unsere restlichen Denkmäler auch unter die Lupe nehmen." Der vollständige Bericht der Straßennamenskommission wird in der nächsten Gemeinderatssitzung im April präsentiert und davor in den Ausschüssen diskutiert. Danach will man über die weitere Vorgehensweise - ob nun Zusatztafeln montiert oder Namen geändert werden, vielleicht auch künstlerische Interventionen zum Zug kommen - genau prüfen und verantwortungsvoll abwiegen. Auch die Bevölkerung soll dabei zu Wort kommen, wie ein Vorschlag von Schmidlechner lautete. „Ich schließe nichts aus, wünsche mir aber eine gemeinsame Vorgehensweise", betonte Nagl. In Salzburg beispielsweise habe man es so gelöst, dass Zusatztafeln, formuliert von einer HistorikerInnen-Kommission, angebracht wurden.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
https://www.graz.at

 

 

 

 

 

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