OÖ Landesausstellung 2018 - Sneak Preview – Aktueller Baufortschritt im Museum Lauriacum
Enns/Linz (lk) - Im Rahmen einer Pressekonferenz im Landhaus in Linz präsentierte Landeshauptmann Mag.
Thomas Stelzer am 23. März gemeinsam mit dem Bürgermeister der Stadtgemeinde Enns, Franz Stefan Karlinger,
Mag. Reinhold Kräter, Kulturdirektor Land Oberösterreich, Dr. Stefan Traxler, Wissenschaftlicher Leiter
OÖ. Landesausstellung 2018, und Dr. Reinhardt Harreither, Wissenschaftlicher Leiter OÖ. Landesausstellung
2018, Leitung Museum Lauriacum, Enns, den aktuellen Baufortschritt im Museum Lauriacum.
Die Vorbereitungen laufen bereits auf vollen Touren. Nach dem Abschluss der Bau- und
Sanierungsmaßnahmen am Gebäude selbst wird derzeit von verschiedensten Gewerken wie Tischler, Schlosser,
Glaserer, etc. unter der Leitung der Gestalterinnen Arch. DI Elisa-beth Plank und Arch. DI Susanne Veith-Aschenbrenner
im Museum Lauriacum die Ausstellung eingebaut. In einer letzten Phase (etwa zwei Wochen vor Ausstellungseröffnung)
werden die Ausstellungsobjekte selbst eingebracht. Die Ausstellung verbindet die Präsentation hochkarätiger
Kulturgüter mit einer packenden Inszenierung, sodass der Ausstellungsbesuch gleichsam zu einem Erlebnis für
die ganze Familie wird.
Das neue Museum Lauriacum: interaktiv - anschaulich - unterhaltsam
Das 1892 gegründete Museum Lauriacum ist die drittälteste wissenschaftliche museale Institution in
Oberösterreich. Die ersten Schauräume befanden sich im Meierhof des Schlosses Ennsegg, doch konnten die
musealen Exponate schon 1898 durch das Entgegenkommen der Stadtgemeinde Enns im historischen Ratssaal im ehemaligen
Rathaus in würdigem Rahmen aufgestellt werden. 1971 wurden weitere großzügige Räumlichkeiten
im früheren Rathaus für das Museum adaptiert. Für die Präsentation in den 1980er Jahren erhielt
das Museum Lauriacum 1988 den Museumspreis.
Das Museum, das eine der bedeutendsten Sammlungen zur Römerzeit in Österreich beherbergt, bildet das
Herz der diesjährigen Landesausstellung. Durch die Einbindung jüngster Forschungsergebnisse von Ausgrabungen,
geophysikalischen Prospektionen, altertumswissenschaftlichen, anthropologischen und archäozoologischen Unter-suchungen
werden auch ganz neue Aspekte zum Leben an der Donau vor 1800 Jahren präsentiert. Die Kombination von interaktiven
Vermittlungsstationen, Multimedia und klassischer Objektpräsentation ermöglicht ein informatives, anschauliches
und unterhaltsames Erlebnis für Jung und Alt.
Durch die Landesausstellung konnten die Präsentationsflächen für die Römerzeit mehr als
verdoppelt werden - von ursprünglich 600 m² auf 1300 m². Das Museum Lauriacum wird damit zu einem
der größten Römermuseen Mitteleuropas.
Eingangsbereich
Legio - das römische Heer
Im ersten großen Ausstellungsraum wird das römische Heer anschaulich vor Augen geführt: Was
ist eine Legion? Welche Truppen und Chargen hat es gegeben und wie sind die Soldaten bewaffnet gewesen? Das Highlight
ist eine 6000 Mann starke, handbemalte Zinnfigurenlegion "Mules of Marius" (mules-of-marius.com).
Imperium Romanum
Im nächsten Bereich erfolgt die Verortung von Lauriacum im Imperium Romanum und in der Provinz Noricum.
Lauriacum wurde mit der Stationierung der legio II Italica, der zweiten Italischen Legion, am Ende des zweiten
Jahrhunderts n. Chr. einer von ca. 30 Legions-stützpunkten im Römischen Reich. Hier wird die Einbindung
in den sogenannten "Donau-limes" deutlich. Ab Mitte 2019 könnte Lauriacum/Enns einer der zentralen
Orte des UNESCO Welterbes Donaulimes sein.
Legio II Italica
Der unter Kaiser Marcus Aurelius im Vorfeld der Markomannenkriege in Norditalien ausgehobenen zweiten Italischen
Legion ist ein eigener Raum gewidmet. Der "Philosophenkaiser" wird hier ebenso thematisiert wie der historische
Hintergrund, der zur Aushebung der Einheit geführt hat. Anhand von Abbildungen der Marcus-Säule in Rom
werden die Feldzüge gegen die Markomannen und ihre Verbündeten skizziert. Die Höhepunkte in diesem
Raum sind das in 3D-Druck gefertigte Modell des Legionslagers von Lauriacum und eine monumentale Bauinschrift,
die einst über einem der Lagertore angebracht war.
Außerdem in diesem Bereich: Eine Multimedia-Station, die die unglaubliche Karriere von Caius Memmius Fidus
Iulius Albius, eines Kommandanten der "Legio II Italica", zeigt.
Dis Manibus - Sterben in Lauriacum
Orpheus, der begnadete Musiker und Sänger der griechisch-römischen Mythologie bildet den Auftakt
in jenem Bereich, der den Gräberfeldern von Lauriacum gewidmet ist. Das bedeutendste Objekt ist hier jedoch
die Grabinschrift, die eine der beiden Leitfiguren der Ausstellung, Seccius Secundinus, für sich und seine
Familie meißeln ließ. Die Inschrift wurde bereits um 1300 n. Chr. in der Lorcher Basilika wiederentdeckt
und ist damit auch das wichtigste Exponat zur frühen Forschungsgeschichte zur Römerzeit in Oberösterreich.
Lebenszeichen aus Lauriacum - Anthropologie
Die jüngsten anthropologischen Forschungen von Maria Marschler und Andrea Stadlmayr (Naturhistorisches
Museum Wien) zum größten bekannten Gräberfeld von Lauriacum, dem sogenannten Steinpaß, können
als Meilenstein in der Erforschung des Lebensraumes an der Donau in Oberösterreich vom 2. bis zum 4. Jahrhundert
bezeichnet werden. Volkskrankheiten konnten ebenso diagnostiziert werden wie tödliche Verletzungen, Enthauptungen,
aber auch erfolgreich behandelte Verletzungen, arbeitsbedingte Überbelastungen und vieles andere mehr. Besonders
interessant ist die schlechte Zahngesundheit der damaligen Menschen. Beim Großteil der am Steinpaß
Bestatteten fanden sich Hinweise auf Karieserkrankungen. Diese Zahndefekte stehen in unmittelbarem Zusammenhang
mit der aufgenommenen Nahrung, die primär auf Getreide basierte. Diese und andere Themen rund um die anthropologischen
Forschungen werden in einer interaktiven Station vermittelt.
Erstes Obergeschoss:
Die zivilen Siedlungsbereiche von Lauriacum
Das erste Obergeschoss ist den zivilen Siedlungsbereichen gewidmet. Der Zuzug von circa 6000 Soldaten und vielen
weiteren Menschen brachte einen enormen wirtschaft-lichen Aufschwung nicht nur für die Siedlung, sondern für
die gesamte Region mit sich. Zur Blütezeit dürfte Lauriacum etwa 25 000 EinwohnerInnen beherbergt haben
- also etwa doppelt so viele wie die heutige Stadt Enns.
Wand- und Deckenmalerei - römischer Tapetenwechsel
Die österreichweit bedeutendsten römischen Funde von Wand- und Deckenmalereien der letzten Jahrzehnte
unterstreichen die Sonderstellung von Lauriacum und zeugen vom Wohlstand der römischen Siedlung. Sie vermitteln
die Vielfalt der römischen Wanddekoration und ihre stilistische Entwicklung. Bis zu vier übereinander
liegende Schichten - also Belege für römerzeitlichen "Tapetenwechsel" - zeigen prachtvolle
figurale und dekorative Elemente. Neben der antiken Technik, dem Material und der Handwerkskunst thematisiert die
Ausstellung auch die moderne konservatorische Bearbeitung der sensiblen Objekte.
Stadtgeschichte - von der Römerzeit ins Mittelalter
Ausgehend von einer römischen Siedlung am Schnittpunkt wichtiger Verkehrswege entwickelte sich Lauriacum
ab dem späten 2. Jh. n. Chr. durch die Stationierung der Legio II Italica zum größten militärischen
Stützpunkt der Provinz Noricum mit einem Legionslager und zivilen Siedlungsbereichen. Zur Zeit Kaiser Diocletians
erlitt unser Landespatron, der Heilige Florian, am 4. Mai 304 den Märtyrertod durch Ertränken in der
Enns. In der Spätantike war Lauriacum Bischofssitz und über den baulichen Resten einer frühchristlichen
Kirche erhebt sich heute die Basilika St. Laurentius in Lorch/Enns.
Durch die Verleihung des Stadtrechts durch Leopold VI. am 22. April 1212 ist Enns die älteste Stadt Österreichs,
deren heute noch erhaltene Stadtmauer die Wiederverwendung antiker Baumaterialien aus dem römischen Legionslager
erkennen lässt.
Im Stadtgeschichte-Raum wird die wechselvolle Geschichte von Enns im Zeitraffer dargestellt. Neben ausgewählten
Exponaten, die stellvertretend die verschiedenen Epochen repräsentieren, wird eine multimediale Präsentation
auf einem großen Landschaftsmodell die Entwicklung bis ins Heute besonders anschaulich vor Augen führen.
Zweites Obergeschoss:
Numismatik - Bilderwelten
Im zweiten Stockwerk wird eine großartige Auswahl der ca. 40000 dokumentierten Fundmünzen von Lauriacum
gezeigt. Neben verschiedenen Herstellungstechniken, den obligaten Informationen zu Münzstätten, Nominalien,
Kaufkraft, Einkommen und Inflation kann das Publikum selbstverständlich auch in antike Bilderwelten eintauchen,
denn die Münzen waren ein wichtiges Propagandainstrument für den Kaiser und seine Familie.
Alltag in Lauriacum
Der großzügig gestaltete Themenbereich Alltag in Lauriacum lädt zur aktiven Beteiligung ein.
Die vielfältigen archäologischen Exponate des Museums gewähren tiefe Einblicke in die Lebensräume
einer römischen Garnisonssiedlung an der Außengrenze des Imperium Romanum. Im Fokus stehen das öffentliche
Leben, die Glaubenswelten, die Ernährung und die Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner durch lokales Handwerk
und überregionalen Handel.
Basilika St. Laurenz
Die Basilika St. Laurenz in Lorch präsentiert das Thema der Landesausstellung "Die Rückkehr der
Legion. Römisches Erbe in Oberösterreich" aus verschiedenen Blickwinkeln. Sie bietet eine faszinierende
Zeitreise durch 1800 Jahre Baugeschichte und 1600 Jahre Kirchengeschichte.
In der Unterkirche, die nur mit Führung zugänglich ist, bewegen sich die Besucherinnen und Besucher
wie bei einer Ausgrabung zwischen den Vorgängerbauten. Die neuen Beleuchtungselemente schaffen bessere Orientierungsmöglichkeiten.
Die neu gestalteten Vitrinen bieten mit Exponaten und Dokumentation eine zusätzliche, begleitende Information
für das Führungspersonal. Das gilt auch für die auf einem Bildschirm ablaufende Präsentation,
die im zentralen Bereich der Unterkirche zu sehen ist, wo zusätzliche Sitzmöglichkeiten eingerichtet
sind.
In St. Laurenz steht man an der Wiege des Christentums in Oberösterreich, daher widmet sich ein zweiter
Ausstellungsteil diesem Thema. Der Hl. Florian, Landespatron von Oberösterreich, wurde in Lauriacum am 4.
Mai 304 wegen seines christlichen Glaubens hingerichtet. Der Hl. Severin wirkte hier um 480 n. Chr. in einer unruhigen
und unsicheren Zeit, damals leitete Bischof Constantius neben seinen kirchlichen Aufgaben die Verteidigung der
Siedlung im ehemaligen Legionslager.
Die Basilika St. Laurenz in Lorch ermöglicht einen faszinierenden Einblick in die Geschichte von Lauriacum
und Enns. Sie bildet die Verbindung zwischen der römischen Siedlung und der mittelalterlichen Stadt.
Ausstellungsgestaltung
Die Ausstellungen im Museum Lauriacum und in der Unterkirche der Basilika St. Laurenz wurden von Arch DI Elisabeth
Plank und Arch DI Susanne Veit-Aschenbrenner (ARGE Plank Veit-Aschenbrenner) geplant. Für die Umbauarbeiten
am Gebäude und den neuen Zubau wurde Arch DI Christoph Haas beauftragt.
Für die Landesausstellung 2018 wurde ein Ideenfindungswettbewerb für die baulichen Maßnahmen unter
Architekten ausgeschrieben. Haas Architektur konnte durch den sanften Umgang mit der historischen Bausubstanz,
ergänzt mit einem modernen Zubau, die Jury von der hohen Architekturqualität überzeugen.
Wo bis jetzt eine bestehende Terrasse war, wurde zusätzlicher Ausstellungsraum geschaffen. Dieser Zubau
lehnt sich in der Geometrie an den Altbestand an und berührt diesen nur mit einem Glasgelenk, damit die Giebelmauern
im Inneren zur Gänze in Erscheinung treten.
Ebenso wurde ein Hauptaugenmerk bei der Ausarbeitung auf eine durchgehende bestehende Firstlinie des Arkadengangs
zur Münzstätte hin gelegt. Der Neubau wurde mittels Lamellen abgesetzt, um eine klare Trennung der Bausubstanzen
zu erzielen.Ebenso wurde ein neues Fluchtstiegenhaus im Osttrakt implementiert. Die Ausführung einer Falttreppe
wurde mit ultrahochfestem Beton umgesetzt, welche vor einem zweigeschossigen Kunstwerk frei schwebt.
Im Zuge der Umbaumaßnahmen wurden sämtliche Dachstühle und Dacheindeckungen erneuert. Durchbrüche,
Böden, Portale und Fenster wurden auf die Ausstellungs-architektur abgestimmt.
Die Kombination von moderner, zeitgemäßer Architektur in Einklang zu bringen mit der historischen
Bausubstanz war das Hauptziel von Haas Architektur, welches aufgrund der tollen Bauherrenschaft, mit dem Bundesdenkmalamt
und den perfekten ausführenden Firmen termingerecht erreicht werden konnte.
Das virtuelle "Haus der Medusa. Römische Wandmalerei aus Enns"
Virtual-Reality-Installation
FH Oberösterreich Campus Hagenberg, Forschungsgruppe Playful Interactive Environments
(in Kooperation mit KHM Wien und BDA Österreich)
6. Mai 2018, 10.00 - 17.00 Uhr
3. Juni 2018 , 10.00 - 17.00 Uhr
1. Juli 2018, 10.00 - 17.00 Uhr
5. August 2018, 10.00 - 17.00 Uhr
2. Sept. 2018, 10.00 - 17.00 Uhr
7. Oktober 2018, 10.00 - 17.00 Uhr
Museum Lauriacum, Enns
In einem interaktiven 3D-Modell kann das "Haus der Medusa" individuell erlebt und "besucht"
werden.
Eine Zeitleiste erlaubt den Wechsel zwischen den unterschiedlichen Ausstattungsphasen und unterstützt so das
Verständnis der komplexen, einander überlagernden Malereien. In einem 3D-Puzzle können schließlich
die Wandmalerei-Fragmente selbst zusammen-gesetzt und gleichsam restauriert werden.
Das virtuelle "Haus der Medusa" ist ein Projekt der FH Oberösterreich Campus Hagenberg, Forschungsgruppe
Playful Interactive Environments.
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