WKÖ-Experte Thaler: Wachstumskontinent Afrika ist zu wenig am Austro-Exportradar und wird
von China, Frankreich und USA dominiert
Johannesburg/Wien (pwk/awo) - „Der Wachstums- und Zukunftskontinent Afrika ist zu wenig auf dem Radar der
österreichischen Exportwirtschaft“, so der Afrika-Experte der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA in der Wirtschaftskammer
Österreich (WKÖ), Rudolf Thaler. Nur knapp über ein Prozent der österreichischen Exporte gehen
in eines der über 50 afrikanischen Länder. Die österreichischen Afro-Exporte haben sich seit 1995
zwar fast verdoppelt und liegen an 37. Stelle unter den afrikanischen Lieferländern, entsprechen volumenmäßig
aber nur den rot-weiß-roten Exporten nach Schweden.
Im EU-Vergleich sind Österreichs Afro-Exporte im Mittelfeld an 11. Stelle gereiht. Der Exportzuwachs von knapp
drei Prozent im vergangenen Jahr auf 1,6 Milliarden Euro spiegelt nicht die Marktgröße und das Marktpotenzial
des Wachstumskontinents wider. Afrika hat über eine Milliarde Einwohner und ist flächenmäßig
so groß wie China, Indien, die USA und Japan zusammen.
Süd- und Nordafrika sind die größten Abnehmer von Austro-Produkten
80 Prozent der österreichischen Exporte nach Afrika verteilen sich auf sieben Staaten in Nord- und Südafrika:
Die Republik Südafrika ist mit etwa ein Viertel der österreichischen Exporte der größte Importeur
österreichischer Produkte am afrikanischen Kontinent, gefolgt von Ägypten, Algerien, Marokko, Mali, Nigeria
und Tunesien. Südafrika verfügt mit etwa 50 der insgesamt 200 Niederlassungen in Afrika über die
größte rot-weiß-rote Präsenz.
Nordafrikanische Länder importierten 2017 fast die Hälfte (47%) der nach Afrika exportierten österreichischen
Waren. Die größten Abnehmer österreichischer Produkte in Nordafrika sind Ägypten (261 Mio.
Euro), Algerien (260 Mio. Euro) und Marokko (137 Mio. Euro). Die Exporte nach Algerien und Marokko stiegen um beachtliche
29% und 20% im Vergleich zum Vorjahr.
West-, Ost- und Zentralafrika haben großes Marktpotenzial
Westafrikanische Länder importierten vergangenes Jahr 17% der österreichischen Waren nach Afrika.
Nigeria ist mit 180 Millionen Einwohner das bevölkerungsreichste Land Afrikas und importierte 2017 um 16%
mehr Waren aus Österreich als im Jahr zuvor - und zwar 78,6 Mio. Euro. Attraktive Exportdestinationen in Westafrika
sind beispielsweise die Nachbarländer Ghana und Cote d’Ivoire mit jeweils etwa zwanzig Millionen an österreichischen
Einfuhren. Der Gouverneur von Abidjan sah beispielsweise bei seinem kürzlichen Besuch in Wien Chancen in den
Bereichen Infrastruktur, Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte, Gesundheit und Ausbildung im Tourismus. Dieser
Nachfragemix ist für viele Länder Afrikas gültig.
Kenia ist in Ostafrika mit 17 Millionen Euro der größte Abnehmer österreichischer Waren und entwickelt
sich wie Nigeria und Südafrika zu einem dynamischen Tech- und Startup-Zentrum. Das Nachbarland Äthiopien
gehört zu den am schnellsten wachsenden Ländern Afrikas und nahm Austro-Waren in Höhe von 16 Millionen
Euro ab. Stark entwickelt sich die Volkswirtschaft Tansanias, die bei Fortsetzung ihres dynamischen Wachstums Kenia
in Zukunft die Nr.1 Position in der Region streitig machen könnte. Die Region Zentralafrika ist mit ihren
sechs Staaten - darunter Kamerun, Tschad und Kongo - noch kein nennenswerter Abnehmer österreichischer Waren.
Tipp: Nicht länger zuwarten
„In Afrika dominieren mit großem Abstand Unternehmen aus China. Die Exporte Chinas nach Afrika sind im Zeitraum
1995 bis 2016 um das 25-fache auf knapp 80 Milliarden Euro gestiegen. Die Exporte der nachgereihten Länder
Frankreich, USA und Deutschland haben sich vergleichsweise nur etwa verdoppelt und liegen unter der 30 Milliarden
Euro-Marke. Um nicht den Anschluss im attraktiven Zukunftsmarkt Afrika zu verlieren, ist jetzt ein Markteinstieg
und Ausbau des Afrika-Engagements zu empfehlen. Später werden die Markteintrittskosten erheblich höher
sein“, so Thaler.
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